LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF
An der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an: Die BASF-Aktie verlor fast drei Prozent auf 44,04 Euro und war damit klares Schlusslicht im Dax. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier etwa zehn Prozent an Wert eingebüßt. In den vergangenen fünf Jahren summiert sich der Wertverlust sogar auf rund 40 Prozent.
Aus Sicht des Branchenexperten Chris Counihan vom Analysehaus Jefferies liegt das Gewinnziel des Konzerns für 2028 weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Die angekündigte Kürzung der Dividenden dürfte jedoch für Enttäuschung sorgen, schätzt er.
Unterdessen will der neue BASF-Chef Kamieth die wichtige Agrarsparte des Konzerns auf eigene Füße stellen. Bis 2027 soll das Geschäft in separate Gesellschaften ausgegliedert werden. Anschließend will der Manager die Voraussetzungen schaffen, um mittelfristig einen Minderheitsanteil der Sparte an die Börse zu bringen.
Der Chemiekonzern werde sich in den kommenden Jahren darauf fokussieren, die Kerngeschäfte zu stärken und profitabel zu wachsen, erklärte Kamieth. Ein Konzernumbau, Sparmaßnahmen und geringere Investitionen sollen den operativen Gewinn mittelfristig deutlich nach oben treiben.
So soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Jahr 2028 zwischen 10 und 12 Milliarden Euro erreichen. 2023 hatte BASF hier knapp 7,7 Milliarden Euro verdient und damit knapp 29 Prozent weniger als im Jahr davor. Im Jahr 2021 hatte der bereinigte operative Gewinn mit 11,35 Milliarden Euro allerdings schon in der jetzt für 2028 geplanten Größenordnung gelegen.
Angesichts des teuren Umbaus kann BASF in den kommenden Jahren wohl erst nicht mehr so viel Dividende zahlen wie zuletzt. Die direkte Gewinnbeteiligung der Anteilseigner soll in den kommenden Jahren bei mindestens 2,25 Euro je Aktie liegen. Für 2023 hatte BASF noch 3,40 Euro je Aktie gezahlt.
Die jährliche Dividendensumme liege in den kommenden Jahren bei rund zwei Milliarden Euro, hieß es weiter. Zwischen 2025 und 2028 sollen damit insgesamt rund acht Milliarden ausgeschüttet werden. Ergänzt werden soll dies durch den Rückkauf eigener Aktien. Dafür will BASF spätestens ab dem Jahr 2027 voraussichtlich rund vier Milliarden Euro ausgeben.
Der Chemiekonzern kämpft mit hohen Kosten, darunter den Ausgaben für Energie. Als Konsequenz hatte der Konzern bereits im Februar ein weiteres milliardenschweres Sparprogramm samt Stellenabbau und der Schließung von Anlagen aufgelegt. In Ludwigshafen sollen laut dem jüngsten Sparprogramm bis Ende 2026 zusätzlich jährliche Kosten von einer Milliarde Euro eingespart werden. Wie viele Stellen in Ludwigshafen wegfallen werden, ist noch unklar.
Unterdessen stellt der Vorstand die Zukunft weiterer Anlagen in Ludwigshafen in Frage. "Die Mehrzahl der Anlagen ist in ihren jeweiligen Märkten wettbewerbsfähig", sagte Vorstandsmitglied Katja Scharpwinkel am Donnerstag. Jedoch erzielten einzelne Anlagen und Produktionslinien keine ausreichenden Erträge mehr. Sie seien nicht mehr wettbewerbsfähig genug oder strukturell nicht ausgelastet.
Schon jetzt schließt BASF Anlagen in Ludwigshafen, etwa für Adipinsäure, Cyclododecanon und Cyclopentanon (CPon). Weitere Anpassungen würden geprüft und soweit erforderlich schrittweise umgesetzt, erklärte Scharpwinkel. Zudem werde der Konzern seine Strukturen außerhalb der Produktion am Konzernsitz anpassen und seine Kosten erheblich senken. Wie bereits bekannt, will BASF bis Ende 2026 jährlich fortlaufende Gesamteinsparungen von rund 2,1 Milliarden Euro erzielen.
BASF-Chef Kamieth führt den weltgrößten Chemiekonzern erst seit Ende April. Sein Vorgänger Martin Brudermüller hat ihm ein schweres Erbe hinterlassen. So schreibt BASF in Deutschland seit zwei Jahren rote Zahlen. Bei seinem letzten Auftritt als Konzernchef auf der Hauptversammlung hatte Brudermüller seinen Sparkurs ebenso verteidigt wie seine Strategie für Asien./stw/zb/glb/nas/stk
Quelle: dpa-Afx