(neu: Äußerungen von Lanxess-Chef Zachert und Finanzchef Pontzen aus der Analysten-Telefonkonferenz zur Prognose für das zweite Quartal und den Rohstoffkosten, Lithium-Projekt im letzte Absatz)
KÖLN (dpa-AFX) - Eine gute Nachfrage insbesondere aus der Autobranche stimmt den Chemiekonzern Lanxess
Anleger hatten sich allerdings wohl noch mehr erhofft. Analysten hatten zudem bereits zuvor für 2021 einen operativen Gewinn von 979 Millionen Euro auf dem Zettel. Die Aktien fielen bis zum Nachmittag um fast vier Prozent auf knapp 61 Euro, blieben damit aber in der Spanne der letzten Monate.
Abgesehen davon, dass die Erwartungen für 2021 bereits am oberen Ende des alten Ausblicks gelegen hätten, habe Lanxess im ersten Quartal auch nur ein klein wenig besser abgeschnitten als gedacht, erklärte Analyst Charles Webb von der US-Bank Morgan Stanley. Das reiche einigen Investoren offenbar nicht, nachdem andere Chemiekonzerne die Erwartungen zuletzt deutlicher übertroffen hätten.
Im ersten Quartal hielt Lanxess den Umsatz im Jahresvergleich mit knapp 1,7 Milliarden Euro fast stabil, das operative Ergebnis ging leicht auf 242 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich verdienten die Kölner mit 64 Millionen Euro so viel wie ein Jahr zuvor.
Eine zunehmend starke Nachfrage der Autoindustrie lieferte den Geschäften mit Spezialkunststoffen sowie mit Zusätzen etwa für Schmierstoffe Rückenwind. Gefragt waren aber auch Agrochemikalien der Tochter Saltigo sowie Desinfektionsmittel.
All das half witterungsbedingte Produktionsausfälle in den USA und den deutlichen Anstieg der Rohstoffkosten weitgehend auszugleichen. Wann der rasante Anstieg der Preise für Rohstoffe enden wird, lässt sich indes laut dem Management schwer abschätzen. Zachert und sein Finanzchef Michael Pontzen stellen sich durchaus auf eine Fortsetzung dieses Trends ein. Lanxess reicht die Kosten weiterhin an die Kunden weiter, allerdings geht das nicht von heute auf morgen.
Für das laufende zweite Quartal erwartet Lanxess ein Ebitda vor Sondereffekten von 240 bis 280 Millionen Euro. Dabei verweist das Unternehmen auf eine anhaltend gute Entwicklung vieler Endmärkte wie Auto, Agrar und Bau, während die Luftfahrtbranche aktuell noch schwächle und die Öl- und Gasindustrie sich schrittweise erhole. Mit Blick auf die recht große Spanne sagte Manager Zachert bei einer Telefonkonferenz mit Analysten, dass er sich aktuell auch mit der Nennung eines Bereichs von 250 bis 260 Millionen Euro wohl fühlen würde.
Neben der Konjunkturerholung soll weiterhin auch der Konzernumbau Früchte tragen. Unattraktive Randbereiche wurden verkauft, der Fokus auf die Sparte Consumer Protection rund um Materialschutz, Desinfektionsmittel, Wasseraufbereitung und Feinchemikalien für die Agrar- und Pharmaindustrie verstärkt.
Erst Mitte Februar griff Lanxess dann in den USA zu: Mit der umgerechnet rund 870 Millionen Euro teuren Übernahme von Emerald Kalama Chemical soll das Geschäft rund um Desinfektions- und Konservierungsmittel gestärkt werden. Zudem positioniert sich der Konzern damit auch stärker als Zulieferer für die Duftstoff- und Aromenindustrie, die seit Jahren stark wächst.
Hinzu kommen kleinere Akquisitionen wie die des französischen Herstellers von Spezialfungiziden für die Verpackungsindustrie, Intace und des französischen Herstellers von Desinfektions- und Hygienelösungen Theseo.
Und auch in der durch die Elektromobilität zunehmend boomenden Batteriechemie ist Lanxess mittlerweile aktiv. Ende März wurde eine Kooperation mit dem Hersteller von Lithium-Ionen-Batteriematerialien Tinci geschlossen. Ab 2022 wird Lanxess dann Elektrolytformulierungen für Lithium-Ionen-Batterien für das chinesischen Unternehmen herstellen.
Mit all diesen Schritten will Zachert den Konzern stärker auf die Spezialchemie ausrichten. Diese ist in der Regel profitabler und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch stabiler als das Geschäft mit Massenware.
Eine endgültige Entscheidung über das Lithium-Projekt in den USA steht derweil noch aus. Am Standort El Dorado arbeitet der Konzern mit dem Partner Standard Lithium an der Gewinnung des Rohstoffes, der zentraler Baustein von Lithium-Ionen-Batterien ist. Eine Pilotanlage wurde bereits in Betrieb genommen, in der batteriefähiges Lithium aus Sole extrahiert wird, die ohnehin bei der Produktion von Brom anfällt. Komplett zufrieden ist Zachert aber noch nicht. Die Ingenieure müssten noch einige Probleme lösen, sagte er./mis/nas/knd/fba
Quelle: dpa-Afx