(neu: Aktienentwicklung, weitere Analysten, Aussagen aus Telefonkonferenz)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall
Am Nachmittag gewann das Papier mehr als sieben Prozent auf 532,20 Euro, nachdem sein Kurs im frühen Handel zeitweise ins Minus gedreht war. Seit Jahresbeginn hat die Aktie mittlerweile rund 85 Prozent gewonnen, in den vergangenen drei Jahren hat die Aktie ihren Wert versechsfacht. Anfang April hatte sie mit 571,80 Euro ein Rekordhoch erreicht.
Fürs laufende Jahr peilt der Vorstand nun eine operative Ergebnismarge von rund 15 Prozent an. Bisher hatte der Rüstungskonzern 14 bis 15 Prozent in Aussicht gestellt. Im dritten Quartal lag die Marge bei 12,3 Prozent. Im Gesamtjahr 2023 hatte sie 12,8 Prozent betragen. Das operative Ergebnis sprang im abgelaufenen Jahresviertel um gut die Hälfte auf 302 Millionen Euro nach oben. Hier machte sich die jüngste Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal positiv bemerkbar. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 135 Millionen Euro und damit ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor.
Der Umsatz stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 Prozent auf 2,45 Milliarden Euro. Für 2024 visiert das Management weiterhin rund 10 Milliarden Euro an - inklusive Übernahmen. Neben der anhaltenden Hilfe für die Ukraine sorge die hohe Nachfrage der Bundeswehr und anderer Streitkräfte in der Europäischen Union sowie der Nato für eine weiterhin dynamische Marktentwicklung.
Die Quartalszahlen seien im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, schrieb JPMorgan-Analyst David Perry. Die Aussichten seien für Rheinmetall in den kommenden Jahren weiterhin außergewöhnlich gut. Kurzfristig habe sich die Unsicherheit für den Rüstungskonzern aber erhöht - durch den Wahlsieg von Donald Trump in den USA und das Aus für die Ampel-Koalition in Deutschland. Perry erwartet mögliche Konsequenzen für künftige Verteidigungsbudgets und die weitere Unterstützung der Ukraine.
In einer Telefonkonferenz zeigte sich Rheinmetall-Chef Papperger mit Blick auf das bestehende Sondervermögen der Bundeswehr jedoch unbesorgt. Bei einigen Aufträgen könne es wegen möglicher Neuwahlen in Deutschland zu leichten Verzögerungen von einigen Wochen kommen. Mit großen Problemen sei aber nicht zu rechnen.
Auch Donald Trump als neuer US-Präsident macht Papperger nicht nervös. Dieser werde die Nato-Staaten zu umso größeren Verteidigungsausgaben drängen. Zudem seien die Wachstumsperspektiven auf dem US-Markt weiterhin intakt. Die Mitte August angekündigte Übernahme des US-Fahrzeugspezialisten Loc Performance soll bis Jahresende in trockenen Tüchern sein. Das Feedback aus den Vereinigten Staaten hierzu sei positiv, betonte Papperger.
"Rheinmetall wird gebraucht, das zeigen unsere zahlreichen Auftragserfolge", sagte Papperger weiter. Die sogenannte Rheinmetall Nomination ging im Vergleich zum Vorjahresquartal allerdings um gut 17 Prozent auf 6,05 Milliarden Euro zurück. Diese Kenngröße umfasst neben dem klassischen Auftragseingang unter anderem das Volumen aus neu abgeschlossenen Rahmenverträgen mit militärischen Kunden.
Fürs Gesamtjahr senkte Rheinmetall die Nomination-Prognose auf 30 bis 40 Milliarden Euro. Zuvor hatte der Rüstungskonzern mit rund 40 Milliarden Euro gerechnet. Berenberg-Analyst George McWhirter führte dies darauf zurück, dass über einige Großaufträge noch diskutiert würde. Diese könnten sich bis 2025 verschieben. Das sei zwar keine große Überraschung, aber dennoch negativ.
Goldman-Analyst Victor Allard wies darauf hin, dass Rheinmetall beim Ausblick aufs vierte Quartal noch keine Aufträge der gemeinsamen Panzerfirma mit der italienischen Waffenschmiede Leonardo
Trotz der Verzögerungen hat Rheinmetall ein so großes Auftragspolster wie noch nie. Der Backlog, der neben dem Auftragsbestand unter anderem auch die erwarteten Abrufe aus bestehenden Rahmenverträgen mit militärischen Kunden beinhaltet, lag Ende September bei 51,9 Milliarden Euro. Nach dem zweiten Quartal standen 48,6 Milliarden Euro zu Buche.
Außerdem profitiert der Rüstungskonzern davon, dass die Kunden ihre Bestellungen mittlerweile häufiger anzahlen. Der freie Barmittelfluss verbesserte sich in der Folge deutlich auf plus 117 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal waren hingegen 105 Millionen Euro abgeflossen.
Bereits am Vortag hatte Rheinmetall einen Umbau des Vorstands bekanntgegeben. Zum neuen Jahr werde Finanzchefin Dagmar Steinert ihr Mandat niederlegen. Ihr Nachfolger soll Klaus Neumann werden, der bereits seit zwölf Jahren im Konzern arbeitet. Zeitgleich werde Rene Gansauge, bislang Leiter der Sparte Weapon and Ammunition, die neu geschaffene Position des für das Tagesgeschäft zuständigen Chief Operating Officer übernehmen. Der Vertrag mit Konzernchef Papperger wurde um weitere fünf Jahre bis 2030 verlängert./niw/stw/he
Quelle: dpa-Afx