LONDON (dpa-AFX) - Der aktivistische US-Investor Paul Singer will offenbar auch bei der geplanten Übernahme der Software AG durch Silver Lake verdienen. Singer habe über seine Investmentgesellschaft Elliott Aktien des Darmstädter Unternehmens erworben, um von dem Gebot des Finanzinvestors Silver Lake oder einer möglichen Gegenofferte zu profitieren, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Singer ist unter anderem dafür bekannt, sich Anteile an Unternehmen zu sichern, die vor einer Übernahme stehen, um in einem sogenannten Zwangsabfindungsverfahren (Squeeze-out) einen höheren Preis herauszuschlagen. In den vergangenen Jahren gab es hierzulande eine Reihe von Übernahmen, an denen Singer auf diese Weise verdient hatte.
Ein Fall ist etwa in Deutschland das Funkturm-Unternehmen Vantage Towers , das vor der Komplettübernahme durch eine von der bisherigen Mutter Vodafone und den Finanzinvestoren GIP und KKR getragene Gesellschaft steht. Der britische Telekomkonzern Vodafone hatte bereits bei der Milliardenübernahme des Kabelbetreibers Kabel Deutschland unangenehme Erfahrung mit Singer gemacht. Die Briten haben Singer und Investoren, die sich seiner Strategie angeschlossen hatten, erst 2020 nach einem jahrelangen Stillstand aus dem bereits 2014 übernommenen Unternehmen Kabel Deutschland zu einem hohen Preis herausgekauft.
Mehrheitseigentümer sind oft dazu bereit, dies zu zahlen, damit der Minderheitsaktionär die Abläufe im Unternehmen nicht mehr aufhalten oder stören kann. Auch am Autozulieferer Hella , der erst vor Kurzem vom französischen Unternehmen Faurecia übernommen wurde, hält Singer größere Aktienpakete. Ein weiteres bekanntes Beispiel aus der Vergangenheit sind der Kauf des Arzneimittelherstellers Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven. Auch beim Kranhersteller Demag oder dem Computerhersteller Medion hatte Singer mit der Methode Erfolg.
Der US-Finanzinvestor Silver Lake hatte am Wochenende mitgeteilt, dass er nach dem Einstieg vor gut einem Jahr die Software AG jetzt übernehmen will. Die auf Technologiefirmen spezialisierten US-Amerikaner bieten den Aktionären 30 Euro je Anteilschein. Silver Lake wäre das Unternehmen damit 2,2 Milliarden Euro wert. Letztlich will der Investor die Software AG von der Börse nehmen. Die Aktie der Darmstädter schnellte am Montag um mehr als die Hälfte nach oben auf zuletzt 30,30 Euro. Seit Mitte 2021 war der Aktienkurs auf Talfahrt gewesen. Im August 2021 war das Papier teils noch 44 Euro wert. Das Mehrjahreshoch im Januar 2018 lag sogar bei fast 50 Euro./zb/lew/jha/
Quelle: dpa-Afx