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CUPERTINO/BERLIN (dpa-AFX) - Darf eine App meine Aktivitäten im Netz beobachten oder nicht? Diese Frage können Nutzerinnen und Nutzer eines iPhone, iPad oder Apple
Anbieter von iPhone-Apps müssen Nutzer künftig ausdrücklich um Erlaubnis für das übergreifende Tracking fragen. Die Analyse-Firma App Annie geht davon aus, dass 90 Prozent der Nutzer ablehnen werden. Und das hat weitreichende Folgen, denn nicht personalisierte Werbung ist deutlich weniger wirksam als Anzeigen, die auf die persönlichen Interessen der User zugeschnitten sind.
Facebook warnte schon seit Monaten, dies werde vor allem kleine und mittlere Unternehmen treffen, die insbesondere in der Corona-Pandemie auf personalisierte Werbung bei dem Online-Netzwerk angewiesen seien. Am Montag warfen mehrere deutsche Verbände aus der Werbe- und Medienbranche Apple unfairen Wettbewerb vor und reichten eine Beschwerde beim Bundeskartellamt ein.
Apple betont dagegen: "Wir glauben, dass Privatsphäre ein grundlegendes Menschenrecht ist." Die Daten gehörten den Nutzern, "und sie sollten selbst entscheiden können, wie ihre Daten verwendet werden und von wem". Man habe Unterstützung von Behörden und Datenschützern für die Funktion bekommen. Die Daten der Nutzer auf den Geräten seien immer reichhaltiger und persönlicher geworden.
Die schon im Sommer 2020 angekündigte "App Tracking Transparency" (ATT) greift mit der iPhone-Systemversion iOS 14.5, die am Montag veröffentlicht wurde. Gleichzeitig wurde sie für die aktuellen Versionen von iPadOS für das Apple-Tablet sowie tVOS für Apple TV eingeführt.
Damit App-Anbieter einen Nutzer zur Personalisierung der Werbung erkennen können, haben Apple-Geräte eine spezielle Kennnummer, die IDFA. Künftig werden App-Anbieter die Nutzer ausdrücklich um Erlaubnis fragen müssen, wenn sie auf diese ID zugreifen wollen. Nutzer können in den Einstellungen auch mit einem einzigen Schalter alle Tracking-Anfragen blockieren.
Die Verbände kritisieren, der Konzern schließe "faktisch alle Wettbewerber von der Verarbeitung kommerziell relevanter Daten im Apple-Ökosystem aus". Gleichzeitig nehme Apple seine eigenen Dienste jedoch von den geplanten Änderungen aus und sammle selbst erhebliche Mengen Nutzerdaten. Der für Datenschutz bei Nutzern zuständige Apple-Manager Erik Neuenschwander konterte: "ATT gilt gleichermaßen für alle Entwickler weltweit - und das schließt auch Apple mit ein."
Es gebe auch Wege, Werbung effizienter zu platzieren und ihren Effekt zu messen, ohne einzelnen Nutzern zu folgen, betonte Neuenschwander. App-Entwickler können zugleich nach wie vor mit Einverständnis der Nutzer Daten aus der eigenen Anwendung verarbeiten.
In dem Streit mit der Werbe- und Medienbranche hat Apple kaum etwas zu verlieren. Der Konzern betreibt zwar auch für die Platzierung der Anwendungen im App-Store ein kleines Werbegeschäft. Doch der Großteil seiner Einnahmen stammt aus dem Verkauf der Hardware und Dienstleistungen wie der iCloud oder den Provisionen aus dem App-Store.
Die werbetreibende Industrie wird durch die rigide Datenschutz-Politik von Apple unter Druck gesetzt. Zwar gibt es weltweit deutlich mehr Anwender des Google
Der Chefanalyst von Forrester, Thomas Husson, glaubt vor diesem Hintergrund, dass die Apple-Maßnahmen die Werbebranche dazu zwingen werden, ihre Strategien neu zu bewerten. "Die Vorteile für den Verbraucher durch die Weitergabe persönlicher Daten müssen klar artikuliert werden." Somit könnten zum einen Verbraucher geschützt werden. Gleichzeitig könne sich Apple weiterhin in Sachen Datenschutz differenzieren und gleichzeitig eigene Geschäftsinteressen verfolgen.
Der Facebook-Konkurrent Snapchat begrüßte unterdessen Apples Vorstoß. "Wir waren schon immer der Ansicht, dass Werbung die Privatsphäre der Kunden berücksichtigen muss", sagte Top-Managerin Jeremi Gorman nach Vorlage aktueller Quartalszahlen. Man arbeite an Wegen, Anzeigen auch unter den neuen Bedingungen effizient zu gestalten.
Eine maßgebliche Rolle in der Debatte dürften Regulierungsbehörden und die Politik spielen. In den USA beäugen unter anderem die einflussreichen demokratischen Senatorinnen Amy Klobuchar und Elizabeth Warren die Stärke der Tech-Schwergewichte sehr kritisch./chd/so/DP/mis
Quelle: dpa-Afx