NECKARWESTHEIM/STUTTGART (dpa-AFX) - Bei der jährlichen Sicherheitsüberprüfung im Block II des Atomkraftwerks Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) sind 17 neue Risse an Rohren festgestellt worden. "Die Anzahl der sicherheitstechnisch relevanten Befunde ist damit rund 0,6 Promille höher als im Vorjahr und erneut deutlich unter dem Niveau von 2018 und 2019", ordnete das baden-württembergische Umweltministerium am Donnerstag ein. Auch seien die neuen Risse deutlich kürzer und weniger tief. Aus Sicht des Ministeriums greifen die eingeführten Sicherheitsmaßnahmen. Atomkraftgegner sind dennoch empört, dass das Kraftwerk wieder ans Netz geht.
2018 waren erstmals Risse in manchen der rund 16 400 Heizrohre der vier Dampferzeuger entdeckt worden. Lecks habe es deswegen aber noch nie gegeben, teilte das Ministerium mit. Und selbst in einem zu unterstellenden Störfall hätten die Rohre den Belastungen standgehalten. Der Betreiber EnBW
Vor gut einem Monat war Block II - der letzte noch laufende EnBW-Atommeiler - für die sogenannte Revision vom Netz genommen worden. Dabei werden unter anderem auch Brennelemente in dem 1989 in Betrieb gegangenen Druckwasserreaktor ausgetauscht. Maximal bis Ende 2022 wird der Block II Strom erzeugen, dann ist infolge des Atomausstiegs Schluss. Ein schneller Rückbau ist geplant.
Atomkraftgegner fordern, dass der Meiler schneller stillgelegt wird. Dazu haben die Initiative .ausgestrahlt und der Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN) haben einen Eilantrag beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg eingereicht. Sie haben ein Gutachten erstellen lassen, wonach Rohrbrüche drohen könnten.
Die BBMN warf dem Umweltministerium am Donnerstag "das Komplettversagen der Atomaufsicht" vor. "Nicht etwa eine genaue Anzahl gefundener Risse und anderer Korrosionsstellen legt fest, ob der Reaktor in zulässigem Zustand ist, sondern ob wieder ein ordnungsgemäßer Zustand der Dampferzeuger hergestellt ist. Flicken und Verstopfen hilft nicht, so lange die dicken Rostbeläge, die Spannungsprobleme, die Kondensatorlecks und die angegriffenen Heizrohre vorhanden sind und damit jederzeit weiteres unkontrolliertes Risswachstum bis zum Bersten von Rohren möglich ist." Die Karlsruher EnBW hat die Vorwürfe stets bestritten./kre/DP/stw
Quelle: dpa-Afx