(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs.)

MANNHEIM (dpa-AFX) - Der Industriedienstleister Bilfinger hat im abgelaufenen Geschäftsjahr von einer anhaltend guten Nachfrage und seinem jüngsten Zukauf profitiert. Umsatz und operatives Ergebnis legten 2024 deutlich zu. Auch für das laufende Jahr rechnet Bilfinger mit Wachstum, wie der MDax-Konzern in Mannheim am Dienstag mitteilte.

Die Aktie stieg im frühen Handel erstmals seit zehn Jahren wieder über die 60-Euro-Marke. Von dem 4,4 Prozent großen Spitzenplus blieb dann zuletzt noch ein Anstieg um rund 1,2 Prozent übrig. Damit stemmte sich das Papier aber eindeutig gegen das schwache Marktumfeld, denn der MDax war zuletzt unter dem Eindruck der Politik von US-Präsident Donald Trump mit 1,6 Prozent ins Minus gerutscht.

"Wir haben volatiles Geschäft und wir sind in volatilen Märkten unterwegs", sagte Unternehmenschef Thomas Schulz am Dienstag bei Vorlage der Zahlen. Die Kunden stünden vor vielfältigen Herausforderungen. Diese stellten sich je nach Region unterschiedlich dar und seien häufig durch politische Rahmenbedingen beeinflusst.

2025 soll der Umsatz auf 5,1 Milliarden bis 5,7 Milliarden Euro steigen. Die mittlere Analystenschätzung liegt eher am unteren Ende der Spanne. Vom Erlös sollen 5,2 bis 5,8 Prozent als operatives Ergebnis (Ebita-Marge) hängen bleiben. Experten rechneten bisher mit einem Wert von 5,6 Prozent. Dazu beitragen soll auch ein Sparprogramm. Insgesamt sei Bilfinger auf einem guten Weg, die Mittelfristziele für 2026/2027 zu erreichen, sagte Schulz. So soll der Umsatz jährlich um 4 bis 5 Prozent wachsen und die Marge auf 6 bis 7 Prozent zulegen. Anfang Dezember werde Bilfinger auf einem Kapitalmarkttag neue Mittelfristziele vorlegen.

2024 kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 12 Prozent auf gut fünf Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf den Unternehmenswert (Ebita) legte um 39 Prozent auf 264 Millionen Euro zu. Dazu trug auch das aufgelegte Sparprogramm bei. Zudem habe das Unternehmen die zum 1. April zugekauften Teile des Industriedienstleisters Storck schneller als erwartet integriert, erläuterte Schulz. Der Ergebnisbeitrag dieser Geschäfte habe über den ursprünglichen Erwartungen gelegen. Die entsprechende Marge verbesserte sich von 4,3 auf 5,2 Prozent.

Unter dem Strich ging der Gewinn leicht um ein Prozent auf 180 Millionen Euro zurück. 2023 hatte Bilfinger von einer Steuergutschrift profitiert. An der Geschäftsentwicklung sollen auch die Aktionäre teilhaben: Die Dividende soll auf 2,40 Euro erhöht werden. Für 2023 hatte Bilfinger 1,80 Euro je Aktie gezahlt.

Unterdessen sieht der Bilfinger-Chef mit der Wiederwahl Donald Trumps als Präsident der USA keine Nachteile für sein Unternehmen. "Wir erwarten in den USA eine verstärkte Investitionstätigkeit und sind vor Ort präsent", erläuterte der Manager. Deshalb sei das Unternehmen von einem sich abzeichnenden Handelskonflikt auch nicht betroffen, da es keine Waren in die USA liefere, fügte Schulz hinzu.

Auch in Brüssel gebe es Bewegung, sagte der Firmenlenker. Es würden finanzielle Potenziale freigesetzt, denn es gebe einen sehr großen Investitionsbedarf. Die Firmen wollten aber auch, dass alle Investitionen gesichert seien. "Wir sehen verhalten optimistisch in die Zukunft", fügte er hinzu.

Zum Wirtschaftsstandort Deutschland sagte der Manager: Es gebe eine faktische Deindustrialisierung. Dabei verwies er auf Äußerungen von Standard & Poor's, die unter anderem auf Daten über die Wirtschaftsleistung Deutschlands basierten. Die Produktion in der Energie oder Chemie sei im Vergleich zur Vor-Coronazeit um mehr als 20 oder 25 Prozent eingebrochen. Da könne man nicht nur von einer Rezession sprechen./mne/men/mis

Quelle: dpa-Afx