(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Konsumgüter- und Klebstoffkonzern Henkel
Für die Aktionäre kündigte Henkel ein Aktienrückkaufprogramm über eine Milliarde Euro an, das erste in der Unternehmensgeschichte. Damit sollen Henkel-Vorzugsaktien im Gesamtwert von bis zu 800 Millionen Euro und Henkel-Stammaktien in einem Gesamtwert von bis zu 200 Millionen Euro erworben werden. Das entspricht rund 3 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft.
Dazu setzte das Management dem Konzern neue mittel- bis langfristige Ziele - die sich jedoch wenig von den bisherigen unterscheiden. Für das laufende Geschäftsjahr zeigte sich der Vorstand zurückhaltend. So dürften die hohen Kosten für Rohstoffe, Materialien und Logistik im schlechtesten Fall erheblich belasten und zu einem Ergebnisrückgang führen.
Die Nachrichten kamen zunächst nicht gut an, der Aktienkurs stürzte am Freitagmittag um gut zehn Prozent ab. Analystin Molly Wylenzek vom Investmenthaus Jefferies wertete den angestrebten Umbau in einer ersten Reaktion zwar positiv, da das Produktportfolio nun genauer unter die Lupe genommen werde. Den vorsichtigen Ausblick für 2022 monierte sie aber.
Die beiden Sparten Wasch- und Reinigungsmittel sowie Haar- und Körperpflege sollen künftig in dem Bereich "Consumer Brands" mit einem Umsatz von insgesamt rund 10 Milliarden Euro gebündelt werden. Insgesamt sei Henkel "nicht da, wo wir sein wollen", sagte der Konzernchef in einer Telefonkonferenz. Es gebe Probleme in einigen Märkten, Knobel nannte insbesondere Nordamerika.
Das Produktportfolio soll jetzt weiter ausgemistet werden. Marken und Geschäfte, die künftig nicht mehr zum Kerngeschäft zählen, will der Konzern verkaufen oder nicht mehr herstellen. Die Waschmittelmarke Persil hingegen, für die Henkel insbesondere steht, "wird weiter in Düsseldorf produziert", sagte Knobel.
Bis 2021 hatte das Unternehmen Marken mit einem Umsatzvolumen von rund 500 Millionen Euro veräußert oder eingestellt, vor allem in dem seit Jahren schwächelnden Geschäft mit Haar- und Körperpflege. Die margenschwächste Sparte von Henkel steht auch jetzt wieder verstärkt im Blick: Hier sollen die weiteren Maßnahmen im laufenden Jahr beginnen, dabei stehen Knobel zufolge Geschäfte mit einem Volumen von fünf Prozent des Umsatzes zur Disposition.
Allerdings gehörten auch weitere Zukäufe zur Strategie und seien auch in Bereichen möglich, die bislang nicht einer der beiden Sparten zugeordnet werden könnten, ergänzte Knobel, ohne Einzelheiten zu nennen.
Mit der Zusammenführung der beiden Bereiche verspricht sich Henkel erhebliche Synergien in Verwaltung, Vertrieb, Marketing und der Lieferkette. Dadurch sollen Mittel für weitere Investitionen in das Geschäft frei werden. Den Integrationsprozess und den neuen Unternehmensbereich soll Wolfgang König leiten, der seit Juni 2021 die Haar- und Körperpflege verantwortet. Knobel will bis Anfang 2023 die neue Organisationsstruktur auf die Beine stellen.
Mit Details hielt sich Henkel jedoch noch zurück: Einzelheiten zu Synergien sowie Aufwendungen für den Umbau sollen zur Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal am 5. Mai genannt werden, hieß es. Auch die Auswirkungen auf die Mitarbeiter sind noch unklar. Die fusionierte Sparte kommt auf rund 20 000 Beschäftigte, davon etwa 15 Prozent in Deutschland. Ob er betriebsbedingte Kündigungen ausschließen könne, wollte Knobel nicht sagen. Dazu sei es noch "zu früh". Henkel wolle jetzt zügig die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern weltweit aufnehmen, hieß es lediglich.
Eines stellte Knobel hingegen klar: Die Fusion der beiden Konsumentengeschäfte solle kein Schritt zu einer möglichen Aufspaltung des Konzerns sein. Sowohl die Klebstoffsparte als auch der fusionierte Konsumgüterbereich seien integraler Bestandteil des Henkel-Konzerns.
Mittel- bis langfristig setzte sich der Konzern neue Ziele, nannte für diese jedoch keinen konkreten Zeitrahmen: Geplant ist ein jährliches Umsatzwachstum aus eigener Kraft von drei bis vier Prozent, wobei das Konsumentengeschäft gleichfalls in diesem Tempo wachsen soll. Für das Klebstoffgeschäft werden im besten Fall fünf Prozent Erlösplus pro Jahr erwartet.
Zudem sehen die Ziele für den Gesamtkonzern eine bereinigte operative Marge (Ebit) von rund 16 Prozent vor sowie ein Wachstum des bereinigten Ergebnisses je Aktie im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Bisher hatte Henkel ein Umsatzplus aus eigener Kraft um zwei bis vier Prozent angestrebt. Das Ergebnisziel ist unverändert.
In puncto Umsatzwachstum dürfte indes das laufende Geschäftsjahr im Vergleich zum Vorjahr schwächer ausfallen. Grund sei die weiter angespannte Lage bei Rohstoffen, Materialien sowie in der Lieferkette, die zu erheblich höheren Kosten führe, hieß es. So erwartet das Management einen Erlöszuwachs aus eigener Kraft von zwei bis vier Prozent im Konzern. Im Vorjahr waren die Erlöse vorläufigen Zahlen zufolge währungs- und portfoliobereinigt um 7,8 Prozent auf rund 20,1 Milliarden Euro gestiegen.
Die bereinigte Ebit-Marge sieht Henkel in einer Spanne zwischen 11,5 und 13,5 Prozent nach 13,4 Prozent in 2021. Auch beim bereinigten Ergebnis je Aktie bleibt Henkel zurückhaltend und erwartet bei konstanten Wechselkursen einen Rückgang von 15 Prozent bis im besten Falle einen Anstieg von fünf Prozent. Dabei sei die derzeitige Unsicherheit und die Volatilität der Märkte berücksichtigt. Die ausführlichen Zahlen will das Unternehmen am 23. Februar vorlegen./nas/rea/tav/mis
Quelle: dpa-Afx