(neu: Mit aktueller Einschätzung Bundesnetzagentur und Hintergrund.)
MOSKAU/BERLIN (dpa-AFX) - Der staatliche russische Energieriese Gazprom
Gazprom berief sich in seiner Entscheidung auf ein Dekret von Kremlchef Wladimir Putin, wonach alle Käufer russischen Gases aus dem sogenannten unfreundlichen Ausland, wozu die EU-Länder aus Sicht Moskaus zählen, ihre Zahlungen ab April auf Rubel umstellen müssen. Über diese Umstellung seien die Geschäftspartner rechtzeitig informiert worden, betonte Gazprom. Shell und Ørsted hatten sich geweigert, in der russischen Landeswährung zu zahlen. Zuvor waren die Energie-Lieferungen bereits für Polen, Bulgarien und Finnland gestoppt worden.
Kremlchef Putin hatte das neue Zahlungssystem als Reaktion auf die Sanktionen des Westens im Zuge von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine eingeführt. Das Verfahren sieht vor, dass Kunden bei der russischen Gazprombank ein sogenanntes K-Konto eröffnen. Dort können sie wie bisher ihre Rechnungen in Euro oder Dollar begleichen, die Bank konvertiert das Geld in Rubel und überweist es an Gazprom. Die EU-Kommission sieht die Sanktionen nicht als verletzt an, solange die Firmen die Beträge in Euro oder Dollar - wie in den Verträgen festgelegt - auf ein Konto bei Gazprom überweisen, und die Transaktion damit als abgeschlossen gilt.
Der Gas-Lieferstopp gegen Shell hat laut Bundeswirtschaftsministerium aktuell keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in Deutschland. "Wir beobachten die Lage sehr genau", sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Die Bundesnetzagentur als zuständige Aufsichtsbehörde für die Gasversorgung in Deutschland erklärte in ihrem täglichen Lagebericht, dass der Gas-Lieferstopp gegenüber Shell "nur kleine Mengen" betreffe. Die Pipeline Nord Stream 1 habe am Mittwoch rund vier Prozent weniger Gas als am Vortag transportiert. "Diese entfallenen Gasmengen werden anderweitig beschafft", erklärte die Behörde.
Im vergangenen Jahr hatte Gazprom 1,97 Milliarden Kubikmeter Gas an Ørsted geliefert. Das entspricht zwei Drittel des dänischen Gasverbrauchs. Trotzdem hieß es aus Kopenhagen, dass es keine Versorgungsengpässe geben werde. Der Vertrag mit Shell Energy Europe sieht die Lieferung von jährlich bis zu 1,2 Milliarden Kubikmeter an Deutschland vor. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der Gasmenge, die in Deutschland insgesamt verbraucht wird./bal/DP/men
Quelle: dpa-Afx