(neu: weitere Analystenstimme, Aussagen Management, Kurs aktualisiert.)
LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck
Das Papier sprang an der Dax-Spitze 14 Prozent hoch auf 43,07 Euro. Damit setzte es seine Rally der vergangenen Wochen fort. Vom Jahrestief Mitte Januar hat der Kurs fast 40 Prozent zugelegt. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi bezeichnete den Ausblick als "sehr stark". Nick Housden von der kanadischen Bank RBC wertete zudem die Resultate aus dem Schlussquartal als weit über den Erwartungen, vor allem dank des guten Abschneidens bei der Marke Mercedes-Benz.
Daum erwartet im neuen Jahr mit einem Gesamtumsatz von 55 bis 57 Milliarden Euro in der Mitte der Spanne in etwa so viel Erlös wie 2023, das er als "Rekordjahr" für das noch nicht lange eigenständige Unternehmen bezeichnete. Der Absatz dürfte dabei von 526 053 Fahrzeugen auf 490 000 bis 510 000 Stück zurückgehen, wie das Unternehmen am Freitag in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart mitteilte.
Vom Rückgang dürfte das profitablere Geschäft in Nordamerika weniger betroffen sein als die Region Europa. Der Auftragseingang im Konzern zeigt schon seit einiger Zeit nach unten. Im vergangenen Jahr sackte er um 18 Prozent auf 426 910 Fahrzeuge ab. Daimler Truck sprach von einem "normalisierten Bestellverhalten". Der Orderbestand normalisiere sich in allen Regionen, hieß es vom Konzern.
Daum schilderte in einer Pressekonferenz, dass sich die Situation nun wieder dem in der Branche üblichen Niveau annähere. In der Pandemie waren die Aufträge auch wegen Teilemangel weit über die Produktion hinaus gestiegen, die Lieferzeiten für die Kunden bei Speditionen, Bauunternehmen und Kommunen stiegen deutlich an. Mittlerweile könne der Konzern den Kunden wieder rund drei Monate nach Bestellung einen Lkw ausliefern, sagte Daum. Das ermögliche es Daimler Truck auch, eine Nachfrage zeitnah befriedigen zu können.
Bei den Renditeaussichten ist der Vorstand überraschend zuversichtlich, auch in "weiterhin schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen", wie es vom Konzern hieß. Im Industriegeschäft - also ohne Finanzdienstleistungen gerechnet - geht Daimler Truck von 9,0 bis 10,5 Prozent Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Sonderposten aus. Analysten hatten im Schnitt einen Wert weniger als neun Prozent auf dem Zettel. Daum geht dabei nicht davon aus, dass die 2022 in großem Stil eingeleiteten Preiserhöhungen auch in diesem Jahr noch Rückenwind geben. Vielmehr müsse sich das Unternehmen jetzt auf mehr Effizienz stützen, um steigende Kosten aufzufangen.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte insgesamt auf dem Niveau des Vorjahres liegen, als es um 39 Prozent auf 5,49 Milliarden Euro stieg. Damit geht der Konzern davon aus, dass es in einer Bandbreite von minus bis plus fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr landet. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) aus dem Tagesgeschäft sollte sogar leicht zulegen - was bei Daimler Truck ein Plus von 10 bis 25 Prozent bedeutet.
Die Schwaben verzeichneten beim Ergebnis ein unerwartet starkes Schlussquartal, obwohl sie in den letzten drei Monaten beim Verkauf ein Minus von 10 Prozent einsteckten und somit letztlich noch die eigene Absatzprognose leicht verfehlten.
Das margenstarke Geschäft in Nordamerika zeigte sich auch beim Absatz noch vergleichsweise stabil, und bei der vor allem in Europa und Südamerika vertretenen Lkw-Marke Mercedes-Benz verzeichnete die Marge einen regelrechten Höhenflug. Daimler Truck spart seit längerem bei Mercedes-Benz und profitiert hier von Preiserhöhungen und einem starken Ersatzteilgeschäft. Das schlägt sich seit geraumer Zeit in besseren Ergebnissen nieder.
Insgesamt erreichte die bereinigte operative Marge im Fahrzeuggeschäft auf Jahressicht 9,9 Prozent und lag damit 2,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Der Umsatz zog bei einem leicht gestiegenen Absatz um 10 Prozent auf 55,9 Milliarden Euro an. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre mit 3,78 Milliarden Euro 42 Prozent mehr Gewinn.
Die Anteilseigner sollen eine um 60 Cent auf 1,90 Euro erhöhte Dividende je Papier erhalten. Im laufenden Aktienrückkaufprogramm über bis zu 2 Milliarden Euro wurden bis Ende 2023 Aktien im Umfang von 557 Millionen Euro erworben./men/niw/stk
Quelle: dpa-Afx