(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz zu jüngsten Katastrophenschäden und Rückstellungen für US-Rechtsstreit, aktualisierte Aktienreaktion)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Versicherer Allianz
Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten gut an. Der Kurs der Allianz-Aktie legte am Morgen um mehr als zwei Prozent zu. Allerdings war er am Montag auf seinen tiefsten Stand seit Februar gefallen, nachdem der Konzern am Sonntag milliardenschwere Risiken infolge von Klagen und behördlichen Untersuchungen in den USA öffentlich gemacht hatte.
Dagegen fallen die drohenden Belastungen durch die Hochwasserkatastrophe in Europa für den Konzern vergleichsweise gering aus. Die Zerstörungen durch das Tief "Bernd" in Deutschland und mehreren Nachbarländern dürften das operative Ergebnis in diesem Jahr mit 400 Millionen Euro belasten, erklärte Finanzchef Giulio Terzariol in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Zwar erwartet Vorstandschef Bäte, dass der Versicherer seinen Kunden in Deutschland und Nachbarländern wie Belgien und den Niederlanden mehr als 900 Millionen Euro an Schäden erstatten muss. Allerdings hat die Allianz Schäden ab einer bestimmten Höhe an Rückversicherer weitergereicht. Dadurch wird die Belastung für den Konzern selbst gedeckelt.
Das Tiefdruckgebiet "Bernd" mit lang anhaltendem Starkregen hatte in Deutschland und mehreren Nachbarländern im Juli verheerende Zerstörungen hinterlassen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt die versicherten Schäden hierzulande bisher auf 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro.
Im zweiten Quartal erzielte die Allianz trotz gestiegener Schäden durch Naturkatastrophen einen operatives Gewinn von 3,3 Milliarden Euro - rund 29 Prozent mehr als im coronageprägten Vorjahreszeitraum und mehr als von Analysten erwartet. Die Schäden durch das Sturmtief "Volker" im Juni belastete die Allianz netto mit rund 300 Millionen Euro, nur ein Viertel weniger als die deutlich schadenträchtigere Hochwasserkatastrophe im Juli. Dies liege daran, dass der Rückversicherungsschutz hier nicht in gleicher Weise gegriffen habe, erklärte ein Sprecher.
Während sich die Schaden- und Unfallsparte in etwa wie erwartet erholte, warfen die Lebens- und Krankenversicherung und das Fondsgeschäft mehr ab, als Analysten im Schnitt errechnet hatten. Der Konzernumsatz legte um elf Prozent auf 34 Milliarden Euro zu. Der auf die Aktionäre entfallende Quartalsüberschuss wuchs um 46 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro und übertraf damit ebenfalls die Prognosen von Branchenexperten.
Unterdessen sammelte die Fondssparte des Konzerns im zweiten Quartal netto rund 26 Milliarden Euro an frischem Geld von Kunden ein. Davon entfielen 9 Milliarden auf die größere Fondstochter Pimco und 17 Milliarden auf die kleinere Allianz Global Investors (AGI).
Wegen AGI muss die Allianz allerdings an anderer Stelle mit herben Belastungen rechnen. Denn nach der US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC hat auch das US-Justizministerium eine Untersuchung zu Schadenersatzklagen potenter Investoren gegen AGI eingeleitet. Die Kläger werfen dem AGI coronabedingte Milliardenverluste vor. Zu den Klägern gehören nach US-Medienberichten unter anderem die New Yorker Metro, der Lehrer-Pensionsfonds im Bundesstaat Arkansas und die Gewerkschaft Teamsters.
Wie teuer die Angelegenheit die Allianz zu stehen kommt, ist dem Vorstand zufolge noch nicht einzuschätzen. "Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind, werden wir Rückstellungen bilden", sagte Bäte in der Telefonkonferenz. Wie viel Geld die Allianz dafür einplant, sagte der Manager nicht, doch rechnet das Unternehmen mit "potenziell negativen Auswirkungen" auf den Jahresüberschuss, wie Finanzvorstand Giulio Terzariol sagte. "Dieser Event wird Spuren hinterlassen, aber die Allianz nicht von ihrem erfolgreichen Weg abbringen", betonte Bäte.
Am operativen Ergebnis des Konzerns würden die Belastungen aus dem Fall ohnehin nichts ändern. Die Rückstellungen würden dann im nicht-operativen Ergebnis verbucht, erläuterte ein Sprecher. Dadurch würden sie erst im Nettoergebnis sichtbar. Und für diese Kennziffer gibt die Allianz keine Jahresprognose ab.
Trotz der drohenden Belastungen kündigte die Allianz am Donnerstagabend an, für bis zu 750 Millionen Euro eigene Aktien von Anlegern zurückzukaufen. Das Rückkaufprogramm soll noch im August starten und spätestens Ende des Jahres abgeschlossen sein. Der Konzern will die gekauften Aktien anschließend einziehen. Solche Maßnahmen sollen den Aktienkurs üblicherweise nach oben treiben, weil sich die Gewinne des Konzerns anschließend auf weniger Anteilsscheine verteilen./stw/cho/mne/zb
Quelle: dpa-Afx