(neu: Äußerungen des Vorstands zur Übernahme von Simcorp ergänzt.)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein günstiges Marktumfeld hat bei der Deutschen Börse
Im schwächelnden Dax notierten Aktien der Deutschen Börse am Nachmittag mit 168,50 Euro rund 0,4 Prozent höher, während der deutsche Leitindex Dax um mehr als ein Prozent nachgab. Nach einem Rekordhoch von gut 186 Euro Ende April war der Kurs bis Mitte Juli auch wegen der umstrittenen Pläne zur Übernahme des Softwareanbieters Simcorp kräftig gefallen, bevor er sich ein Stück weit berappelte.
Wie Konzernchef Theodor Weimer am Mittwoch vor Analysten sagte, erwartet die Deutsche Börse den Abschluss der Übernahme im September. Vonseiten der Wettbewerbshüter stehe die Genehmigung der EU noch aus. Kurz darauf werde auch das Angebot für die Simcorp-Anteile enden. Im vierten Quartal soll das dänische Unternehmen eingegliedert werden. "Simcorp wird substanziell zu unserem organischen Wachstum beitragen", sagte Weimer.
Zudem passe die Übernahme zur Strategie der Deutsche Börse, sich breiter und damit unabhängiger von Marktschwankungen aufzustellen. Zum Ende des dritten Quartals werde die Deutsche Börse wegen der Übernahme eine aktualisierte Prognose vorlegen, sagte Finanzchef Gregor Pottmeyer.
Im laufenden Geschäftsjahr will die Deutsche Börse mehr als 4,7 Milliarden Euro an Nettoerlösen einstreichen, wie sie am Dienstag nach Börsenschluss mitgeteilt hatte. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen will der Dax
Bereits bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal hatte das Management mitgeteilt, das obere Ende der Zielbereiche anzupeilen oder sie - bei anhaltendem Rückenwind - zu übertreffen. Bei den Nettoerlösen standen ursprünglich 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro auf dem Zettel, beim operativen Ergebnis 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kletterten die Nettoerlöse im zweiten Quartal um ein Fünftel auf 1,22 Milliarden Euro. Wie bereits im ersten Quartal spielte dem Börsenbetreiber dabei ein günstiges Marktumfeld in die Karten - allen voran steigende Zinsen. Zwar fiel das Wachstum im wichtigsten Segment Trading und Clearing mit zwei Prozent eher mau aus, auch weil es auf den Märkten weniger turbulent zuging.
Im zweitgrößten Segment Securities Services sprudelten hingegen die Einnahmen. Die Nettoerlöse der Sparte kletterten im zweiten Quartal um 73 Prozent auf 399 Millionen Euro. Ein Grund waren höhere Erlöse in der Abwicklung von Wertpapiergeschäften. Hinzu kam eine Vervielfachung der Nettozinserträge aus dem Bankgeschäft. So hat die Konzerntocher Clearstream eine Banklizenz und legt als Sicherheiten hinterlegte Kundengelder selber an - und profitierte dabei von dem günstigen Zinsumfeld.
Insgesamt zeichneten zyklische Effekte wie die höheren Nettozinserträge aus dem Bankgeschäft für 14 Prozentpunkte des Konzernumsatzwachstums verantwortlich. Sechs Prozent schaffte die Deutsche Börse aus eigener Kraft, also etwa durch die Gewinnung neuer Kunden und den Ausbau bestehender Kundenbeziehungen.
Nicht nur die sprudelnden Einnahmen, auch die gute Kostenkontrolle hätten zu dem guten Quartalsergebnis beigetragen, schrieb JPMorgan-Analyst Enrico Bolzoni. In erster Linie sei zwar das Zinsergebnis für den Aufschwung verantwortlich gewesen. Allerdings hätten auch die anderen Segmente etwas besser abgeschnitten als gemeinhin erwartet.
Noch kräftiger als die Erlöse zog das Konzernergebnis an. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um ein Viertel auf 733 Millionen Euro. Sowohl die Erlöse als auch das operative Ergebnis übertrafen damit die Erwartungen der Analysten. Auf die Anteilseigner der Deutsche Börse entfiel unter dem Strich ein Gewinn von 443 Millionen Euro nach 341 Millionen ein Jahr zuvor./jcf/mis/jha/
Quelle: dpa-Afx