(neu: Äußerungen aus Analysten-Call zum Ausblick im ersten Absatz sowie zum Glyphosat-Prozess im vorletzten Absatz)
LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Das starke Umfeld für Agrarprodukte in den letzten Monaten hat den Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer
Die Bayer-Aktie legte am Mittwoch als Favorit im deutschen Leitindex Dax bis zum Nachmittag um rund fünf Prozent auf gut 56 Euro zu. Damit blieb der Kurs aber noch in der engen Handelsspanne der vergangenen Monate. Ein Ausbruch darüber hinaus ließ weiter auf sich warten.
Vor allem die Bayer-Sparte CropScience rund um Saatgut, Unkrautvernichter und Pflanzenschutzmittel bekam erneut die schwachen Währungen Südamerikas zu spüren: Während der Umsatz des Bereichs nominal um fast drei Prozent fiel, lag das Plus aus eigener Kraft - also bereinigt um Wechselkurseffekte und den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen - bei mehr als sechs Prozent. Gut lief vor allem das Geschäft mit Maissaat in Südamerika und mit Sojasaat in Nordamerika. Die Preise für diese Feldfrüchte steigen seit Monaten stark. Landwirte haben daher mehr Anreiz, auf robustere und ertragreichere, beim Saatgut aber eventuell teurere Sorten zu setzen. Auch stecken sie mehr Geld in Mittel zum Pflanzenschutz, um die Ernte zu maximieren.
Vor allem dank des Agrargeschäfts habe Bayer die Erwartungen übertroffen, erklärte Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research. Auch das Pharmageschäft habe dank des starken Umsatzwachstums beim Augenmedikament Eylea seinen Beitrag geleistet.
So stieg der Eylea-Umsatz vor allem dank der Nachfrage in Japan um gut 13 Prozent auf 671 Millionen Euro. Eylea ist das mit Blick auf den Umsatz zweitwichtigste Medikament von Bayer nach dem Gerinnungshemmer Xarelto, mit dem die Leverkusener im ersten Quartal mehr als 1,1 Milliarden Euro erlösten - gut 2 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Etwas deutlicher nach unten ging es im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten der Sparte Consumer Health. Allerdings liegt das auch an dem recht starken Vorjahresquartal. Damals hatten die Menschen zu Beginn der Corona-Pandemie die heimischen Medizinschränke vollgestopft und das Geschäft der Hersteller brummen lassen.
Insgesamt erzielte Bayer im ersten Jahresviertel einen Umsatz von 12,3 Milliarden Euro. Das waren vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, aus eigener Kraft wäre es ein Plus von fast drei Prozent gewesen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen sank um gut sechs Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Analysten hatte hier im Mittel weniger als 4 Milliarden auf dem Zettel.
Unter dem Strich verdiente Bayer mit 2,1 Milliarden Euro rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das lag auch an Bewertungseffekten und einem verbesserten Finanzergebnis.
An seinem Jahresausblick vom Februar hält das Management fest: Der Umsatz soll etwa 41 Milliarden Euro erreichen, dabei sind negative Wechselkurseffekte im Umfang von rund zwei Milliarden Euro einkalkuliert. Als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten sollen rund 27 Prozent des Umsatzes hängen bleiben.
Mit Blick die US-Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter wurden den Angaben vom Mittwoch zufolge inzwischen rund 96 000 aktuelle Klagen verglichen oder ausgeschlossen, weil sich nicht den Kriterien entsprachen, die zur Teilnahme an dem Vergleich berechtigten. Insgesamt zahlte Bayer im ersten Quartal zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten 2,2 Milliarden Euro aus.
Während Bayer die bestehenden Fälle abarbeitet, richten sich die Blicke der Investoren vor allem auf den Umgang mit künftigen Klagen. Hierzu steht am 19. Mai eine richtungweisende Anhörung zu einem neuen Vorschlag der Streitparteien an, nachdem der zuständige Richter Vince Chhabria einen ersten Vorschlag im vergangenen Jahr abgelehnt hatte. Baumann betonte am Mittwoch, Bayer sei gut vorbereitet, egal wie der Richter entscheiden wird.
Sollte der Richter zustimmen - was durchaus einige Tage oder Wochen dauern kann -, könnte Bayer perspektivisch den Großteil der US-Rechtsstreitigkeiten abhaken, die sich der Konzern mit der rund 63 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Monsanto an Bord geholt hatte. Eine teure Angelegenheit: Das Paket kostet die Leverkusener insgesamt bis zu rund 11,6 Milliarden Dollar./mis/nas/stw/fba
Quelle: dpa-Afx