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ESSEN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiekonzern Evonik
Evonik-Chef Christian Kullmann erwartet laut einer Mitteilung vom Donnerstag im laufenden Jahr ein um Sondereffekte bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) zwischen 2,1 und 2,3 Milliarden Euro, was am unteren Ende 100 Millionen Euro mehr sind als bislang. Analysten haben für 2021 im Mittel bereits rund 2,2 Milliarden Euro auf dem Zettel. Den Umsatz erwartet Kullmann weiterhin zwischen 12 und 14 Milliarden Euro.
Bei einer Telefonkonferenz mit Analysten bezeichnete Kullmann den Gewinnausblick allerdings als gewohnt konservativ. Im weiteren Jahresverlauf könnte es also noch Luft nach oben geben. Ein wenig Rückenwind könnte dabei das Geschäft mit Lipiden für die Herstellung von Corona-Impfstoffen liefern. Evonik hatte jüngst eine Anlage zur Produktion dieser fettartigen Moleküle, die den Botenstoff von mRNA-Vakzinen in eine Nanohülle einschließen, früher als geplant fertiggestellt.
Auf der anderen Seite könnten allerdings steigende Rohstoffpreise oder auch Engpässe bei Lieferanten eine Rolle spielen, sagte Finanzchefin Ute Wolf mit Blick auf das untere Ende der Zielspanne für den operativen Gewinn.
Im ersten Quartal erziele Evonik bei einem Umsatzplus im Jahresvergleich von rund vier Prozent auf 3,36 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis von 588 Millionen Euro. Das waren 15 Prozent mehr als vor einem Jahr und mehr als von Analysten erwartet. "Das Ergebnis im ersten Quartal übertrifft nicht nur den Wert von 2020, sondern auch den des Vor-Pandemie-Jahres 2019," sagte Kullmann.
Unter dem Strich verdienten die Essener mit 186 Millionen Euro rund 43 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der auch für die Dividende wichtige freie Mittelzufluss verdreifachte sich fast auf 312 Millionen Euro. Das ist laut Finanzchefin Ute Wolf der höchste Wert seit dem Börsengang im Jahr 2013.
Analystin Georgina Iwamoto von der Bank Goldman Sachs
Die Special-Additives-Chefin Lauren Kjeldsen verantwortet bei Evonik auch das jüngst aufgelegte Programm zum Kunststoffkreislauf rund um die Ressourcenschonung, die sich immer mehr Chemieunternehmen auf die Fahnen schreiben. Evonik sieht in dem Bereich auch reichlich Geschäftspotenzial etwa mit Stoffen, die helfen Etiketten von Plastikverpackungen rückstandsfrei abzulösen oder mit Entschäumern, die den Waschprozess vereinfachen. Mit derartigen Angeboten sollen ab 2030 mindestens 350 Millionen Euro Umsatz erzielt werden.
Evonik sieht Special Additives gemeinsam mit den beiden Sparten Nutrition & Care und Smart Materials als Wachstumsfelder. Sie bedienen unter anderem die Tierfutter- und Lebensmittelindustrie und die Pharmabranche, stellen aber auch Desinfektionsmittel, Materialien für den 3D-Druck und Flammschutzmittel her.
Dem gegenüber steht das Performance-Materials-Segment, für das im Grunde keine Wachstumsinvestitionen mehr geplant sind. Stattdessen soll die Sparte auf höhere Gewinnmargen getrimmt werden, was die Geschäfte attraktiver für potenzielle Käufer machen würde. So wird aktuell das Superabsorber-Geschäft rund um saugstarke Materialien etwa für Windeln fitgemacht für einen Verkauf oder eine Partnerschaft mit einem anderen Konzern. Die Abspaltung soll wie geplant bis zum Sommer vollzogen sein, betonte Kullmann am Donnerstag. Danach werde zeitnah entschieden, ob der Bereich veräußert wird.
Für den Evonik-Kurs ging es am Vormittag um 0,61 Prozent auf 29,88 Euro nach oben. Schon seit Anfang März pendelt der Kurs zwischen rund 29 und etwa 31 Euro. Allerdings summieren sich die Gewinne seit Ende Oktober immer noch auf rund 44 Prozent, was deutlich mehr ist als das Kursplus der europäischen Chemiebranche in diesem Zeitaum./mis/men/stk
Quelle: dpa-Afx