(Neu: Dividende, Führungswechsel, Analysten)
JENA (dpa-AFX) - Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec
Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte Carl Zeiss Meditec unter anderem dank vergleichsweise niedriger Vertriebskosten eine Marge von 22,7 Prozent, nach nur 13,3 Prozent im von der Corona-Krise geprägten Vorjahr. Damit erfüllte das Unternehmen zwar seine in Aussicht gestellten "deutlich" über 20 Prozent, jedoch hatten die von Bloomberg befragten Analysten auf noch etwas mehr gehofft. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) erzielte Carl Zeiss Meditec ein Ergebnis von 374 Millionen Euro, auch hier hatten die Erwartungen etwas höher gelegen.
Im neuen Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen, dass die aktuell coronabedingt verhältnismäßig niedrigen Marketing- und Vertriebskosten steigen und die Marge belasten. Mittelfristig werde sich die operative Marge aber oberhalb von 20 Prozent etablieren, stellte das Unternehmen in Aussicht. Dazu beitragen sollen steigende Anteile wiederkehrender Umsätze. Dem stünden allerdings unverändert hohe geplante Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie auch in Vertrieb und Marketing gegenüber.
Das Umsatzwachstum werde im neuen Geschäftsjahr mindestens auf Höhe des Marktes erwartet, welches aus heutiger Sicht - und ohne Berücksichtigung von Währungseinflüssen - einem Anstieg mindestens im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich entspreche.
Den Anlegern reichte das insgesamt nicht. Sie schickten die Aktie nach dem Aufwärtstrend der vergangenen Tage am Freitagmorgen rund 3 Prozent abwärts auf 168,30 Euro. Bis zum Nachmittag verringerte sich das Minus dann auf 1,5 Prozent. Auch Analyst Scott Bardo von der Privatbank Berenberg zeigte sich kritisch. Carl Zeiss treffe zwar für gewöhnlich konservative Annahmen und es gebe sicher auch einige Marktunsicherheiten, die sich in diesem Ausblick widerspiegelten. Er sei jedoch nicht überrascht, sollte nun die Marktschätzung für das operative Ergebnis 2021/22 deutlich sinken.
Auch die Aussagen von Zeiss zu den mittelfristigen Zielen bewertete der Berenberg-Analyst kritisch. Das neu ausgegebene Ziel einer nachhaltigen operativen Marge von mehr als 20 Prozent sei durchaus eine Anhebung, da bisher von 18 Prozent die Rede gewesen sei. Am Markt aber sei bereits mit einer mittelfristigen Marge im Mitte-20er-Bereich gerechnet worden, schränkte er ein.
Unterm Strich entfiel auf die Anteilseigner ein Gewinn von 236 Millionen Euro. Damit liegt das Ergebnis deutlich über dem Niveau von vor der Pandemie, als Carl Zeiss Meditec 122 Millionen Euro erwirtschaftete. Der Gewinn je Aktie belief sich auf 2,64 Euro und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Der scheidende Vorstandsvorsitzende Ludwin Monz will auch die Aktionäre an dem laut seinen Worten "Rekordjahr" teilhaben lassen. Vorgeschlagen werden solle der Hauptversammlung im Frühjahr die Erhöhung der Dividende von 50 auf 90 Cent je Aktie.
Der Umsatz legte im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel auf rund 1,65 Milliarden Euro zu und erreichte damit laut Mitteilung ein Rekordniveau. Damit erreichte Carl Zeiss Meditec seine selbst gesteckten Ziele, und auch die Analysten hatten hier ähnlich viel auf dem Zettel.
Der Löwenanteil des Geschäfts kam mit fast 1,3 Milliarden Euro aus der Sparte Ophthalmic Devices mit Geräten für die Augenheilkunde, die mit einem Wachstum von fast 27 Prozent überdurchschnittlich stark zulegte. In dem Segment bietet Carl Zeiss Meditec Produkte und Lösungen zur Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten sowie Systeme und Verbrauchsmaterialien vor allem für die Katarakt-, Retina- und refraktive Chirurgie an. Zu den Kunden zählen sowohl niedergelassene Ärzte als auch Ärzte in Krankenhäusern und ambulanten Operationszentren.
Im zweiten Geschäftsbereich Microsurgery hat das Unternehmen Visualisierungslösungen für minimalinvasive chirurgische Behandlungen im Programm. Hier sei insbesondere im zweiten Halbjahr eine Beschleunigung zu verzeichnen gewesen. Der Umsatz stieg insgesamt um 13,4 Prozent auf 391 Millionen Euro.
Knapp ein Drittel seines Geschäfts macht Carl Zeiss Meditec jeweils in Amerika sowie in der Region Europa, Naher Osten und Afrika. Größte Absatzregion ist die Region Asien/Pazifik. Carl Zeiss Meditec beschäftigte per Ende September in der Gruppe rund 3500 Angestellte. Hauptaktionär ist mit 59,1 Prozent der Anteile die Carl Zeiss AG im baden-württembergischen Oberkochen. Dort sitzt momentan auch noch der ab 2022 amtierende Vorstandsvorsitzende von Carl Zeiss Meditec Markus Weber im Management. Monz wird das Unternehmen zum Jahresende auf eigenen Wunsch verlassen. Er wird ab April neuer Chef von Heidelberger Druckmaschinen
Quelle: dpa-Afx