(neu: Indikationen für 2022 im ersten und vorletzten Absatz, Details zu den Plänen für das verbliebene Salzgeschäft im siebten Absatz)

KASSEL (dpa-AFX) - Der Düngerkonzern K+S kann die Zweifel der Finanzaufsicht Bafin an der Höhe einer Milliardenabschreibung im Jahr 2020 weiterhin nicht ausräumen. Die Prüfung des Falls durch die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) dauert an, wie K+S am Donnerstag in Kassel mitteilte. Das im MDax notierte Unternehmen weist die Vorwürfe - auch unter Einbeziehung einer Analyse durch externe Prüfer - als unbegründet zurück. Im Tagesgeschäft profitieren die Hessen derweil von hohen Düngerpreisen. Im kommenden Jahr könnte ein operativer Gewinn (Ebitda) von einer Milliarde Euro erzielt werden, sagte K+S-Chef Burkhard Lohr auf einem Kapitalmarkttag. Zudem soll die Profitabilität mittelfristig gesteigert werden. Die Aktie geriete dennoch deutlich unter Druck.

Das Papier knickte im Tief prozentual zweistellig ein, bevor es sich ein Stück weit berappelte. Am Nachmittag war die Aktie mit einem Minus von knapp sechs Prozent auf 14,43 Euro aber immer noch Schlusslicht im MDax. Damit fiel der Kurs weiter vom jüngst erreichten Mehrjahreshoch bei knapp 15,55 Euro zurück. Für 2021 summieren sich die Kursgewinne dank eines guten Marktumfeldes für Dünger aber auf gut 85 Prozent. Einem Händler zufolge kann die rechtliche Angelegenheit schwer eingeschätzt werden. Es sei aber sicherlich kein Thema, das der Kursentwicklung dienlich sei.

Die betreffende Wertberichtigung hatte 2020 zu einem Jahresverlust von 1,8 Milliarden Euro beim Düngerkonzern geführt. Die Finanzaufseher der Bafin hegen jedoch den Verdacht, dass K+S Vermögenswerte immer noch zu hoch angesetzt hatte. Die Abschreibung war notwendig geworden, auch weil K+S zuvor zu optimistisch in puncto der Kalipreise war. Anders als in der aktuellen Boomphase stand der Kalimarkt damals unter Druck.

Wie das Unternehmen nun am Donnerstag mitteilte, beanstandet die DPR zwar die langfristigen Kali-Preisannahmen nicht, hält aber den damals ermittelten Wert der "zahlungsmittelgenerierenden Einheit Kali- und Magnesiumprodukte" (ZGE Kali) für zu hoch. K+S war damals hoch verschuldet, die Eigenkapitalquote war infolge der Abschreibung weiter abgesackt. Wegen der Schuldenlast hatte das Management um Konzernlenker Burkard Lohr zuvor bereits entschieden, das amerikanische Salzgeschäft zu verkaufen. Die Veräußerung wurde im Mai 2021 abgeschlossen, finanziell stehen die Kasseler seither deutlich besser da.

Der Fokus des Unternehmens liegt nach dem Verkauf der Sparte nun auf dem Düngergeschäft. Das soll profitabler werden, wie das Unternehmen im Zuge der Kapitalmarktveranstaltung am Donnerstag mitteilte.

Das neue Werk Bethune in Kanada und der Standort Zielitz in Sachsen-Anhalt werden auf die Produktion des Standardprodukts Kaliumchlorid fokussiert - dabei gehe es vor allem darum, Kosten zu senken. An den Standorten Werra und Neuhof im thüringischen und hessischen Kalirevier liege der Fokus auf der Herstellung von Dünger-Spezialitäten. Diese werfen mehr Gewinn ab.

Auch das sehr wettbewerbsintensive europäische Salzgeschäft soll effizienter werden. Lohr schätzt die Perspektiven hier langfristig eher verhalten ein und verwies in diesem Zuge auf den Klimawandel: Sollten die Winter in Europa tendenziell wärmer werden, bräuchte es weniger Auftausalz. Das Salzprojekt in Australien zählt der Konzernchef nicht länger zum Kerngeschäft. Perspektivisch dürfte daher ein Partner für Ashburton Salt gesucht werden, auch ein Verkauf sei eine Option.

Ab 2023 soll jedes Werk sowie die Gruppe insgesamt einen positiven freien Mittelfluss (Free Cashflow) erreichen, selbst bei einem niedrigen Kalidüngerpreis, sagte Finanzvorstand Thorsten Boeckers laut Mitteilung. Über einen Zyklus von fünf Jahren soll zudem eine operative Gewinnmarge von mehr als 20 Prozent geschafft werden, vom Umsatz soll also mehr als ein Fünftel als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben.

Daran sollen die Aktionäre künftig mit einer Basisdividende von 15 Cent je Anteilschein beteiligt werden. Für Jahre mit einer entsprechend guten Entwicklung soll es Aufschläge geben. Zum Vergleich: Für das vergangene Geschäftsjahr wurde keine Dividende gezahlt und für 2019 waren es lediglich 4 Cent.

Die Äußerungen zur Dividende dürften den Anlegern zwar gefallen, doch erschienen die Mittelfristziele insgesamt recht ambitioniert, sagte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank in einer ersten Einschätzung. So habe K+S in der Vergangenheit mittelfristige Vorgaben verfehlt. Das Unternehmen müsse daher wohl erst liefern, bevor der Markt an die Ziele glaube.

So erreichte der Konzern in einem äußerst positiven Marktumfeld im dritten Quartal eine operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) von 16,2 Prozent, für die ersten neun Monate sind es 16,7 Prozent. Bis zu den über den Zyklus hinweg angepeilten mehr als 20 Prozent fehlt also noch ein gutes Stück.

In absoluten Zahlen steigerte der Konzern den Umsatz von Juli bis Ende September im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 746 Millionen Euro, das operative Ergebnis schnellte um die Hälfte auf knapp 121 Millionen Euro nach oben. Rückenwind lieferten dabei die boomenden Agrarmärkte. Landwirte sind angesichts hoher Preise für Feldfrüchte bereit, mehr Geld für Dünger auszugeben. Zudem rüsten sich Kommunen bereits für einen womöglich strengen Winter. Der Absatz von Auftausalz war zuletzt überdurchschnittlich.

Für das Gesamtjahr kalkuliert Chef Lohr vor diesem Hintergrund mittlerweile mit einem operativen Gewinn in Höhe von rund 630 Millionen Euro. Seit Ende Oktober nicht mehr im Ausblick enthalten ist ein zuvor erwarteter Beitrag von 200 Millionen Euro aus der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Reks durch K+S und die Remondis-Tochter Remex. Grund ist eine sich hinziehende Prüfung der Transaktion durch die Kartellwächter.

Da die Agarmarkt-Perspektiven auch für 2022 gut sind, könnte das operative Ergebnis laut Lohr dann sogar auf eine Milliarde Euro klettern. Auch hier ist ein möglicher Reks-Beitrag ausgeklammert. Zudem will K+S im kommenden Jahr einen deutlich positiven freien Mittelzufluss erzielen. 2021 soll der Free Cashflow ausgeglichen sein. Mit Blick auf die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise sagte Lohr, K+S habe sich vor dem jüngsten Preissprung zwei Drittel des Gasbedarfs für die kommenden drei Jahre gesichert.

Unter dem Strich verdiente K+S im abgelaufenen dritten Jahresviertel im fortgeführten Geschäft knapp 1,3 Milliarden Euro, nachdem vor einem Jahr noch ein Verlust von fast 1,8 Milliarden Euro angefallen war. Diese Kennziffer ist seit einiger Zeit allerdings weniger aussagekräftig, da K+S den geschätzten Wert eigener Produktionsstätten viel häufiger als früher an die erwartete Markt- und Geschäftsentwicklung anpasst. Hellt sich das Düngerumfeld auf, steigt der Wert entsprechend stark./mis/zb/eas/tav/he

Quelle: dpa-Afx