(neu: Aussagen von IG Bergbau, Chemie, Energie sowie mehr Details)
LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Bayer
Bayer hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass von 2024 an zusätzlich mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr an Kosten wegfallen sollen. Die neuen Sparmaßnahmen könnten "auch zu einem möglichen weiteren Arbeitsplatzabbau führen". Genauere Angaben machte Bayer nicht. Die Planungen befänden sich noch in einem frühen Stadium.
Bei den Leverkusenern läuft ein bereits ein Stellenabbau. Bis Ende 2021 fallen weltweit 12 000 Stellen weg, davon 4500 in Deutschland. Dieses Programm sei inzwischen "weit fortgeschritten", sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag. Der Konzern will ab 2022 pro Jahr 2,6 Milliarden Euro sparen. Zu dieser Summe sollen die zusätzlichen Einsparungen ab 2024 hinzukommen, die Bayer unter anderem mit den Folgen der Corona-Pandemie begründete.
Die IG Bergbau, Chemie, Energie reagierte überrascht auf das verschärfte Sparprogramm. Noch fehlten ausreichend Informationen, um beurteilen zu können, ob die Corona-Pandemie als Begründung für die Sparmaßnahmen wirklich trage, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis. "Einfach nur auf die Kosten zu drücken, verlagert die Last einseitig auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer." Der Vorstand hat Bayer habe die radikale globale Neuaufstellung verordnet. "Den Erfolg dieser Strategie kann man nicht herbeisparen." Die Gewerkschaft werde die Konzernspitze am zugesagten Kündigungsschutz messen.
Bayer-Chef Werner Baumann kündigte an, das eingesparte Geld sei für weitere Investitionen in Innovation und profitable Wachstumschancen sowie zum Schuldenabbau vorgesehen. Die zusätzlichen Maßnahmen seien notwendig, um den Umbau des Konzerns zu beschleunigen.
Bei Anlegern sorgte dies für lange Gesichter: Kurz nach Handelsbeginn rutschten die Bayer-Papiere fast 13 Prozent ab und lagen zuletzt noch mit rund zehn Prozent im Minus. Im laufenden Jahr haben die Titel bereits über ein Drittel an Wert verloren, in den zurückliegenden drei Jahren sieht es mit einem Minus von rund 60 Prozent noch schlechter aus.
Auch Analysten zeigten sich enttäuscht: Die Prognose für 2021 liege erheblich unter den Markterwartungen und die Dividende werde deutlich gekürzt, urteilte Analyst Stephen McGarry von der britischen Investmentbank HSBC. Die Covid-19-Pandemie belaste kurzfristig das Pharma- und Agrargeschäft und die Barmittel-Entwicklung lasse ausgerechnet dann nach, wenn Bayer im Pharmabereich mehr investieren sollte. Der Experte senkte seine Schätzungen für Umsatz, Gewinn und Dividende.
Aus Sicht von Bernstein-Analyst Gunther Zechmann dürften die Erwartungen des Marktes an den Gewinn je Aktie 2021 nun deutlich sinken. Dass die erstmals genannten Ziele unter den Konsensschätzungen lägen, führte Analystin Emily Field von der britischen Investmentbank Barclays insbesondere auf die gesenkten Wachstumsziele für das Agrargeschäft zurück.
Bayer hatte 2018 viel Geld für den Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto ausgegeben und sich neben Schulden auch zahlreiche juristische Probleme um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat aufgehalst. Es wird an milliardenschweren Vergleichen gearbeitet. Zugleich schwächelt in der Corona-Pandemie das Agrochemie-Geschäft, das Baumann mit der Monsanto-Übernahme stärken wollte. Die Auswirkungen der Pandemie auf das Crop-Science-Geschäft würden tiefgreifender sein als zunächst erwartet, betonte Bayer./hff/DP/jha
Quelle: dpa-Afx