für Freitag! (Kurse Stand Donnerstagnachmittag/ bitte Marktkapitalisierung von VW und Porsche noch mal checken!)
STUTTGART (dpa-AFX) - Die Holding der VW
DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:
Die Porsche-Holding ist nicht zu verwechseln mit dem Sportwagenbauer gleichen Namens. Indirekt gehört der Holding die Stuttgarter Firma dann aber doch, denn die Porsche AG ist komplett im Besitz des Volkswagen-Konzerns und den beherrscht die Porsche-Holding über die Stimmrechtsmehrheit.
In der Porsche Automobil Holding SE - so der volle Name - haben die Porsches und Piëchs ihre Anteile am VW-Konzern gebündelt. Die Porsche SE
Der Gewinn der Porsche SE wird maßgeblich durch die Geschäfte des Wolfsburger Autoriesen beeinflusst. So konnte auch die Porsche-Holding im ersten Quartal deutlich mehr Gewinn verzeichnen - nach 99 Millionen Euro vor einem Jahr waren es diesmal dank des Aufschwungs bei VW 995 Millionen Euro unter dem Strich.
Das Beteiligungsergebnis war von 108 Millionen Euro vor einem Jahr auf 1,0 Milliarden Euro geklettert. VW hatte für das erste Quartal unter dem Strich einen auf die Aktionäre entfallenden Nettogewinn von 3,2 Milliarden Euro gemeldet. Vor einem Jahr war er wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf 405 Millionen Euro abgesackt.
Neben der Beteiligung an VW, welche die Porsche-Holding neben diversen Minderheitsbeteiligungen an Mobilitätsunternehmen im Segment PSE führt, entwickelt das Unternehmen in der Sparte ITS ("Intelligent Transport Systems") Logistik- und Transportlösungen. Die Sparte besteht im wesentlichen aus der Karlsruher PTV Planung Transport Verkehr AG, die Software zur Transportmodellierung, Simulation und Verkehrsmanagement anbietet. Allerdings ist der Bereich klein und brachte im ersten Quartal auch einen kleinen Verlust.
Die Porsche SE mit insgesamt rund 900 Mitarbeitern wirkt zwar weit weg vom operativen Geschäft Volkswagens und damit auch von den Unwägbarkeiten des Dieselskandals. Doch rechtliche Risiken hat das Unternehmen dennoch zu schultern. So existiert eine Vielzahl von Klagen auch von Anlegern, die sich von VW und der Porsche SE nicht in ausreichendem Maße über die finanziellen Folgen der Dieselaffäre informiert fühlen. Auch die legendäre Übernahmeschlacht zwischen Porsche und VW zu Zeiten der Finanzkrise ist noch immer Gegenstand von Anlegerklagen.
Wie es die Mehrheitsbeziehungen andeuten, sind auch die personellen Überschneidungen zwischen VW und der Porsche SE groß. Vorstandschef in Stuttgart ist als Familienvertrauter VW-Oberaufseher Hans Dieter Pötsch. Die Rechtsgeschäfte führt Manfred Döss, ebenfalls ein von VW bekannter Manager. Und für das Beteiligungsmanagement ist Lutz Meschke zuständig, der Finanzchef beim Sportwagenbauer Porsche ist.
In diesem Jahr hat sich das Porsche-SE-Management zum Ziel gesetzt, beim Gewinn unterm Strich zwischen 2,6 und 4,1 Milliarden Euro zu erreichen.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Acht von dpa-AFX erfasste Experten sind überwiegend eher positiv gestimmt. Vier empfehlen den Kauf der Papiere, vier dagegen das Halten. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 104 Euro und damit spürbar über dem derzeitigen Kursniveau von unter 88 Euro.
Die Porsche-SE-Aktie hänge mit einem Hebel von 1,6 am Kurs der Stammaktie von VW, schrieb Ende Mai LBBW-Analyst Frank Biller. Das Hauptrisiko des Papiers liege in der Entwicklung der nicht im Dax
Die Aktie werde schon länger mit einem großen Abschlag zum eigentlich gehaltenen Vermögenswert gehandelt, erklärt HSBC-Analyst Henning Cosman. Das sei nicht unbedingt ungewöhnlich, allerdings bestehe die Beteiligungsmasse der Porsche SE zu 99 Prozent aus einem einzigen Vermögenswert - eben VW. Die Klärung von Rechtsrisiken sei in der Corona-Krise wegen der Verschiebung von Anhörungen nicht viel weiter gekommen.
Stifel-Analyst Daniel Schwarz spekuliert schon seit einiger Zeit darauf, dass die Eigentümerfamilien nach einem größeren Zugriff auf den traditionell im Familienbesitz befindlichen Sportwagenbauer Porsche AG trachten.
Dieser war im Zuge der Übernahmeschlacht 2008/09 unter dem Konzerndach von Volkswagen gelandet, im Gegenzug hatten die Porsches und Piëchs die Mehrheit an den Wolfsburgern übernommen. So könnte die Familie - vulgo die Porsche SE - nach einem Börsengang des Sportwagenbauers direkt Anteile an diesem erwerben, finanziert über den Verkauf einiger VW-Stammaktien.
SO LIEF DIE AKTIE ZULETZT:
In Medienberichten sorgte eine mögliche eigene Börsennotierung von Porsche in letzter Zeit wieder für mehr Gesprächsstoff, auch wenn VW-Konzernboss Herbert Diess die Fantasien eher zu dämpfen versuchte.
Analysten und Anleger vermuten seit geraumer Zeit, dass der Wert der Ertragsperle Porsche im Reich der vielen VW-Marken nicht so recht zur Geltung kommt - neidisch blickt die Finanz-Community vor allem auf den italienischen Luxusautobauer Ferrari.
Diesen hatte der mittlerweile verstorbene Fiat-Chef Sergio Marchionne wertsteigernd an die Börse gebracht. Sein "financial engineering" gilt vielen Analysten heute als gutes Beispiel für die Aufspaltung von Unternehmensteilen, die eigentlich nicht so recht zusammenpassen.
Zusammen mit einigen anderen bei Investoren beliebten Aspekten wie einem nochmals verstärkten Fokus auf Elektroantriebe und Batterien verhalfen die Spekulationen um einen Porsche-Börsengang in diesem Frühjahr den VW-Aktien zu einer wahren Kursrally. Vor allem die Stammaktien, die mehrheitlich der Porsche SE gehören, konnten davon profitieren - und mit ihnen die Porsche-SE-Titel.
Ende 2020 waren die Papiere 56,40 Euro wert, Mitte April im Hoch fast 100 Euro. Nach einem Rücksetzer bis auf etwas über 80 Euro erreichte die Aktie Anfang Juni ein Hoch bei 102 Euro. Geholfen hat sicher auch, dass die Porsche-Aktie seit März wieder im Mittelwerteindex MDax
Und womöglich ist beim MDax noch nicht Schluss. Die Experten der DZ Bank sehen mit der Aufstockung des Börsenoberhauses von 30 auf 40 Werte die Chance, dass die Porsche SE in den Dax einzieht. Aber es könnte knapp werden.
Beim derzeitigen Kurs von etwas knapp 88 Euro wird Porsche SE am Markt mit 26,8 Milliarden Euro bewertet. Der gesamte VW-Konzern ist an der Börse derzeit gut 120 Milliarden Euro wert. Gut 31 Prozent davon hält die Porsche SE - wären rechnerisch eigentlich rund 37 Milliarden Euro. Trotz des Aufschwungs müssen sich Porsche-SE-Halter also derzeit noch mit einem Abschlag auf den gehaltenen Beteiligungswert zufriedengeben.
Ähnlich wie bei VW sind auch die Anteilsscheine der Porsche SE in Stämme und Vorzüge aufgeteilt, von beiden Gattungen gibt es jeweils 153,1 Millionen Papiere. Die mit Stimmrechten ausgestatteten Stammaktien sind nach Angaben des Unternehmens mittelbar ausschließlich in Händen von Mitgliedern der Familien Porsche und Piëch. Im MDax notiert sind aber die Vorzüge./men/knd/mis
Quelle: dpa-Afx