(neu: Aussagen des Vorstands, Analyst, Aktienkurs)
NEUBIBERG (dpa-AFX) - Eine hohe Nachfrage und ein schwacher Euro sorgen beim Chiphersteller Infineon
Anleger konnten sich am Montag nicht für das Zahlenwerk begeistern. Der Kurs von Infineon verlor zuletzt rund 3,8 Prozent und die Aktie gehörte zu den schwächsten Werten im Dax. Das Papier weitete seine Verluste des laufenden Jahres damit auf über ein Drittel aus.
Für das laufende Geschäftsjahr, das noch bis Ende September geht, erwartet Infineon gute Geschäfte - unter anderem in dem wichtigen Automobil-Segment. Deshalb peilt der Konzern nun einen Umsatz von 13,5 Milliarden Euro an, plus oder minus 500 Millionen Euro, wie er am Morgen in Neubiberg mitteilte. Die Spanne erhöht sich damit um 500 Millionen. Die Marge des Segmentergebnisses, also des operativen Gewinns, soll im Mittelpunkt der Spanne mehr als 22 Prozent betragen. Zuvor war Infineon von etwa 22 Prozent ausgegangen.
"Die Versorgung mit Halbleitern bleibt für viele Branchen der Knackpunkt", sagte der neue Konzernchef Jochen Hanebeck. Deshalb bleibe die Nachfrage nach Infineons Chips stabil. "Die Nachfrage übersteigt das Angebot weiterhin deutlich, und das wird in den nächsten Quartalen so bleiben - in einigen Sektoren auch im neuen Geschäftsjahr", sagte Hanebeck. Wie sich Infineons Geschäft entwickele, werde maßgeblich von der Angebotsseite bestimmt.
Der Konzern soll in den zwei verbleibenden Quartalen weiter vom schwachen Euro profitieren: Hier geht Infineon in seiner neuen Prognose von einem Euro-Kurs von 1,10 Dollar aus, zuvor waren es 1,15 Dollar. Damit bleibt bei den in Dollar gestellten Rechnungen mehr in der Gewinn- und Verlustrechnung hängen. Der Konzern erzielt rund zwei Drittel seiner Erlöse in Dollar, seit er den US-Konzern Cypress übernommen hat. Überdurchschnittlich will Infineon dabei auch in seinem Segment CSS wachsen, das etwa Chips für Unterhaltungselektronik und Kreditkarten beinhaltet.
Dass Infineon nun mit einem Euro-Kurs von 1,10 Dollar kalkuliere, sei für 150 Millionen Euro des neuen Umsatzziels verantwortlich, sagte Finanzchef Sven Schneider. Die anderen 350 Millionen Euro gingen auf die guten Geschäfte zurück. Die neue Prognose stehe aber unter zwei Bedingungen, sagte Konzernchef Hanebeck. Zum einen beinhalte sie keine nennenswerten Auswirkungen durch Lieferstopps aus China, etwa wegen weiterer Lockdowns. Zum anderen seien die wirtschaftlichen Folgen eines Energieembargos gegen Russland nicht eingepreist, insbesondere die Folgen eines Lieferstopps von Gas.
Die Ergebnisse des zweiten Geschäftsquartals hätten die Erwartungen leicht übertroffen, schrieb Analyst Janardan Menon mit Blick auf den Zwischenbericht. Die leichte Erhöhung der Jahresziele sei so erwartet worden. An der Börse rechnet Menon weiter mit Gegenwind für Infineon, da ein Abschwung im kommenden Geschäftsjahr eingepreist werde.
"Der Markt wird davon ausgehen, dass die Prognose vor allem wegen der Wechselkurse angehoben wurde, weniger wegen der Nachfrage", schrieb Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan. Das könnte für eine Enttäuschung sorgen. Alles in allem seien die Resultate aber robust, und wenn der Euro weiter schwach bleibe, könne das Management seine Prognose abermals anheben.
Im abgelaufenen zweiten Quartal steigerte Infineon den Umsatz zum Vorquartal um vier Prozent auf knapp 3,3 Milliarden Euro. Wachstum verzeichnete das Unternehmen dabei in allen Segmenten außer PSS, in das unter anderem das Geschäft mit Erneuerbaren Energien fällt. Das Segmentergebnis kletterte um sechs Prozent auf 761 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Infineon 469 Millionen Euro nach 457 Millionen im Quartal zuvor. Die drei Kennziffern übertrafen damit die Erwartungen der Analysten.
Für das dritte Quartal hat Infineon einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro auf dem Zettel. Das wäre eine Steigerung von drei Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal. Die Segmentergebnis-Marge soll mit 21 Prozent etwas schwächer ausfallen als zuletzt. "Im vierten Quartal erwarten wir dann wieder einen Anstieg der Profitabilität", sagte Hanebeck./jcf/mne/jha/
Quelle: dpa-Afx