(neu: Details aus der Managementpräsentation, Kurs, Analystenaussage.)
DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA
Vielmehr wollen die Darmstädter im Wesentlichen in den kommenden Jahren in ihren drei Geschäftsbereichen aus eigener Kraft zulegen. Zwar stehe der Dax-Konzern grundsätzlich auch großen Deals offen gegenüber, doch hierfür sei im Moment "nicht der richtige Zeitpunkt", betonte Garijo. "Denn wir agieren aus einer Position der Stärke heraus und sind gut für weiteres Wachstum positioniert." Der Verkauf einer Sparte sei wiederum nicht geplant, betonte das Management.
Laut der Mittelfristprognose will Merck bis zum Jahr 2025 seinen Umsatz jährlich um mehr als eine Milliarde Euro ankurbeln, dies entspreche einer durchschnittlichen organischen jährlichen Wachstumsrate von mehr als sechs Prozent. Das Wachstum soll dabei maßgeblich aus allen drei Sparten des Konzerns kommen. Für 2021 ist bislang ein Umsatzplus auf bis zu 19,7 Milliarden Euro angepeilt.
Gleichzeitig sollen die Investitionen zwischen 2021 und 2025 um mehr als die Hälfte gegenüber der vorangehenden Fünfjahresperiode steigen. Mehr als 70 Prozent der Gelder sollen dabei in die drei Geschäftsbereiche fließen. Neben den Ausgaben für Forschung und Entwicklung, von denen vor allem die Pharmasparte profitieren dürfte, will Merck ab 2023 jährlich rund zwei Milliarden Euro etwa in Anlagen und Technologien stecken. 2021 dürfte diese Summe bei rund 1,5 Milliarden Euro liegen, sagte Finanzchef Marcus Kuhnert.
Es sei zudem davon auszugehen, dass ab Ende 2022 ein Betrag im hohen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich für Übernahmen zur Verfügung stehe, hieß es weiter. An der bisherigen Dividendenpolitik werde sich trotz der höheren Investitionen nichts ändern, ergänzte Kuhnert.
An der Börse legten die Merck-Papiere im etwas schwächeren Marktumfeld zu. Mit zuletzt mehr als zwei Prozent Kursplus waren die Aktien an der Dax
Nach milliardenschweren Zukäufen wie zuletzt dem des US-Halbleiterzulieferers Versum Materials hatte Merck dem Schuldenabbau bis zum kommenden Jahr oberste Priorität eingeräumt. "Angesichts der zügigen Rückführung der Nettofinanzverschuldung steigt die finanzielle Flexibilität von Merck wieder deutlich", hieß es vom Konzern dazu nun.
Bei Merck mit seinen Sparten für Laborausrüstung, dem Pharmabereich und dem Geschäft mit Spezialmaterialien florierten die Geschäfte in der Corona-Pandemie zuletzt prächtig. Vor allem die ohnehin schon seit längerem boomende Laborsparte profitiert derzeit vom blühenden Geschäft mit Produkten und Dienstleistungen für die Arzneiforschung.
Unter anderem beliefert Merck viele Corona-Impfstoffhersteller wie etwa auch Biontech
Für den Geschäftsbereich sieht Merck deshalb nun noch optimistischer in die Zukunft - obwohl gleichzeitig mit nachlassendem Rückenwind durch die Pandemie gerechnet wird, wie Garijo betonte. Demnach soll die Laborsparte mittelfristig im Schnitt um 7 bis 10 Prozent pro Jahr aus eigener Kraft wachsen - und damit schneller als voraussichtlich der Markt. Zuletzt hatte Merck für den Geschäftsbereich noch ein organisches Plus von 6 bis 9 Prozent angepeilt. Helfen soll in Zukunft auch ein noch stärkerer Fokus auf die Wachstumsregion Asien-Pazifik und insbesondere China.
Die Spanierin Garijo legt wie ihr Vorgänger Stefan Oschmann ihr Augenmerk nach eigenem Bekenntnis auf ein "sehr aktives Portfoliomanagement" - weniger aussichtsreiche Aktivitäten werden deshalb eher zugunsten lukrativer Projekte gestrichen. Dies gilt auch für die Pharmasparte, die Garijo vor ihrem Wechsel an die Konzernspitze im Mai lange und erfolgreich geführt hatte. Dabei hatte die Managerin den Bereich stärker auf aussichtsreichere Medikamente gegen Krebs und Multiple Sklerose (MS) ausgerichtet.
Für den Pharmabereich erwartet Merck nun mittelfristig ein durchschnittliches jährliches organisches Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich, das zum Großteil durch neue Produkte gespeist werden soll. Neben den bereits eingeführten Krebspräparaten wie Bavencio und Tepmetko sowie der MS-Tablette Mavenclad setzen Mercks Forscher auch große Hoffnungen in einige Arzneien, die sich noch in der Entwicklung befinden. Seine kurzfristigen Ambitionen für die neuen Medikamente hatte Merck allerdings erst kürzlich etwas eingedämpft. Diese sollen 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 beisteuern anstatt der zuvor angepeilten 2 Milliarden Euro.
Für das kleinste Standbein, den Bereich für Spezialmaterialien ("Electronics"), setzt die Konzern-Chefetage nun die Messlatte ebenfalls noch einen Tick höher. Dank der zugekauften Versum Materials hatte Merck in den vergangenen rund zwei Jahren den Bereich auf das wachsende Geschäft mit Halbleitern ausgerichtet. Dieses soll der wesentliche Wachstumstreiber der Sparte werden, in der Merck etwa auch Farbpigmente für die Auto- und Kosmetikindustrie und Flüssigkristalle etwa für Displays und Smartphones produziert. Bis 2025 soll die gesamte Sparte nunmehr im Schnitt um 3 bis 6 (zuvor: 3-4) Prozent beim Umsatz aus eigener Kraft zulegen.
Das Management bekräftigte ferner seine zuletzt im August angehobenen Ziele für 2021. Im zweiten Halbjahr dürfte sich das Wachstum allerdings im Vergleich zu den ersten sechs Monaten abschwächen, sagte Finanzchef Kuhnert. Maßgeblich sei der Wegfall bestimmter Sondereinnahmen in der Pharmasparte, zudem müsse sich die Laborsparte mit dem Nachfrageboom im Vorjahreszeitraum vergleichen. Der Schub in dem Geschäftsbereich durch den Covid-19-Effekt dürfte zwar weitergehen, aber voraussichtlich in etwas geringerem Umfang./tav/nas/jha/
Quelle: dpa-Afx