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BARCELONA (dpa-AFX) - Der Software-Entwickler und Antiviren-Pionier John McAfee
In den USA war McAfee zuletzt unter anderem wegen Steuerhinterziehung, Betrugs mit Kryptowährungen und Verschwörung zur Geldwäsche angeklagt. Im Oktober wurde er auf Betreiben der US-Behörden auf dem Flughafen El Prat in Barcelona festgenommen. Er saß seitdem in der Nähe der katalanischen Hauptstadt hinter Gittern. Erst am Mittwoch hatte die spanische Justiz grünes Licht für eine Auslieferung McAfees in die USA gegeben.
Die Todesursache sei noch nicht zweifelsfrei ermittelt worden, hieß es. Den Medienberichten zufolge gehen die Behörden von Suizid aus. Eine Autopsie solle Gewissheit bringen. Dem Antiviren-Guru drohten in den USA bei einer Verurteilung jahrelanges Gefängnis und hohe Geldstrafen.
McAfee gehörte zu den Mitgründern der Antiviren-Branche. In den 1980er Jahren gründete er die nach ihm benannte Firma McAfee und wurde zum Software-Millionär. Ähnlich wie Microsoft
Schon als Unternehmer neigte McAfee zum großen Auftritt. Kurz nach der Gründung des Unternehmens stopfte er ein Wohnmobil mit Computern voll und fuhr damit bei Kunden vor. Diese "mobile Virenbekämpfungseinheit" sollte sie beeindrucken, war aber eher Show, wie McAfee später einräumte. Jahre später verschlug es McAfee ins zentralamerikanische Belize, wo er ein großes bewachtes Anwesen baute, mit jungen Geliebten prahlte und schließlich bei einer Razzia aufflog, weil er verbotene Waffen besaß.
Nachdem McAfees Unternehmen in den 1990er Jahren an die Börse ging, stieg er aus dem Unternehmen aus. Sein Vermögen wurde danach zeitweise auf mehr als 100 Millionen Dollar geschätzt. Sein ausschweifender Lebensstil und Fehlinvestitionen in der Finanzkrise 2008 sorgten aber dafür, dass von seinem Geldberg nur noch ein Bruchteil übrig blieb.
2012 sorgte McAfee in Belize für Schlagzeilen, als nach einem Mord an einem Nachbarn nach ihm gefahndet wurde und er durch den Dschungel vor der Polizei floh. McAfee stand im Verdacht, einen Auftragskiller beauftragt zu haben, um den lästigen Nachbarn loszuwerden. Die Vorwürfe konnten aber juristisch nie erhärtet werden.
Die bis heute populäre Anti-Viren-Software McAfee gehörte etliche Jahre zum Konzern des Chip-Giganten Intel
John McAfee versuchte nach seiner Flucht aus Mittelamerika mit mehreren Projekten in den USA wieder Fuß zu fassen. 2016 versuchte er, den Namen McAfee für eine neue Sicherheitsfirma zu verwenden, wurde aber von Intel vor Gericht daran gehindert. Im Sand verliefen auch die Versuche, eine politische Karriere zu machen. Als Libertärer wollte er für das Präsidentenamt kandidieren. Ein kritischer Dokumentarfilm der Filmemacherin Nanette Burstein über McAfee und seine möglichen Verstrickungen in Belize erstickte die politischen Ambitionen jedoch im Keim.
2020 wurde McAfee in Spanien verhaftet, nachdem die Justiz der USA ihn beschuldigt hatte, mehrere Jahre lang keine Steuererklärungen abgegeben zu haben. Der Software-Pionier habe Millionen mit der Werbung für Kryptowährungen, seiner Beratungstätigkeit, Redneraufträgen und dem Verkauf der Rechte an seiner Lebensgeschichte für einen Dokumentarfilm verdient, hieß es in der Anklageschrift. Dabei habe er versucht, mit den Methoden von Geldwäschern das Finanzamt zu umgehen.
McAfee sagte, er habe Steuern in Millionenhöhe gezahlt und sei nur aus politischen Gründen verhaftet worden, weil er es gewagt habe, die Korruption bei der der Bundessteuerbehörde der Vereinigten Staaten (IRS) anzuprangern. Außerdem habe er das traditionelle Währungssystem kritisiert und die Rolle von Zentralbanken wie der Federal Reserve bei der Steuerung der Geldmenge in Frage gestellt.
Das spanische Gericht sah allerdings keine Hinweise auf eine politische Verfolgung und gab dem Antrag auf Auslieferung statt. Nur Stunden später wurde McAfee leblos in seiner Zelle gefunden. Vor diesem Hintergrund forderte US-Whistleblower Edward Snowden auf Twitter, Auslieferungen von Menschen in die USA zu stoppen, denen kein Gewaltverbrechen vorgeworfen werde. "Europa sollte diejenigen, die gewaltfreier Verbrechen beschuldigt werden, nicht an ein Gerichtssystem ausliefern, das so unfair - und ein Gefängnissystem so grausam - ist, dass einheimische Angeklagte lieber sterben würden, als sich ihm zu unterwerfen." Wikileaks-Gründer Julian Assange könne der Nächste sein, so Snowden weiter./er/DP/eas
Quelle: dpa-Afx