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HANNOVER (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental
Die Conti-Aktie sackte am Vormittag um gut 6 Prozent auf 120,75 Euro ab. Das Papier war allerdings am Vortag auch nahezu in gleichem Maße gestiegen und hat vor allem seit Anfang November noch ein kräftiges Plus aufzuweisen. Damals kostete die Aktie noch um die 90 Euro.
Beim Umsatz erwartet das Management um Vorstandschef Nikolai Setzer für das laufende Geschäftsjahr ein Wachstum auf rund 40,5 bis 42,5 Milliarden Euro nach gut 37,7 Milliarden im Vorjahr - noch inklusive der per Spin-Off abzuspaltenden Antriebstechnik. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge des Konzerngewinns vor Zinsen und Steuern soll von 3,5 Prozent auf zwischen 5 und 6 Prozent zulegen. Analysten hatten bisher beim Umsatz im Schnitt für 2021 mit einem Wert am oberen Ende der Spanne gerechnet und bei der Marge sogar 6,9 Prozent auf dem Zettel.
"Unsere Erwartungen an das Geschäftsjahr sind zwar teils noch verhalten, insgesamt aber von Zuversicht geprägt", sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer am Dienstag in Hannover. JPMorgan
Die Werte aus dem Vorkrisenjahr 2019 würde Conti mit den Zielsetzungen ohnehin noch nicht wieder erreichen. Doch das Unternehmen muss wegen der Lieferprobleme bei Elektronik-Halbleitern zusätzliches Geld zurücklegen. Der Mangel an Chip-Bauteilen, die in jedem Auto stecken und im Zuge der Vernetzung noch wichtiger werden, führt bei dem Unternehmen zu zusätzlichen Logistik-Ausgaben von voraussichtlich rund 200 Millionen Euro. Für Forschung und Entwicklung rechnet Conti mit 200 bis 250 Millionen zusätzlichen Ausgaben.
So wird Conti in der Autozulieferung auch in diesem Jahr kaum einen operativen Gewinn machen - nur ein bis zwei Prozent Marge sind veranschlagt. In der Gummisparte mit Reifen und Kunststofftechnik soll die Marge immerhin bei 11,5 bis 12,5 Prozent liegen. Vor allem die Reifen sind seit längerem der Gewinnbringer im Konzern. Doch auch hier gibt es Gegenwind: Einkalkuliert ist bereits ein Anstieg der Rohmaterialkosten von rund 200 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr.
Die Corona-Folgen und der teure Konzernumbau haben den zweitgrößten Autozulieferer Continental auch 2020 in den roten Zahlen gehalten. Unterm Strich fiel ein Verlust von 962 Millionen Euro an. Im bereits schwierigen Jahr davor hatte das Minus bei 1,22 Milliarden Euro gelegen.
Die weltweite Autokonjunktur rutschte zuletzt weiter ab, weil die Nachfrage nach Fahrzeugen durch die Einschränkungen in der Pandemie stark abnahm und es darüber hinaus Probleme in vielen Lieferketten gab. Das machte sich auch beim Umsatz von Conti bemerkbar, der 2020 um rund 15 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro sank. "Operativ haben wir uns 2020 gemäß den Umständen gut behauptet und insbesondere einen soliden, positiven Free Cashflow erzielt", sagte Setzer. "Unter dem Strich aber hatten wir weitgehende Rückschläge zu verkraften." Dennoch sei das Jahr am Ende besser abgeschlossen worden als im vergangenen Frühjahr erwartet. Conti hat wegen des Umbruchs in der Autobranche und wegen der Covid-Pandemie unter dem Strich zwei Verlustjahre hinter sich und befindet sich im Großumbau. Teuer ist für das Unternehmen unter anderem der Umbau hin zu mehr Software, Elektronik und Sensorik. Dies erfordert hohe Investitionen, während für den Abbau von Jobs in klassischen Bereichen oft Abfindungen fällig werden. Es griffen inzwischen aber auch schon Einspareffekte.
Konzernintern ist der Umbaukurs umstritten. Allein in Deutschland stehen bis zum Jahr 2029 rund 13 000 Arbeitsplätze bei Continental im Feuer, weltweit sind es gut 30 000. Die Dividende soll für das abgelaufene Jahr ausfallen. Setzer will die Neuausrichtung zu Zukunftstechnologien weiter vorantreiben./men/jap/eas /stk
Quelle: dpa-Afx