(Neu: Weitere Details, Aussagen des Finanzvorstands zu Aktienrückkauf, Risikovorsorge, Expertenstimme.)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Übernahme der Postbank hat die Deutsche Bank
Im Tagesgeschäft lief es dagegen etwas besser als von Experten erwartet: Ohne die Postbank-Rückstellung stand ein Vorsteuergewinn von 1,7 Milliarden Euro - nach 1,4 Milliarden im Vorjahresquartal. An der Börse sackte die Aktie im frühen Handel um bis zu achteinhalb Prozent ab. Bis zum Mittag konnte das Papier die Verluste etwas eindämmen. Mit einem Abschlag von etwas mehr als sechs Prozent lag die Aktie aber immer noch am Dax-Ende
Aussagen zu Aktienrückkäufen und Risikovorsorge drücken auf Kurs
Die Aktie hatte aber in den vergangenen Monaten und Jahren zu den stärksten deutschen Standardwerten gezählt. Trotz des Verlusts nach der Zahlenvorlage zog der Börsenwert der Bank im bisherigen Jahresverlauf knapp ein Fünftel auf 29 Milliarden Euro an. Seit dem Tief infolge des Corona-Crashs im März 2020 summiert sich das Kursplus sogar auf fast 190 Prozent. Damit gehören die Deutsche-Bank-Anteile zum Dax-Spitzenfeld.
Händler begründeten die Verluste am Mittwoch unter anderem mit Aussagen des Finanzvorstands James von Moltke zu Aktienrückkäufen. Er sagte, dass in diesem Jahr keine weiteren Aktienrückkäufe mehr geplant sind. Viele Analysten hatten das bereits Ende April nach der Ankündigung der milliardenschweren Rückstellung für den Postbank-Rechtsstreit befürchtet. Bereits damals hatte vor allem dieser Aspekt stark auf den Kurs gedrückt.
Zudem könnte die Risikovorsorge für Kreditausfälle in diesem Jahr etwas höher ausfallen als bislang geplant. Von Moltke begründete dies mit der schleppenden Erholung am Gewerbeimmobilienmarkt. Zudem rechnet die Bank mit einer höheren Anzahl an Firmenpleiten. Nach Einschätzung der KBW-Analysten Thomas Hallett und Andrew Stimpson sorgte der Aspekt für Unsicherheit in einem Zahlenwerk, das ansonsten in Ordnung ist.
Langer Schatten der Postbank-Übernahme
Die Bank hatte Ende April mitgeteilt, dass die Mehrheitsübernahme der Postbank im Jahr 2010 teure Folgen haben könnte. In einem seit Jahren laufenden Rechtsstreit mit ehemaligen Postbank-Aktionären deutete das Oberlandesgericht (OLG) Köln an, dass es zugunsten der Kläger entscheiden könnte. Die Deutsche Bank legte daher vorsorglich 1,3 Milliarden Euro zurück.
Im Kern geht es um die Frage, ob die 2010 beschlossene Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre angemessen war und ob die Deutsche Bank nicht schon vor dem öffentlichen Übernahmeangebot für die Postbank 2010 faktisch die Kontrolle über das Bonner Institut hatte. Kommt es nicht zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen den Parteien, will das OLG Köln am 21. August entscheiden.
Investmentbanking stark im zweiten Quartal
Im operativen Geschäft lief es für die Deutsche Bank derweil ordentlich. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen der Bank - wuchsen um zwei Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Besonders im Investmentbanking legte der Konzern zu. Dort stiegen die Erträge zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Das Wachstum kam im Wesentlichen aus dem Geschäft mit Beratung und der Ausgabe von Wertpapieren, das die Erträge verdoppelte.
Vor Steuern lag der Gewinn im zweiten Quartal insgesamt bei 411 Millionen Euro. "Das ist das beste Ergebnis in einem zweiten Quartal seit 13 Jahren", schrieb Vorstandschef Christian Sewing in einem Brief an die Beschäftigten, den die Bank veröffentlichte. "Wir sind weiterhin auf einem guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen - einschließlich der angestrebten Ausschüttung an unsere Aktionäre."
Auf die strategischen Pläne oder Finanzziele der Bank habe die Postbank-Rückstellung keine Auswirkung, betonte die Deutsche Bank. Sie bestätigte ihre Ziele für das laufende und kommende Jahr. "Wir liegen auf Kurs, um wie geplant im Gesamtjahr rund 30 Milliarden Euro an Erträgen zu erreichen", schrieb Sewing. Auch die Ziele für Ende 2025 habe man fest im Blick - insbesondere eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als 10 Prozent. Von dieser ist die Bank allerdings derzeit weit entfernt.
Viel Unruhe um Postbank
Mit der Übernahme der auf Privatkunden ausgerichteten Postbank wollte die Deutsche Bank unabhängiger vom schwankungsanfälligen Investmentbanking werden. Doch zuletzt sorgte die Postbank immer wieder für Negativschlagzeilen. So verärgerte Chaos bei der Übertragung des Kundengeschäfts auf die Computersysteme der Deutschen Bank im vergangenen Jahr viele Postbank-Kunden.
Zeitweise konnten sie nicht auf Konten zugreifen, Baufinanzierungen verzögerten sich. Das rief die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan, die einen Sonderbeauftragten schickte. Auch für den Deutsche-Bank-Vorstand hatte das Postbank-Chaos ein Nachspiel: Er bekam weniger Boni für das Geschäftsjahr 2023./als/zb/DP/zb/mis
Quelle: dpa-Afx