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BERLIN (dpa-AFX) - Trotz Anzeichen für eine nahende dritte Welle der Corona-Pandemie werden Lockdown-Maßnahmen in Deutschland am Montag leicht gelockert. Nach zweieinhalb Monaten dürfen bundesweit die Friseure wieder öffnen. Sie mussten seit dem 16. Dezember geschlossen bleiben, damals begann der harte Lockdown. In einigen Bundesländern öffnen jetzt auch andere Einrichtungen, darunter sind etwa Gartenmärkte, Blumenläden, Fußpflegesalons oder Fahrschulen.
Die Entscheidung zur bundesweiten Öffnung der Friseurbetriebe war beim vergangenen Bund-Länder-Treffen am 10. Februar getroffen worden. Am Mittwoch kommen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder erneut zusammen - auch um über eine weitere Öffnungsperspektive im Lockdown zu sprechen. Der Druck vor den Beratungen ist groß, da auf der einen Seite der Wunsch nach mehr Freiheiten wächst, Experten aber zugleich den Beginn einer dritten Pandemie-Welle sehen. Zentrale Corona-Kennzahlen steigen wieder an, Grund dürfte die Ausbreitung ansteckenderer Virusvariationen sein.
Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zufolge sind nur noch gut ein Drittel für eine Beibehaltung (26 Prozent) oder Verschärfung (9 Prozent) der geltenden Einschränkungen. 43 Prozent meinen dagegen, der Lockdown sollte weiter gelockert werden. 17 Prozent sind sogar für eine komplette Rückkehr zur Normalität. 5 Prozent machten keine Angaben. Zum ersten Mal seit Beginn des harten Lockdowns Mitte Dezember gibt es damit in den alle zwei bis vier Wochen durchgeführten YouGov-Umfragen eine Mehrheit für Lockerungen.
Auch die FDP fordert weitere Öffnungsschritte. "Es ist erfreulich, dass die Friseure wieder öffnen. Systematisch ist das allerdings nicht, weil es auch in anderen Branchen vergleichbare Hygienekonzepte gibt", sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, der Deutschen Presse-Agentur. Er wies darauf hin, dass es schon Abweichungen einiger Bundesländer von der Linie von Kanzlerin Merkel gebe. "Wir brauchen deshalb dringend einen bundesweiten Stufenplan, der Orientierung gibt und Perspektive schafft."
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte, die Menschen schneller und effektiver gegen das Coronavirus zu impfen. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte, es sei nicht akzeptabel, dass "Hunderttausende von Impfdosen" in Kühlschränken lagerten, während gleichzeitig Millionen Menschen auf eine Impfung warteten. Die Städte und Gemeinden unterstützten Überlegungen, die strenge Impfreihenfolge aufzuheben. Da die Lieferungen von Impfstoffen zuverlässiger geworden seien, müssten auch nicht mehr so viele Impfdosen für die Zweitimpfung zurückgelegt werden. Vielmehr sollten so viele Menschen wie möglich die Erstimpfung bekommen.
Grünen-Bundestagsfraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hielt der schwarz-roten Bundesregierung ein "historisches Versagen" im Kampf gegen Corona vor. "Nach einem Jahr Pandemie hat sie kaum mehr vorzuweisen als Stückwerk oder nervöses Hin und Her." So müsse bei Impfungen und Schnelltests endlich der Turbogang eingelegt werden. "Ich kann nicht erkennen, dass die Bundesregierung für die steigenden Liefermengen der nächsten Wochen ausreichend vorbereitet ist", sagte sie. "Es braucht jetzt eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund und Ländern, damit sämtliche Impfstoffe binnen kürzester Zeit verimpft werden." Impfzentren müssten mit voller Auslastung arbeiten, Hausärzte in der Breite impfen können, und die Impfberechtigten müssten leicht erfahren, wo, wann und wie sie einen Termin bekämen.
Der Deutsche Städtetag appellierte an die Länder, das Impfen mit dem Impfstoff Astrazeneca
Quelle: dpa-Afx