(neu: Aussagen aus dem Gespräch mit dem Aufsichtsratschef, Analysten, Aktienkurs)
LUXEMBURG (dpa-AFX) - Eine starke Nachfrage nach Wohnungen treibt den Immobilienkonzern Grand City Properties
Die Immobiliengesellschaft habe seine Erwartungen ein wenig übertroffen, schrieb Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg. Für einen weiteren Geschäftsausbau könne das Unternehmen auf volle Kassen zurückgreifen. Nach Ansicht von Jonathan Kownator von der US-Investmentbank Goldman Sachs hat der Immobilienkonzern beim operativen Ergebnis die Erwartungen erfüllt. Den Kurs sollten die Resultate seiner Ansicht nach kaum bewegen.
Im ersten Halbjahr legte das operative Ergebnis (FFO 1) im Jahresvergleich um drei Prozent auf 94,2 Millionen Euro zu, wie Grand City Properties berichtete. Die Nettomieteinnahmen sanken hingegen wegen des Verkaufs von Immobilien um zwei Prozent auf 183,1 Millionen Euro. Um diesen Effekt bereinigt, legten die Mieteinnahmen auf vergleichbarer Fläche um zwei Prozent zu. Der Großteil des Wachstums stammt aus Mieterhöhungen, der Rest aus der Reduzierung von Leerständen.
Die durchschnittliche Vertragsmiete je Quadratmeter stieg im Jahresvergleich von sieben auf acht Euro Ende Juni. Dazu trugen vor allem höhere Mieten in London bei. In Berlin hingegen stagnierten die Mieten. Vor wenigen Monaten hatte das Bundesverfassungsgericht das seit mehr als einem Jahr geltende Berliner Mietendeckel-Gesetz in einem Beschluss für nichtig erklärt. Unter anderem hatten Vermieter in dieser Zeit ihre Mieten zum Teil deutlich senken müssen. Nun können sie diese wieder auf das ursprüngliche Niveau erhöhen.
"Die Mieten, die wir in Berlin senken mussten, haben wir wieder rückgängig gemacht", sagte der Verwaltungsratschef Christian Windfuhr der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Wir rechnen damit, dass wir das Geld wiederbekommen." Zwei Drittel der entgangenen Mieten seien bereits zurückbezahlt. Bei Härtefällen habe das Unternehmen eine Lösung gefunden.
Künftig werde man wieder Mieterhöhungen im Rahmen der gesetzlich vorgegebenen Möglichkeiten und Regularien vornehmen, sagte er. Es werde aber niemand seine Wohnung verlieren. In Not geratene Mieter bekämen Hilfe, damit sie alle Möglichkeiten ausschöpfen könnten, um staatliche Unterstützung zu bekommen. Die Mieten werden sich im zweiten Halbjahr in Berlin noch erhöhen.
In den ersten sechs Monaten hat Grand City Properties vor allem in Halle, Gera, Plauen und Görlitz Immobilien im Volumen von rund 300 Millionen Euro verkauft. Im Gegenzug erwarb das Unternehmen Immobilien im Volumen von rund 300 Millionen Euro, unter anderem in London und Berlin. Einige der Immobilien würden sich noch in der Vorvermietungsphase befinden, hieß es.
Zudem will sich Grand City Properties Wohnungen anschauen, von denen sich Vonovia
Erst jüngst hat Vonovia einen neuen Anlauf für die Übernahme von Deutschlands zweitgrößtem Vermieter Deutsche Wohnen gestartet. Das verbesserte Angebot sieht einen um 1 Euro auf 53 Euro erhöhten Preis vor. Damit wäre Deutsche Wohnen insgesamt 19 Milliarden Euro wert. Sollte die Übernahme klappen, dann könnten zur Finanzierung auch weitere 25 000 Wohnungen verkauft werden. Mehr als 20 000 Wohnungen sollen ohnehin an das Land Berlin gehen.
Unter dem Strich blieb im ersten Halbjahr wegen der vorzeitigen Rückzahlung von Bankschulden und einer Anleihe, aber auch aufgrund geringerer Bewertungsgewinne bei Immobilien weniger übrig: Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss schrumpfte um 41 Prozent auf 120,7 Millionen Euro.
Für das Gesamtjahr 2021 peilt das Unternehmen weiter ein operatives Ergebnis (FFO 1) von 183 bis 192 Millionen Euro an nach 182 Millionen im Vorjahr. Die Mieten sollen auf vergleichbarer Basis um zwei bis drei Prozent zulegen. Für 2021 plant das Unternehmen eine Dividende von 81 bis 85 Cent je Aktie.
Bei dem bis zum Jahresende laufenden Aktienrückkaufprogramm kommt das Unternehmen gut voran. Es seien bereits in der ersten Jahreshälfte Aktien in einem Volumen von etwa 160 Millionen Euro zurückgekauft worden, hieß es. Insgesamt will das Unternehmen eigene Anteilscheine bis zu einem Umfang von 270 Millionen Euro erwerben.
Grand City Properties ist insbesondere in dicht besiedelten Gebieten Deutschlands aktiv, so in Berlin, Nordrhein-Westfalen, in der Region Halle-Leipzig-Dresden sowie im Rhein-Main-Gebiet. Zudem ist Grand City Properties unter anderem auch in Metropolen wie London und München vertreten. Großaktionär bei dem Unternehmen mit Sitz in Luxemburg ist der Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown
Quelle: dpa-Afx