ÖHRINGEN/STUTTGART (dpa-AFX) - Das Erdgasnetz in Baden-Württemberg kann nach Angaben des Verteilnetzbetreibers Netze BW grundsätzlich auch Wasserstoff transportieren. Das ist das Ergebnis eines mehrjährigen Feldversuchs in der Stadt Öhringen (Hohenlohekreis). "Die bestehende Infrastruktur ist mit einem geringeren Umrüstaufwand rein wasserstofffähig. Das war zu Beginn des Netzlabors überhaupt nicht klar", sagte der technische Geschäftsführer von Netze BW, Martin Konermann, am Dienstag. Da sei nun ein dicker grüner Haken dahinter.
Netze BW betreibt ein mehr als 6000 Kilometer langes Erdgasverteilnetz im Land. Mehr als 95 Prozent dieses Netzes könnten Konermann zufolge sofort Wasserstoff transportieren. Nur bestimmte Leitungen müssten ausgetauscht werden. Die Ergebnisse sind ihm zufolge auch auf andere Gasnetzbetreiber im Südwesten übertragbar.
Das Pilotprojekt war Mitte 2022 in die entscheidende Phase gegangen: Damals war ein Teil des Gasnetzes in Öhringen abgetrennt und eigenständig versorgt werden. Auf dieser "Insel" wurde nach und nach der Wasserstoffanteil auf bis zu 30 Prozent erhöht. Dieser wurde unter anderem aus überschüssigem Solarstrom hergestellt. Eingebunden waren eine Liegenschaft der EnBW
Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Erzeugt werden kann er unter anderem durch die sogenannte Elektrolyse. Bei der chemischen Reaktion wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Stammt der Strom aus erneuerbaren Energien, spricht man von grünem Wasserstoff. Wichtig werden dürfte der Wasserstoff insbesondere für die Industriebetriebe im Land - aber nicht ausschließlich: "Wir werden das Thema Wasserstoff auch im Wärmemarkt sehen. Nicht zu 100 Prozent, aber überall dort, wo ein Nahwärmenetz oder Wärmepumpen nicht zum Ansatz kommen können", sagte Konermann.
Netze BW geht aktuell davon aus, dass ab 2032 die Wasserstofftransformation beginnt und ab 2040 in den bestehenden Gasnetzen im Land Wasserstoff transportiert werden wird./jwe/DP/ngu
Quelle: dpa-Afx