(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Aktienkurs)
MANNHEIM (dpa-AFX) - Der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub
"Wir sind kein energieintensives Unternehmen", betonte Unternehmenschef Stefan Fuchs am Freitag in Mannheim. Anders als bei der Großchemie mache bei Fuchs Petrolub die Energie einen nicht so großen Kostenblock aus. Die Mehrzahl der europäischen Produktionsstandorte stützten ihre Versorgung auf andere Quellen. So nutze der Konzern im Stammwerk Mannheim Fernwärme als Energie. Derzeit rüste das Unternehmen in drei Werken in Europa von Gas auf Kombi-Wärme um. Dabei fielen Investitionen von einer Million Euro an. Mittelbar könnte ein Gas-Lieferstopp aus Russland aber zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage durch die Fuchs-Kunden führen.
Derweil reagiert das Unternehmen auf die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise selbst mit Preiserhöhungen. Aufgrund der deutlich erhöhten Verkaufspreise sollen die Erlöse nun das obere Ende der Bandbreite von 3 bis 3,3 Milliarden Euro im Gesamtjahr erreichen. Für den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) peilt das Unternehmen weiter das untere Ende der Spanne von 360 bis 390 Millionen Euro an.
"Die massiven Preissteigerungen auf der Rohstoffseite halten uns in Atem", sagte Fuchs. Gemeinsam mit den Kunden würde das Unternehmen diese Entwicklungen in den Preisen abbilden. Das führe zu preisgetriebenen Umsatzsteigerungen, rein rechnerisch bedingten Reduktionen der Bruttomargen und deutlich höherer Mittelbindung bei Vorräten und Kundenforderungen. Hinzu kämen inflationsbedingte Kostensteigerungen bei Frachten, Energie und Personal.
In den ersten sechs Monaten des Jahres steigerte Fuchs Petrolub den Umsatz vor allem durch höhere Preise im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 1,64 Milliarden Euro. In den Regionen habe sich das Geschäft unterschiedlich entwickelt, sagte Finanzchef Dagmar Steinert. So sei in China aufgrund der Null-Covid-Strategie der Umsatz zurückgegangen. In den Regionen der breitgefassten Region Europa, Naher Osten und Afrika sowie Amerika (EMEA) habe es ein solides Wachstum gegeben. Auf der Währungsseite habe Fuchs wegen des schwachen Euro Rückenwind gehabt.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging aber wegen kräftig gestiegener Preise für Rohstoffe, Fracht und Leiharbeiter um sechs Prozent auf 180 Millionen Euro zurück. Im zweiten Quartal habe der Rückgang im Jahresvergleich nur noch drei Prozent betragen. Kosten hätten sich in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent erhöht, sagte Steinert.
Regional gesehen verzeichnete das Unternehmen in Nord- und Südamerika eine leichte Verbesserung. In der Region EMEA ging das Ergebnis vor allem wegen der Entwicklung in Deutschland und Südeuropa um ein Zehntel zurück. In der Region Asien-Pazifik sank die Kennziffer um 13 Prozent, was am geringeren Beitrag aus China lag. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 129 Millionen Euro - fünf Prozent weniger als im Vorjahr.
Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland hätten auf das operative Konzernergebnis nur einen geringen Einfluss, hieß es im Halbjahresbericht. Beide Länder zusammen steuerten 2021 nur drei Prozent des Umsatzes und gut zwei Prozent des Konzernergebnisses bei. Zudem führten beide Gesellschaften den Betrieb unter Einhaltung aller Sanktionen so weit wie möglich fort. Trotz Einschränkungen habe das Geschäft in Russland in den vergangenen Monaten stabile Ergebnisse erwirtschaftet. Ein Rückzug aus dem Land sei nicht geplant, sagte Unternehmenschef Fuchs.
Trotz der angespannten Wirtschaftslage schaut sich das Unternehmen weiter nach Zukäufen um. "Zukäufe sind immer ein Thema", sagte Fuchs. Man brauche aber auch einen willigen Verkäufer. Mit gewissen Firmen spreche das Unternehmen seit viele Jahre. Nach wie vor habe das Unternehmen Übernahmeziele, die auch gut in die Strategie des Konzerns passen würden. Dabei denke das Unternehmen vor allem an Objekte mit einem Jahresumsatz von 20 bis 50 Millionen Euro.
Für das Unternehmen, das rund 6000 Mitarbeiter beschäftigt, ist vor allem die Auto- und Nutzfahrzeugindustrie wichtig. Mit ihr erzielt Fuchs rund 45 Prozent des Umsatzes. Der Umbruch vom Verbrennungsmotor hin zum Elektromotor führt auch bei Fuchs zu Veränderungen. Daneben hat der Konzern aber auch Kunden aus Bereichen wie Maschinenbau, Metallverarbeitung, Bergbau, Luft- und Raumfahrt sowie Land- und Forstwirtschaft.
Erst jüngst stieg Fuchs Petrolub mit einer Beteiligung an E-Lyte Innovations in das Batteriegeschäft ein. E-Lyte entwickelt und produziert Flüssig-Elektrolyte, die als wesentlicher Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien unter anderem für die E-Mobilität verwendet werden. Insgesamt investieren die Mannheimer rund acht Millionen Euro in das neue Tätigkeitsfeld. Im nächsten Schritt soll am Standort Kaiserslautern die notwendige Fertigungsinfrastruktur geschaffen werden. Die Produktion soll im Sommer 2023 starten.
Bis 2025 will Fuchs Petrolub ein Ebit von 500 Millionen Euro erzielen. Die Ebit-Marge soll langfristig 15 Prozent betragen. Dabei peilt das Unternehmen ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich an./mne/mis/jha/
Quelle: dpa-Afx