BERLIN (dpa-AFX) - Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat den "Autogipfel" von Politik und Industrie als "zynisch" kritisiert. "In einer Zeit, in der die Menschheit in unvorstellbaren Ausmaßen unter Stürmen, Hitze, Arktisschmelzen und Waldbränden leidet, hat es schon etwas Zynisches, dass man hier Autogipfel veranstaltet als wäre nichts - um sich ausgerechnet der Frage zuzuwenden, wie Menschen dazu gebracht werden können, noch mehr Autos zu kaufen", sagte die Vertreterin der Klimabewegung Fridays for Future dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Online).
Politik und Wirtschaft sollten vielmehr darüber diskutieren, wie der Umbruch in der Automobil- und Zulieferindustrie gelingen kann. "Wir brauchen dringend kluge Ideen und Konzepte für einen gerechten Systemwandel der Wirtschaft hinzu einer Ökonomie innerhalb der planetaren Grenzen", sagte Neubauer. Auch mit Blick auf die Diskussion über eine Kaufprämie auch für Autos mit Verbrenner kritisierte sie: "Das Zündeln mit Ideen von vorgestern verschwendet letztendlich nur Zeit, die wir nicht mehr haben."
Es gebe keinen Plan, dem Klimawandel beizukommen, sagte die Aktivistin. Gleichzeitig würden "keine Kosten und Mühen gespart, die Chefs der Autokonzerne glücklich zu machen". Neubauer sagte: "Ich weiß nicht, was an Extremwettern und Klimakatastrophen noch passieren muss, damit Bundesregierung und die Industrie in größeren Zusammenhängen denken und ihre Verantwortung für das große Ganze erkennen."
Am Dienstagabend wollten Vertreter der Automobilindustrie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesministern sowie Ministerpräsidenten der Länder in einer Videokonferenz über die Lage der Branche beraten. Schwerpunkt sollen eigentlich Zukunftsfragen wie Digitalisierung, Vernetzung und autonomes Fahren sein. Allerdings belastet die Corona-Krise die Autoindustrie, die Nachfrage ist stark zurückgegangen. Dazu kommen der schwierige Umbruch in der Branche hin zu mehr alternativen Antrieben sowie der digitale Wandel./bvi/DP/men
Quelle: dpa-Afx