(neu: Aussagen Finanzvorstand, Aktienkurs aktualisiert)
JENA (dpa-AFX) - Der Medizintechnik-Konzern Carl Zeiss Meditec
Mit einem teils zweistelligem Kursplus auf das höchste Niveau seit Mitte August erklommen die Aktien des Medizintechnikkonzerns am Dienstag die MDax-Spitze. Damit dämmten die Papiere ihr Jahresminus auf 18 Prozent ein. Ende Oktober waren es noch 38 Prozent gewesen. Am frühen Dienstagnachmittag notierten die Aktien mit 93,80 Euro noch 6,8 Prozent im Plus.
Experten waren sich in ihren ersten Reaktionen auf die Ziele für 2023/24 zwar nicht ganz einig, Anleger ließen sich aber nicht beirren. Ihnen reichte die Aussicht auf ein stabiles operatives Ergebnis im kommenden Jahr für eine weitere Kurserholung aus. Dabei hatte JPMorgan-Analystin Anchal Verma ihnen am frühen Morgen noch einen mittleren einstelligen Kursverlust prophezeit. Der Ausblick sei schwach, nachdem bereits das Geschäftsjahr 2022/23 enttäuscht habe, so ihr Fazit.
Andere Experten hielten früh dagegen, was 2024 angeht. "Mit dem Ausblick hat man mehr als nur abgeliefert", kommentierte etwa Graham Doyle von der UBS. Sowohl das Umsatz- als auch das Margenziel seien kurzfristig ermutigend und hinsichtlich der Profitabilität auch langfristig positiv. "Einen gewissen Grad an Sorge vor einer weiteren Warnung" habe es gegeben. Ein anderer Börsianer sieht zwar einigen Gegenwind aus dem Schlussquartal ins erste Halbjahr herüberwehen. Dies sei jedoch längst eingepreist. Das Gesamtjahresziel sei dann wieder positiv, samt der avisierten Rückkehr zum mittelfristigen Wachstumsanspruch jenseits von 20 Prozent.
Carl Zeiss Meditec stellt für das neue Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern etwa auf vergleichbarem Niveau zum Vorjahr in Aussicht. Der anhaltende Abbau von Lagerbeständen in China wird die Entwicklung dabei beeinträchtigen, wie die Thüringer mitteilten. Dort hatte Carl Zeiss Meditec während der Pandemie seine Bestände an Verbrauchsmaterialien für die sogenannte refraktive Laserchirurgie - also die Sehkorrektur per Laser - stark aufgestockt, um lieferfähig zu sein. Jetzt muss der Konzern die Vorräte wieder abbauen.
Bei den Neunmonatszahlen hatte der Konzern daher bereits angekündigt, dass im ersten Halbjahr des neuen Geschäftsjahres 2023/24 mit einer "temporär signifikanten" Belastung zu rechnen sei. Das Ebit und die entsprechende Marge sollen dann in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder wachsen, erklärte das Unternehmen bei der Vorlage der Jahreszahlen. Mittelfristig will Carl Zeiss Meditec die Ebit-Marge wieder "nachhaltig oberhalb von 20 Prozent stabilisieren". Damit zeigte sich der Konzern etwas positiver als zuletzt.
Die Aussichten für das neue Geschäftsjahr sieht Vorstandschef Markus Weber grundsätzlich positiv, die langfristigen Entwicklungstrends hätten trotz gestiegener Unsicherheiten Bestand. Nach wie vor gebe es weltweit einen hohen Bedarf an der Behandlung von Volkskrankheiten wie Kurzsichtigkeit und Grauem Star. Erwartet werde trotz eines etwas abgeschwächten Tempos in China ein Umsatzwachstum für das gesamte Geschäftsjahr 2023/24 mindestens in Höhe des Marktwachstums.
Finanzvorstand Justus Felix Wehmer sagte: "China ist für uns bedeutsam." Etwa ein Viertel des Konzernumsatzes werde dort erwirtschaftet. "Wir haben in China eine Marktstärke - es bleibt ein attraktiver Markt." Das Unternehmen geht allerdings davon aus, dass das Wachstum durch die "Einführung neuer staatlicher Vergabesysteme im Markt für Intraokularlinsen" zunächst gebremst wird. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte sich Asien für Carl Zeiss Meditec insgesamt positiv entwickelt, die Märkte China und Korea allerdings leicht rückläufig.
Insgesamt erreichte der Konzern 2022/23 erstmals die Umsatzmarke von zwei Milliarden Euro. Eine hohe Nachfrage nach Lasern, Intraokularlinsen und OP-Mikroskopen habe für ein Umsatzplus von etwa zehn Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro gesorgt, teilten die Thüringer weiter mit. Allerdings sank das Ebit von 397 Millionen Euro auf 348 Millionen Euro. Den Rückgang erklärt der Konzern unter anderem durch einen ungünstigeren Produktmix und Investitionen. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch von hohen Lieferungen chirurgischer Verbrauchsmaterialien nach China profitiert - als Sicherheitsbestand für mögliche pandemiebedingte Lieferausfälle.
Die Ebit-Marge lag mit 16,7 Prozent deutlich unter dem Vorjahr (20,9 Prozent) und verfehlte damit den unteren Rand der Prognosebandbreite von 17 bis 20 Prozent. Bereinigt um Sondereffekte erzielte das Unternehmen 17,4 Prozent. Das Konzernergebnis sank leicht von 296 auf 292 Millionen Euro. Carl Zeiss Meditec will seinen Aktionären eine unveränderte Dividende von 1,10 Euro je Aktie zahlen.
Zum Bilanzstichtag Ende September 2023 hatte der Konzern knapp 4800 Mitarbeiter und damit ziemlich genau 600 mehr als ein Jahr zuvor. Carl Zeiss Meditec ist auf Laser, Linsen und OP-Mikroskope zur Behandlung von Augenerkrankungen spezialisiert./lfi/nas/stk/rot/ag
Quelle: dpa-Afx