(neu: mehr Details zum Online-Geschäft, Aktienkurs, Analyst)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Dank seines boomenden Online-Geschäfts ist der Elektronikhändler Ceconomy
Trotz der coronabedingten sechswöchigen Schließung der Geschäfte im Frühjahr lag der Umsatz des größten deutschen Elektronikhändlers im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 mit 20,8 Milliarden Euro währungsbereinigt lediglich um 1,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Denn die Ausfälle im stationären Geschäft wurden zu einem beträchtlichen Teil durch das boomende Online-Geschäft aufgefangen, wie Ceconomy mitteilte.
Der Online-Umsatz stieg um mehr als 44 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro und erreichte damit einen Anteil von gut 20 Prozent am Gesamtumsatz. Außerdem profitierte der Konzern von der pandemiebedingten erhöhten Nachfrage nach technischer Ausrüstung zum Arbeiten, Lernen und Leben zuhause.
Dennoch: Unter dem Strich verzeichnete Ceconomy im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust von 237 Millionen Euro, dabei belasteten Abschreibungen auf die Beteiligung an dem französischen Konzern Fnac Darty.
Mit Blick auf die Zukunft ist der Konzern durchaus optimistisch. Das Wachstum des Online-Geschäfts und die gestiegene Nachfrage nach Heimelektronik prägten nach wie vor die Entwicklung. Die Umsatzdynamik im Oktober und November sei ungebrochen gut und habe sich im Vergleich zum vierten Geschäftsquartal sogar beschleunigt.
Ceconomy will aber nicht nur das Onlinegeschäft weiter ausbauen, auch die stationären Läden von Media Markt und Saturn will Ceconomy umkrempeln. Zwar sollen die klassischen Märkte mit einer Fläche von künftig im Schnitt 1750 Quadratmetern weiterhin den Schwerpunkt bilden. Doch soll es daneben deutlich kleinere "Smart"-Märkte geben, bei denen der Fokus auf der schnellen Mitnahme der Produkte sowie auf Dienstleistungen liegen soll. Dazu kommen ein Shop-in Shop-System sowie Flagship-Läden, in denen etwa die neuesten Technologien gezeigt werden sollen.
Erleichtert werden dürfte die Zukunftsplanung des Konzerns durch die Beilegung des seit Jahren schwelenden Konflikte mit dem MediaMarktSaturn-Großaktionär, der Familie Kellerhals. Das Verhältnis zwischen Ceconomy und dem inzwischen verstorbenen Media-Markt-Mitgründer Erich Kellerhals war immer wieder durch Streitigkeiten um die Vorherrschaft und die Richtung bei Media-Saturn geprägt. Diese reichen in die Zeit weit vor der Abspaltung von Ceconomy durch den Handelskonzern Metro 2017 zurück und wurden teilweise vor Gericht ausgetragen.
Am Montagabend teilte Ceconomy mit, der Konzern werde die von der Kellerhals-Familienholding Convergenta gehaltene Beteiligung von 21,62 Prozent an MediaMarktSaturn übernehmen. Im Gegenzug erhält Convergenta bis zu 29,99 Prozent an dem Elektronikhändler und wird dessen größter Aktionär. Convergenta soll damit auch künftig im Aufsichtsrat vertreten sein. "Mit dieser Einigung haben wir die Zeit vergangener Konflikte hinter uns gelassen und eine gute Lösung im Sinne aller Beteiligten gefunden", kommentierte Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann.
Mit der Neuorganisation der Gesellschafterstruktur will Ceconomy die komplizierte Struktur des Konzerns vereinfachen. Das Unternehmen erhofft sich dadurch Einsparungen in Millionenhöhe.
Der Aktienmarkt feierte die Lösung: Um beachtliche gut 26 Prozent schoss der Kurs nach oben und wetzte damit sogar die tiefe Scharte aus der Zeit des weltweiten Börsen-Crash im Frühjahr komplett wieder aus. Erstmals seit dieser Zeit handelten die Papiere wieder über 5 Euro. Analyst Thilo Kleibauer von Warburg Research nannte diese Übereinkunft denn auch einen "strategisch wichtigen Meilenstein". Mit diesem erlange Ceconomy die volle Flexibilität zurück, die lange währende Auseinandersetzung mit Convergenta sei für den Elektronikhändler über Jahre hinweg ein Hemmnis gewesen. Zwar zahle Ceconomy dem Investor im Rahmen des komplexen Deals eine beachtliche Prämie; dessen unmittelbare Beteiligung an Ceconomy wiederum wertete der Experte aber als "klares Bekenntnis" zum Eigentümer von Saturn und Media Markt./nas/rea/DP/nas
Quelle: dpa-Afx