(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analyst, Aktienkurs)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemikalienhändler Brenntag
Im laufenden Jahr rechnet der Brenntag-Chef weiterhin mit einem Anstieg des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 1,45 bis 1,55 Milliarden Euro. "Trotz der hohen Unsicherheiten insbesondere für die zweite Jahreshälfte erwarten wir aber nun, dass wir für das Gesamtjahr 2022 ein operatives Ebitda im oberen Bereich unserer Prognose erreichen werden", sagte Kohlpaintner.
Die Lieferketten hätten schon vor dem Krieg in der Ukraine unter erheblichen Druck gestanden. Dies wirke sich auf die Produktion, Versorgung, aber auch zunehmend auf die Nachfrage aus. Die Marktbedingungen seien von hoher Preisvolatilität und stark gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport gekennzeichnet, sagte der Manager. Die Situation in der Ukraine und die gegen Russland verhängten internationalen Sanktionen hätten den Anstieg der Energiepreise beschleunigt und die Lieferketten für einzelne Chemikalien und Inhaltsstoffen beeinträchtigt.
Im ersten Quartal legte der Umsatz im Jahresvergleich um 45 Prozent auf rund 4,5 Milliarden Euro zu, wie das im Dax
Um profitabler zu werden, hatte der seit Anfang 2020 amtierende Chef Kohlpaintner dem Unternehmen eine Restrukturierung verordnet. Prozesse, Abläufe und Strukturen sollten verbessert werden. Auch ungefähr 1300 Stellen will Brenntag bis Ende 2022 streichen. Davon seien 960 abgebaut, hieß es.
Von den rund 100 geplanten Standortschließungen wurden 76 vollzogen. Seit dem Start hätten die Maßnahmen rund 165 Millionen Euro zusätzliches operatives Betriebsergebnis generiert, hieß es. Der Wert soll bis Ende 2023 auf 220 Millionen Euro jährlich steigen. Brenntag beschäftigt mehr als 17 000 Mitarbeiter und betreibt ein Netz aus rund 700 Standorten in 78 Ländern. Größter Konkurrent ist die US-Firma Univar
Unter dem Strich blieb in den ersten drei Monaten ein auf die Aktionäre entfallender Gewinn von 249,3 Millionen Euro nach 97,5 Millionen im Vorjahr. Umsatz und Ergebnisse fielen besser aus, als Experten erwartet hatten. Dank des Rückenwindes durch höhere Verkaufspreise habe der Chemikalienhändler die Markterwartungen erneut übertroffen, schrieb Analyst Rory McKenzie von der Schweizer Großbank UBS.
Brenntag ist ein international tätiger Händler von Industrie- und Spezialchemikalien sowie Inhaltsstoffen, der seine mehr als 10 000 Produkte bei den Chemiekonzernen in größeren Mengen einkauft, diese lagert und sie dann in kleineren Mengen verkauft. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen über kleinere Übernahmen gewachsen. Konjunkturabschwünge treffen Brenntag in der Regel weniger stark als Chemiekonzerne, weil Kunden dann geringere Mengen an Chemikalien benötigen und diese vermehrt beim Händler statt beim Produzenten kaufen./mne/lew/jha/
Quelle: dpa-Afx