MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die US-Internet-Suchmaschine Neeva tritt nun auch in Deutschland mit einem Dienst ohne Werbung und Tracking gegen Google
Neeva zeigt keine Werbung an und sammelt auch keine Nutzerdaten, sagte Firmenmitgründer Sridhar Ramaswam der Deutschen Presse-Agentur. Ramaswam war bis 2017 Leiter der 115 Milliarden Dollar schweren Werbesparte von Google. Bei der Gründung von Neeva stand ihm Vivek Raghunathan zur Seite, der zuvor als Vizepräsident bei YouTube für die Monetarisierung der Videoplattform zuständig war.
Das Geschäftsmodell von Neeva sieht neben einer kostenfreien Basisversion ein bezahlpflichtiges Premium-Abo vor, das umgerechnet knapp fünf Euro im Monat kostet und Zusatzleistungen wie einen Passwortmanager oder einen VPN-Service zum anonymen Browsen im Web anbietet. In Europa soll zunächst aber nur die kostenfreie Version angeboten werden.
Die Ausdehnung der Geschäftsaktivitäten auf den europäischen Markt wurde durch eine zweite Finanzierungsrunde im Jahr 2021 von über 77,5 Millionen US-Dollar möglich gemacht. Zu den Investoren gehören bekannte Risikokapitalgeber wie Sequoia Capital, Greylock Ventures, Inovia Capital und Neythri Futures Fund.
Neeva hat einen eigenen Suchindex von Milliarden von Webseiten erstellt und präferiert bei den Suchresultaten die Seiten, die für hochwertige Inhalte bekannt sind. Außerdem spielen in den Suchergebnissen Community-Plattformen wie Reddit eine stärkere Rolle als bei Google. "Das müssen nicht unbedingt Seiten sein, die viele Klicks generieren, weil im Idealfall direkt eine Antwort geliefert wird", sagte Ramaswam. Zudem ermöglicht es Neeva den Nutzerinnen und Nutzern, auf persönlich genutzte Apps wie E-Mail, Dropbox
Ramaswamy sagte, Google dominiere den Suchmaschinenmarkt mit einem Anteil von über 90 Prozent. "Neeva wird diese Vormachtstellung herausfordern, indem es ein besseres Such- und Browsing-Erlebnis schafft, das die Nutzer begeistern wird." Gleichzeitig räumte er ein, dass sein Unternehmen derzeit ein Nischenplayer sei. Neeva benötige aber auch keine Milliarden-Umsätze, um den Kunden einen hochwertigen Service anzubieten.
Die größte Herausforderung sei nicht die Qualität der Sucherresultate oder die Finanzierung des Unternehmens. "Es sind die fehlenden Auswahlmöglichkeiten." Anwender würden nicht aktiv darauf hingewiesen, dass es brauchbare Alternativen zu den Angeboten der großen Player gebe. Regulierungsbehörden sollten sich vor allem auf diesen Aspekt fokussieren./chd/DP/zb
Quelle: dpa-Afx