(neu: Aussagen Goetz aus Analystencall, Kurs, weitere Analysten und Details.)
LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Lkw-Bauer Daimler Truck
Daimler-Truck-Aktien legten gegen Mittag an der Dax-Spitze um 7,7 Prozent zu auf 29,11 Euro. Analystin Daniela Costa von Goldman Sachs sprach von unerwartet hohem Erlös und wie erwartet ausgefallenen operativen Margen im ersten Quartal. JPMorgan-Experte Jose Asumendi hob seine Gewinnschätzungen für das Jahr an: Daimler Truck sei die beste Aktien-Erholungsstory unter den von ihm beobachteten Werten aus der Lkw-Branche.
Mit dem Kursanstieg setzt das Papier den Erholungstrend nach dem Absturz infolge des Kriegsausbruchs in der Ukraine fort. Im Tief war die Aktie im März auf 20,285 Euro gesackt. Mitte Januar hatte der Kurs sein bisheriges Rekordhoch noch bei 35,755 Euro markiert. Gestartet waren die Papiere nach der Abspaltung im Dezember bei 28 Euro.
Das Daimler-Management um Vorstandschef Martin Daum und Finanzvorstand Goetz geht nach dem ersten Quartal nun für 2022 von 48 bis 50 Milliarden Euro Erlös aus statt von 45,5 bis 47,5 Milliarden. Das sei vor allem besseren Verkaufspreisen und Wechselkurseffekten zu verdanken. Auf dem wichtigsten Markt für Daimler Truck, Nordamerika, würden Preiserhöhungen weitgehend erst ab Ende des zweiten Quartals greifen, sagte Goetz in einer Telefonkonferenz. Im Juli folgt dann eine weitere Preisrunde in Europa - wo die Preise in Summe dann prozentual zweistellig über dem Vorjahresniveau liegen sollen. Das zweite Vierteljahr dürfte beim operativen Ergebnis noch herausfordernd werden, so Goetz.
Er taxierte die Mehrkostenbelastung vor allem aus Lieferproblemen und steigenden Rohmaterialpreisen auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag, geht aber weiter davon aus, das durch die Preiserhöhungen wettmachen zu können. Chef Daum hatte bereits im März in Aussicht gestellt, im großen Stil an der Preisschraube drehen zu wollen und dabei von der größten Preiserhöhung jemals gesprochen. Auch bereits bestellte Lkw würden bei nachträglichen Preiserhöhungen wegen des hohen Bedarfs an Fahrzeugen kaum storniert. Aber - so Goetz - die Preiserhöhungen seien gegenüber den Kunden mit den steigenden Kosten begründet worden. Sollten diese wieder sinken, würde man das auch wieder an die Kunden weiterreichen in Form von Preisnachlässen.
Das wohl bessere Abschneiden beim Umsatz lässt auch das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) voraussichtlich etwas besser als gedacht ausfallen, das nun auf Vorjahresniveau liegen soll statt leicht darunter. Auf Vorjahresniveau heißt bei Daimler Truck bis zu 5 Prozent unter oder bis zu 5 Prozent über dem Vorjahreswert von 3,36 Milliarden Euro. Die wichtige operative Marge im Fahrzeuggeschäft soll weiter zwischen 7 und 9 Prozent liegen.
Im ersten Quartal lief es überraschend gut. Der Umsatz des Dax
Vor Zinsen und Steuern sowie bereinigt um Sondereffekte stieg das Ergebnis im ersten Quartal um elf Prozent auf 651 Millionen Euro. Die wichtige operative Marge vor Sondereffekten im Fahrzeuggeschäft lag mit 5,9 Prozent 0,4 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert - das Unternehmen hatte wegen schwieriger Lieferbedingungen eine Kostenbelastung zum Jahresstart angekündigt.
Preiserhöhungen konnten die gestiegenen Kosten in den ersten drei Monaten nur teilweise wettmachen. Zum einen stiegen die Kosten für Rohmaterialien, zum anderen kosten Sonderfrachten für benötigte Zulieferteile viel Geld. Die knappen Halbleiter wurden laut Unternehmen so umgeleitet, dass der Mangel an Chips nicht so schwer ins Gewicht fiel. Die Versorgung mit den Elektronikbauteilen soll sich im zweiten Halbjahr bessern. Die Chipflaute und den Ukraine-Krieg, von dem Daimler Truck nach eigenen Angaben im Tagesgeschäft nicht besonders schwer betroffen ist, hat das Unternehmen in seinen Jahresplanungen mit den bisher bekannten Auswirkungen berücksichtigt - zusätzliche Probleme könnten aber durch die Covid-19-Pandemie und Produktionsausfälle entstehen.
Unter dem Strich fiel der Gewinn in den Monaten Januar bis März mit 257 Millionen Euro deutlich schmaler aus als vor einem Jahr mit 1,43 Milliarden Euro. Damals hatte sich das Unternehmen einen hohen Sonderertrag gutgeschrieben, vor allem aus der Gründung des Brennstoffenzellen-Gemeinschaftsunternehmens Cellcentric mit dem schwedischen Lkw-Rivalen Volvo. Zudem fielen in diesem Jahr Kosten von zunächst 170 Millionen Euro für den angekündigten Rückzug aus dem russischen Geschäft an. Der restliche Aufwand bis zu den zuvor angekündigten 200 Millionen Euro werde später abgeschrieben./men/lew/jha
Quelle: dpa-Afx