(neu: Aussagen aus dem Gespräch mit Vorstand Massatschi, Analysten, Aktienkurs)
LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown
Das operative Ergebnis (FFO) habe seiner Prognose entsprochen, schrieb Analyst Tim Leckie von der US-Bank JPMorgan. Die Prognose des Immobilienkonzerns für 2022 habe jedoch enttäuscht. Für Analyst Charles Boissier von der Schweizer Großbank UBS hat Aroundtown in unsicheren Zeiten robuste Ergebnisse vorgelegt. Allerdings werde es noch länger dauern, bis sich die Hotelbranche von der Corona-Krise erholt.
2021 fiel der operative Gewinn - gemessen an der in der Branche wichtigen Kenngröße Funds from Operations (FFO 1) - im Jahresvergleich um ein Prozent auf gut 353 Millionen Euro. Rechnet man die Kosten für Mietausfälle vor allem im Hotelsegment wegen der Corona-Pandemie in beiden Jahren heraus, wäre der operative Gewinn den Angaben zufolge diesmal aber leicht auf 478,2 Millionen Euro gestiegen. Im abgelaufenen Jahr belasteten Stundungen etwa für Hotelmieten das Ergebnis mit rund 125 Millionen Euro. Hotels machen bei Aroundtown knapp ein Fünftel des gesamten Immobilienbestands aus.
Die Nettomieteinnahmen kletterten 2021 hingegen um acht Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Hier wirkte sich vor allem positiv aus, dass Aroundtown den Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties nun voll konsolidiert. Der Anteil des Wohnungsportfolios sei am Gesamtportfolio auf 30 Prozent gestiegen, hieß es.
Unter dem Strich legte der Überschuss vor allem wegen höherer Bewertungsgewinne um 19 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zu. Die Aktionäre sollen eine Dividende in Höhe von 23 Cent je Aktie erhalten, ein Cent mehr als im Vorjahr. Analysten hatten mit etwas mehr gerechnet. Für das laufende Jahr plant der Gewerbeimmobilien-Spezialist eine Dividende von 23 bis 25 Cent je Aktie.
Erst jüngst hatte Aroundtown sein Aktienrückkaufprogramm aufgestockt. Bis zum Jahresende will das Unternehmen weitere eigene Aktien für bis zu einer halben Milliarde zurückerwerben. Vom zusätzlichen Aktienrückkaufprogramm habe Aroundtown bereits eigene Aktien in einem Volumen von 75 Millionen Euro zurückgekauft, sagte Vorstand Oschrie Massatschi der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Das 2021 aufgelegte Programm habe das Unternehmen im Januar abgeschlossen.
Das Geld stammt aus dem Verkauf von Immobilien. 2021 hatte sich der Konzern von Gebäuden im Wert von 2,3 Milliarden Euro getrennt. Zudem zahlte das Unternehmen vorzeitig höher verzinsliche Bankfinanzierungen und Anleihen zurück.
Auch in diesem Jahr werde sich das Unternehmen von Immobilien trennen, sagte Massatschi. Wie bereits in den vergangenen zwei Jahren plane das Unternehmen, nicht zum Kerngeschäft gehörende Gewerbeimmobilien zu verkaufen. Dazu gehörten Einzelhandelsimmobilien, Büros und Hotels, die schon einige Jahre in dem Aroundtown-Portfolio seien. Dabei seien Einzelhandelsimmobilien, die mit Lebensmitteln zu tun hätten, deutlich gefragter als Modegeschäfte.
"Wir trennen uns nur von den Hotels, bei denen wir zu geringe Wertsteigerungspotentiale sehen, die Lage nicht mehr attraktiv genug ist oder die auch schon vor der Pandemie nicht gut liefen", erläuterte der Manager. Das Management glaube sehr stark an eine Erholung des Hotelsektors. Seit dem Sommer 2021 gebe eine deutliche Erholung. Die Verbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus habe noch einmal einen Dämpfer in die Erholungsphase hineingebracht. Vor allem für die Hotels für Privatreisende rechne das Unternehmen mit einer stärkeren Erholung. Bei den Hotels für Geschäftsreisenden werde es noch etwas länger dauern, bis sie sich erholt haben werden. In den letzten zwei Jahren habe Aroundtown knapp 20 Hotels veräußert.
Zinsen im Allgemeinen stehen laut Massatschi im Fokus von Immobilienunternehmen. Das Management beobachte die Zinsentwicklung ganz genau. Im Moment seien die Zinsen im historischen Vergleich immer noch sehr niedrig, auch wenn sie über die letzten Monate hinweg deutlich gestiegen seien. "Wir sind aber, seitdem wir an der Börse notiert sind, immer sehr aktiv, was unsere Finanzierung betrifft", erläuterte er. "Wir haben proaktiv refinanziert. Momentan haben wir den niedrigsten Zinssatz für die Schulden unserer Firmengeschichte." Der Zinssatz betrage im Schnitt 1,2 Prozent bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 5,7 Jahren. Nur drei Prozent der Schulden hätten einen variablen Zinssatz.
Aroundtown wurde 2004 vom israelischen Geschäftsmann Yakir Gabay gegründet und 2015 von ihm an die Börse gebracht. Er hält über die Holding Avisco noch zehn Prozent der Anteile. Mit dem Kauf des Konkurrenten TLG Immobilien wurden die Luxemburger zum größten Anbieter von Büroimmobilien in Europa. Zudem ist das Unternehmen nach Angaben des Managements mittlerweile mit rund 50 Prozent am Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties
Quelle: dpa-Afx