(neu: Aktienentwicklung und mehr Details von Analysten)
JENA (dpa-AFX) - Die weitflächige Lockdown-Situation in China, ein schwächerer Produktmix sowie steigende Kosten dürften den Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec
Gegen Mittag verlor die Carl-Zeiss-Meditec-Aktie knapp 3 Prozent und war damit schwächster Wert im MDax, der wiederum leicht zulegte. Damit konnte die Aktie ihre Verluste deutlich eingrenzen, im frühen Handel büßte das Papier zeitweise mehr als 11 Prozent auf 111,30 Euro ein. Die Aktionäre des Unternehmens haben ein tristes Börsenjahr hinter sich. Seit Jahresbeginn steht ein Verlust von mehr als einem Drittel zu Buche.
Die zurückhaltenden Aussagen des Unternehmens zum ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres seien angesichts der Lage in China "nicht wirklich überraschend", schrieb Sven Kürten von der DZ Bank. Der Experte lobte außerdem das Schlussquartal von Carl Zeiss Meditec. "Wie üblich hat Zeiss einen vagen Ausblick gegeben", schrieb Graham Doyle von der Bank UBS. Die Aussagen zum Wachstum seien "übertrieben konservativ". Im neuen Geschäftsjahr peilt Carl Zeiss Meditec an, dass der Umsatz mindestens so stark wie der Markt wachsen soll. Das erinnere Doyle an die für das Jahr 2021/22 gesetzten Ziele, die das Unternehmen in der Folge deutlich überboten habe.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte der Medizintechnikkonzern den Umsatz auf den Rekordwert von 1,9 Milliarden Euro, ein Plus von 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie es vom Unternehmen weiter hieß. Der schwache Euro gab hierbei etwas Rückenwind. Die Region Asien/Pazifik mit den Zugpferden China und Indien ist dabei der wichtigste Absatzmarkt für Carl Zeiss Meditec, hier ist der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um ein Viertel gestiegen.
Wegen der Lockdowns in China fallen Augenbehandlungen jedoch immer wieder aus. "In den fast drei Jahren der Pandemie haben wir Erfahrungen gesammelt und wissen, dass die Prozeduren im Regelfall später nachgeholt werden. Von daher bleiben wir für China grundsätzlich weiter optimistisch", sagte der seit Jahresbeginn amtierende Konzernchef Markus Weber der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Carl Zeiss Meditec produziert unter anderem künstliche Linsen, mit denen die Augenkrankheit Grauer Star behandelt wird, sowie OP-Mikroskope und Laser.
Der Löwenanteil des Geschäfts kam mit 1,47 Milliarden Euro aus der Sparte Ophthalmic Devices mit Geräten für die Augenheilkunde, die um 17 Prozent wuchs. In diesem Segment bietet Carl Zeiss Meditec unter anderem Produkte zur Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten. Im zweiten Geschäftsbereich Microsurgery hat das Unternehmen Visualisierungslösungen für minimalinvasive chirurgische Behandlungen im Programm. Hier setzte sich die Umsatzerholung fort, ein Plus von 10,9 Prozent auf 434 Millionen Euro übertraf den Angaben zufolge das Marktwachstum.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg 2021/22 um rund sechs Prozent auf rund 397 Millionen Euro. Ein hoher Anteil wiederkehrender Umsätze wirkte sich positiv aus. Die operative Marge lag bei 20,9 Prozent, im Vorjahr waren es noch 22,7 Prozent. Mittelfristig will das Unternehmen die Marge nachhaltig oberhalb von 20 Prozent etablieren. Kostensteigerungen aus Personalaufbau, Tarifabschlüssen und aus den Lieferketten könnten allerdings belasten.
"Bedingt durch die Corona-Pandemie haben wir bereits zu Beginn des Jahres Engpässe in den Lieferketten zu spüren bekommen", sagte Weber. Durch den Ukraine-Krieg und die anhaltenden China-Lockdowns habe sich die Lage noch einmal verschärft. Carl Zeiss Meditec habe aber bereits wichtige Fortschritte in der Diversifizierung der Lieferketten gemacht. Auch gut gefüllte Auftragsbücher stimmen Weber optimistisch. Der Auftragseingang stieg im vergangenen Geschäftsjahr um fast ein Drittel auf rund 2,25 Milliarden Euro.
Das Konzernergebnis legte im vergangenen Geschäftsjahr um knapp 16 Prozent auf rund 296 Millionen Euro zu. Das Ergebnis je Aktie kletterte auf 3,29 Euro nach zuvor 2,64 Euro. Die Dividende soll um 20 Cent auf 1,10 Euro je Aktie erhöht werden. Hier hatten Analysten im Schnitt weniger auf dem Zettel. Größter Nutznießer der direkten Gewinnausschüttung an die Aktionäre ist der baden-württembergische Technologiekonzern Carl-Zeiss-Gruppe, die 59 Prozent der Anteile des derzeit mit rund elf Milliarden Euro bewerteten Unternehmens hält./niw/nas/stk
Quelle: dpa-Afx