(neu: aktualisierte Kursreaktion, weitere Expertenstimme)
TOULOUSE (dpa-AFX) - Der Flugzeugbauer Airbus
Der Kurs der Airbus-Aktie legte zwischenzeitlich um mehr als 10 Prozent bis auf 107,82 Euro zu und damit dem höchsten Stand seit März 2020. Am späten Nachmittag lag das Papier immer noch mit rund 9 Prozent im Plus und blieb damit Spitzenreiter im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
Die größte positive Überraschung seien die Produktionspläne für die A320-Reihe, schrieb Analyst Sandy Morris von der Investmentbank Jefferies. Sein Kollege Wolfgang Donie von der NordLB geht davon aus, dass der Optimismus des Herstellers auch von der Einschätzung seiner Kunden getragen wird. Zudem sei Airbus im Segment der Mittelstreckenjets deutlich breiter und wettbewerbsfähiger aufgestellt als Hauptkonkurrent Boeing
Auch für die Aktien der Triebwerksbauer MTU
Die Airbus-Führung erwartet weiterhin, dass der Markt für Verkehrsflugzeuge zwischen 2023 und 2025 wieder auf das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie zurückkehrt. "Die Luftfahrtbranche beginnt sich von der Covid-19-Krise zu erholen", sagte Konzernchef Guillaume Faury. Angeführt werde die Erholung vom sogenannten Single-Aisle-Segment - also Flugzeugen mit einem Gang zwischen den Sitzen, zu denen bei Airbus die absatzstärkste Reihe A320 und die kleinere A220 zählen.
Nachdem Airbus die Produktion der A320-Familie wegen der Krise im vergangenen Jahr von etwa 60 auf 40 Maschinen pro Monat gedrosselt hatte, soll es im vierten Quartal des laufenden Jahres wie geplant wieder auf monatlich 45 Exemplare nach oben gehen. Für die kommenden Jahre peilt Faury jetzt allerdings einen deutlich stärkeren Ausbau an.
Demnach sollen sich die Zulieferer bis zum zweiten Quartal 2023 auf eine feste Rate von 64 Flugzeugen vorbereiten. Bis zum ersten Quartal 2024 sollen sie sich auf monatlich 70 Maschinen einrichten. Zudem prüft Airbus Möglichkeiten für Raten von bis zu 75 im Jahr 2025 - sofern sich der Markt weiter erholt. Dabei geht es vor allem um die spritsparende Neuauflage A320neo samt ihren kürzeren und längeren Varianten.
Der wichtigste Airbus-Konkurrent Boeing
Allerdings machen die Nachwirkungen der Startverbote dem Hersteller weiterhin zu schaffen - auch weil weitere technische Probleme an dem Typ aufgetaucht sind. Bisher will Boeing die 737-Produktion bis Anfang 2022 auf 31 Maschinen pro Monat hochfahren - und liegt damit unter Airbus' Plänen für die A320-Reihe.
Derweil stellt sich Airbus auch bei der kleineren A220 auf deutliche Steigerungen ein: Von derzeit 5 Maschinen soll es Anfang kommenden Jahres auf 6 pro Monat nach oben gehen - und auf 14 Flugzeuge pro Monat bis Mitte des Jahrzehnts.
Düsterer sieht es bei den großen Langstreckenjets aus: Bei der A350-Familie liege die durchschnittliche Produktionsrate bei 5 Flugzeugen pro Monat. Diese solle bis Herbst 2022 auf 6 steigen, hieß es weiter. Bei der A330-Familie bleibe die Produktion bei einer durchschnittlichen monatlichen Produktionsrate von 2 Flugzeugen.
Bei der A320-Reihe hatte Airbus schon unter Faurys Vorgänger Tom Enders mit Produktionsraten von 70 geliebäugelt. Faury hatte vorsichtiger geplant und vor dem Ausbruch der Pandemie monatlich 65 bis 67 Jets für das Jahr 2023 in Aussicht gestellt.
Die Corona-Pandemie hat die Luftfahrtbranche jedoch in die wohl schwerste Krise ihrer Geschichte gestürzt - und die Karten neu gemischt. So dürfte sich der Flugverkehr auf der Langstrecke nach Einschätzungen aus der Branche erst mit Verzögerung von dem Einbruch in der Krise erholen.
Schon im Jahr 2019 hatte Airbus für die längste Version der A320-neo-Reihe - die A321neo - eine Langstreckenvariante angekündigt. Sie soll als A321XLR ab dem Jahr 2023 an den Start gehen und Langstreckenflüge für Fluggesellschaften auch bei einer geringeren Ticketnachfrage rentabel machen. Airbus hatte erst vor wenigen Wochen mitgeteilt, den Bau einer neuen Endmontage-Linie für die A320-Familie wieder aufzunehmen.
In dem bisherigen A380-Werk in Toulouse soll ab Ende 2022 auch die Langversion Airbus A321 gefertigt werden. Airbus hatte den Bau der neuen Montagelinie wegen der Corona-Krise im vergangenen Jahr zunächst auf Eis gelegt./stw/zb/he
Quelle: dpa-Afx