(neu: Unternehmenschef und Finanzvorstand, Kurs sowie Analysten)
BERLIN (dpa-AFX) - Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1
Der Vorstand erwartet 2021 jetzt einen operativen Verlust von 2,5 Prozent des Umsatzes, gemessen an dem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Im Sommer hatte er die Verlustprognose erhöht und seither eine operative Marge von minus 3,0 bis minus 2,5 Prozent des Umsatzes erwartet. Im Vorjahr hatte sie bei minus 0,5 Prozent gelegen.
Derweil peilt das Management operativ weiter schwarze Zahlen für 2023 an. "Wir hatten beim Börsengang gesagt, dass wir 2023 auf Basis des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) die Gewinnschwelle erreichen wollen. Das gilt weiter", sagte Finanzchef Markus Boser der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Gemessen an den neuen Zielen könnte der operative Verlust im laufenden Jahr rechnerisch von 15 Millionen Euro im vergangenen Jahr bis auf 115 Millionen steigen. Von Bloomberg befragte Experten rechnen mit einem Umsatz von 4,4 Milliarden und einem operativen Verlust von rund 120 Millionen. Die Analysten gehen wie das Unternehmen davon aus, dass 2023 ein operativer Gewinn erreicht wird - wenn auch nur ein kleiner. Beim Umsatz liegt die Durchschnittsschätzung der Experten für 2022 derzeit bei 5,9 Milliarden Euro und für 2023 bei 7,6 Milliarden Euro.
Finanzchef Boser wollte keine konkreten Ziele für die kommenden beiden Jahre abgeben. Er fühle sich aber mit den Analystenschätzungen wohl. Eine konkrete Prognose für 2022 soll es bei der Vorlage der Bilanz geben. Die Pressekonferenz dazu ist für den 22. März geplant. Mit Blick auf die geplanten Investitionen sagte Boser: "Um das Wachstum zu stemmen, wollen wir bis Ende 2023 rund 200 Millionen Euro investieren. Das ist etwas mehr, als wir beim Börsengang angekündigt haben."
Im dritten Quartal zog der Erlös im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 64 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro an. Der um Sondereffekte bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei knapp 25 Millionen Euro nach einem operativen Gewinn von 16 Millionen ein Jahr zuvor. Der Verlust kam unter anderem wegen der höheren Investitionen nicht überraschend. Vielmehr war das Vorjahresquartal beim Blick auf die Profitabilität im Tagesgeschäft eine Ausnahme. Unter dem Strich erhöhte sich der Konzernverlust hingegen von knapp 20 auf fast 35 Millionen Euro. "Wir sind sehr, sehr happy mit dem Ergebnis", sagte Unternehmenschef und Mitgründer Christian Bertermann.
"Motor hinter dem ganzen ist eine extrem starke Kundennachfrage nach digitalen Produkten. Unsere Kunden sind begeistert, Autos online zu kaufen", sagte Bertermann. Ein weiterer Treiber soll das Geschäft mit E-Autos werden. "Der Wandel des Markts hin zu mehr E-Autos dürfte uns in den kommenden Jahren weiter helfen. Noch ist der Markt in absoluten Zahlen sehr klein, aber wir sehen steigende Zahlen und Wachstum." Der Markt baue sich gerade auf.
"Wir wollen zum umfassendsten Anbieter im Gebrauchtmarkt für E-Autos werden. Da unsere Kunden im Schnitt etwas jünger sind als der Durchschnitt und dies bei E-Autos ähnlich ist, sehen wir uns dafür bestens aufgestellt", sagte Bertermann.
An der Börse kamen die Zahlen und der erhöhte Ausblick gut an. Die Auto1-Aktie, die in den vergangenen Monaten unter Druck gestanden hatte, legte bis zur Mittagszeit um rund sechs Prozent auf 34,80 Euro zu und war damit Spitzenreiter im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte. Experten wie der RBC-Analystin Sherri Malek lobten die Zahlen. Sie bestätigte ihre Einstufung mit "Outperform" mit einem Kursziel von 70 Euro.
Damit liegt sie am oberen Ende der von Aktienexperten gesetzten Kursziele. Analysten stehen dem Papier aber ohnehin positiv gegenüber. Sechs der sieben von dpa-AFX erfassten Experten empfehlen das Papier zum Kauf, nur einer hat eine "Neutral"-Einstufung. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwas mehr als 50 Euro und damit deutlich über dem aktuellen Niveau.
Der Kurs des Papiers hatte nach dem Börsengang im Februar in den vergangenen Monaten deutlich nachgegeben. Von dem schon am ersten Handelstag erreichten Rekordhoch von knapp 57 Euro ging es bis auf fast 28 Euro in der vergangenen Woche nach unten. Inzwischen hat sich der Kurs etwas erholt, liegt aber immer noch rund acht Prozent unter dem Ausgabepreis. Das Unternehmen wird an der Börse derzeit mit rund 7,4 Milliarden Euro bewertet.
Größter Anteilseigner ist mit rund 18 Prozent der japanische Technologieinvestor Softbank
Der Konzern versucht seine Bekanntheit unter anderem durch Fußball-Sponsoring zu steigern. So ist Auto1 seit dieser Saison auf dem Trikot des Fußballvereins Hertha BSC Berlin zu sehen und ist auch Partner von Paris Saint-Germain. Auto1 ist sowohl im Privat- als auch im Firmenkundengeschäft tätig, war bislang aber vor allem auf den Großhandel spezialisiert. Unter der Marke wirkaufendeinauto.de können Privatleute ihre Fahrzeuge verkaufen. Gekauft werden kann auf der Plattform Autohero, die der Konzern derzeit mit viel Werbung zu starkem Wachstum bringen will./zb/stw/jha/
Quelle: dpa-Afx