HANAU/KLEINOSTHEIM (dpa-AFX) - Angesichts weltweit riesiger Berge von nicht wiederverwertetem Plastikmüll rechnet die Heraeus-Tochter Revalyu rund ein Jahr nach ihrer Gründung mit guten Wachstumschancen. Das Unternehmen mit Sitz im unterfränkischen Kleinostheim setzt dabei auf chemisches Recycling von PET-Flaschen, aus denen dann neue Flaschen oder Textilfasern hergestellt werden können. "Im indischen Nashik verarbeitet derzeit unsere Fabrik mit 340 Mitarbeitenden 40 Tonnen Müll pro Tag", sagte Geschäftsführer Jan van Kisfeld der Deutschen Presse-Agentur. "Zwei weitere Fabriken sollen dort hinzukommen - mit weitaus größerer Kapazität."
Die Werke - ebenfalls in Nashik - sollen nach Abschluss der Bauarbeiten jeweils eine Kapazität von 100 Tonnen pro Tag haben. Das entspricht etwa zehn Millionen leere Flaschen. Während Indien beim Plastik-Recycling nach van Kisfelds Einschätzung relativ weit ist, gibt es in den USA, wo Revalyu ebenfalls ein Werk plant, noch großen Nachholbedarf. Nicht selten werde vorsortierter Abfall auf Müllkippen wieder miteinander vermischt. Die Herausforderung für Revalyu bestehe darin, dort an ausreichende Mengen von weggeworfenem Polyethylenterephthalat (PET) zu gelangen. Örtliche Zwischenhändler sollen dabei helfen.
Das geplante Werk im US-Bundesstaat Georgia soll in einer ersten Ausbaustufe mit rund 75 Mitarbeitenden zehn Millionen Flaschen pro Tag recyceln können. In knapp zwei Jahren soll es in Betrieb gehen.
"Recycling wird in den USA erst langsam ein Thema", sagte der Geschäftsführer. Auf der einen Seite gebe es eine niedrige Recyclingquote, auf der anderen Seite aber einen riesigen Verbrauch. Diesen "unberührten Markt" würden derzeit immer mehr Investoren für sich entdecken. Van Kisfeld spricht von einer regelrechten "Goldgräberstimmung" in diesem Bereich. "Und wir wollen Teil dieser Geschichte sein." Angetrieben werde die Entwicklung von Getränkekonzernen wie Coca-Cola
Revalyu setzt chemisches Recycling ein. Diese Technologie sei dem beispielsweise in den USA und Deutschland verbreiteten mechanischen Recycling überlegen, hieß es vom Unternehmen. Das PET werde dabei nicht nur gewaschen und klein gehäckselt, sondern darüber hinaus auf chemisch-molekularer Ebene zu einem Material verwandelt, das sauberer sei, wesentlich weniger Energie verbrauche und näher an dem ursprünglichen Ausgangsstoff liege. "Aus den dabei gewonnenen Pellets kann man grundsätzlich jedes PET-Produkt herstellen. Die Qualität ist vergleichbar mit dem aus Öl hergestellten primären PET", sagte van Kisfeld. Dabei werde 75 Prozent weniger Energie und 86 Prozent weniger Wasser verbraucht als bei der Herstellung konventioneller PET-Flaschen aus Erdöl.
Im Recycling von Edelmetallen sei das Hanauer Familienunternehmen seit vielen Jahren Weltmarktführer, sagte Till Weber, Sprecher des Mutterkonzerns. "Daher war es nur konsequent, auch in andere Recyclingtechnologien zu investieren."/mba/DP/zb
Quelle: dpa-Afx