(Neu: Aussagen aus dem Gespräch mit dem Verwaltungsratsvorsitzenden, Aktienkurs und Analysten.)
LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties
Im ersten Quartal verharrte das operative Ergebnis (FFO 1) mit 46,8 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Die Nettomieteinnahmen fielen hingegen wegen des Verkaufs von Immobilien im Jahresvergleich um gut vier Prozent auf 90,6 Millionen Euro. Um diesen Effekt bereinigt legten die Mieteinnahmen auf vergleichbarer Fläche um fast zwei Prozent zu. Der Großteil des Plus stammt aus Mietsteigerungen, der Rest aus der Reduzierung von Leerständen.
Die durchschnittliche Vertragsmiete je Quadratmeter stieg von 6,95 Euro im Vorjahr auf 7,80 Euro Ende März. Allerdings gingen die Mieten in Berlin aufgrund des zuvor bestehenden Mietendeckels leicht zurück. Jüngst hatte das Bundesverfassungsgericht aber das seit mehr als einem Jahr geltende Berliner Mietendeckel-Gesetz in einem Beschluss für nichtig erklärt. Unter anderem hatten Vermieter in dieser Zeit ihre Mieten zum Teil deutlich senken müssen. Nun können sie diese wieder auf das ursprüngliche Niveau erhöhen.
"Wir fordern die Mieten nach, aber wir gehen an die Sache moderat ran", sagte der Verwaltungsratschef Christian Windfuhr der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Es werde kein Mieter vor die Tür gesetzt, der nicht zahlen kann. Bereits während der Pandemie sei das Unternehmen den Mietern entgegengekommen und habe Mieterhöhungen im vergangenen Jahr ausgesetzt. Bei den Mietnachforderungen gehe es um rund drei Millionen Euro. Das seien etwa sechs Prozent der gesamten Berliner Mieten von Grand City Properties, rechnete Windfuhr vor. Zudem würden normale Mieterhöhungen jetzt wieder stattfinden.
Im Auftaktquartal verkaufte Grand City Properties vor allem in Halle, Gera, Plauen und Görlitz Immobilien im Volumen von rund 220 Millionen Euro. Im Gegenzug erwarb das Unternehmen Immobilien im Volumen von rund 100 Millionen Euro, unter anderem in der britischen Hauptstadt London.
"Wir haben den größten Teil der geplanten Immobilienverkäufe in diesem Jahr durchgeführt", sagte Windfuhr. Es könnte noch die eine oder andere Bereinigung etwa in Nordrhein-Westfalen, Dresden, Halle und Leipzig kommen. Für Zukäufe gebe es keine konkreten Pläne. Grand City Properties sei ein opportunistischer Käufer. Das Unternehmen kaufe zu, wenn sich Gelegenheiten in Regionen ergeben, die für es wichtig seien. Dazu gehörten Stadtlagen, Metropolen sowie dicht besiedelte Regionen mit hoher ökonomischer Wachstumsrate und Zuwanderung.
Leider hätten sich in diesen Standorten keine Gelegenheiten für Zukäufe in den vergangenen Monaten ergeben, erläuterte der Manager. Die Preise seien dort sehr stark gestiegen. Und auch in London plant das Unternehmen keine weiteren größeren Akquisitionen. "Dort haben wir faktisch unser Ziel fast erreicht, rund ein Viertel des Portfolios in London aufgebaut zu haben."
Unter dem Strich blieb im ersten Quartal unter anderem wegen Rückzahlungen einer Anleihe und Bankschulden weniger übrig: Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss schrumpfte um 17 Prozent auf 33,4 Millionen Euro.
Im Auftaktquartal seien die Erwartungen erfüllt worden, schrieb Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg. Mit den Nettomieten und dem operativen Gewinn (FFO 1) hätten wichtige Kennziffern seine Erwartungen leicht übertroffen. Wie andere Immobilienunternehmen habe auch Grand City sein Finanzprofil durch Umschuldungen mit längeren Laufzeiten verbessert. Analyst Charles Boissier von der Schweizer Großbank UBS wies auf die Erlöse aus den Verkäufen der Immobiliengruppe, die um ein Sechstel über deren Nettobuchwert gelegen hätten. Operativ sei das Unternehmen auf einem guten Weg.
Analyst Thomas Rothäusler von der Investmentbank Jefferies verwies darauf, dass der Wohnimmobilienkonzern am Jahresausblick nichts geändert habe, ungeachtet des jüngst aufgestockten Aktienrückkaufprogramms und des überarbeiteten Berliner Mietendeckels.
Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen weiter ein operatives Ergebnis (FFO 1) von 183 bis 192 Millionen Euro nach 182 Millionen im Vorjahr an. Die Mieten sollen auf vergleichbarer Basis um zwei bis drei Prozent zulegen. Für 2021 plant das Unternehmen eine Dividende von 81 bis 85 Cent.
Grand City Properties ist insbesondere in dicht besiedelten Gebieten Deutschlands aktiv, so etwa in Berlin, Nordrhein-Westfalen, in der Region Halle-Leipzig-Dresden sowie im Rhein-Main-Gebiet. Zudem ist der Konzern unter anderem auch in London und München vertreten. Großaktionär bei dem Unternehmen mit Sitz in Luxemburg ist der Wohnungskonzern Aroundtown
Quelle: dpa-Afx