(neu: Aussagen des Finanzchefs aus Telefonkonferenz, Kurs, Analysten.)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem überraschend guten dritten Quartal wächst bei der Deutschen Bank
Das Papier verlor am Morgen zeitweise rund fünf Prozent. Zuletzt erholte sich der Kurs aber spürbar und legte um 0,56 Prozent zu. Damit hielt sich die Aktie deutlich besser als der deutsche Leitindex Dax, der zu diesem Zeitpunkt mit 3,30 Prozent im Minus lag.
Dabei zeigten sich Branchenexperten von den Geschäftszahlen der Deutschen Bank positiv überrascht. Das Geldhaus habe ein starkes Zahlenwerk vorgelegt, schrieb Analystin Anke Reingen vom Analysehaus RBC. Sie wertete eine weiterhin gute Kontrolle der Banken und die Fortschritte der Bank bei der Kapitalquote positiv. Das gegenwärtige Umfeld mache die Risiken jedoch nicht gerade kleiner.
Im dritten Quartal schnitt das Institut, das sich mitten in einem tiefgreifenden Umbau befindet, besser ab als vom Management geplant und von Analysten erwartet: Vor Steuern stand ein Plus von 482 Millionen Euro in den Büchern, nach Steuern waren es 309 Millionen Euro. Davon müssen aber unter anderem noch Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Nachranganleihen abgezogen werden, sodass auf die Aktionäre des Frankfurter Dax-Konzerns
Mit dem radikalen Konzernumbau will die Deutsche Bank nach einer Serie von Verlustjahren wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Das lange verlustreiche Geschäft der hauseigenen Investmentbank wurde zurechtgestutzt, aus dem weltweiten Aktienhandel zog sich die Bank zurück. Sewing will die Kosten deutlich nach unten drücken und peilt für das Jahr 2022 eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent an.
Laut Finanzvorstand James von Moltke ist dem Management die Senkung der Kosten wichtiger als der genaue Umfang der abzubauenden Arbeitsplätze. Dabei sei es dem Vorstand recht, wenn die Bank einzelne Geschäftseinheiten mitsamt den Beschäftigten verkaufen kann. Die Menschen verließen dann zwar den Konzern, behielten aber ihre Jobs, sagte der Manager in einer Telefonkonferenz.
Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge erwägt die Deutsche Bank, ihre IT-Tochter Postbank Systems mit 1400 Mitarbeitern an den indischen Softwareanbieter Tata Consultancy Services zu verkaufen. Finanzchef von Moltke wollte dies nicht kommentieren.
Insgesamt will die Deutsche Bank die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern bis Ende 2022 um etwa 18 000 auf weltweit 74 000 verringern. Ende September 2020 lag die Zahl der Vollzeitstellen bei 86 984. Im Heimatmarkt Deutschland will das Institut jede fünfte Filiale streichen und das Netz auf 400 Standorte schrumpfen.
"Im fünften Quartal unserer Transformation haben wir neben unserer Kostendisziplin auch gezeigt, dass wir Marktanteile gewinnen können", sagte Sewing. "Unser fokussiertes Geschäftsmodell zahlt sich aus, und wir erwarten, dass sich ein erheblicher Teil unserer Ertragssteigerungen als nachhaltig erweisen wird." Analysten hatten im Schnitt für den Drei-Monats-Zeitraum Juli bis September 2020 unter dem Strich mit einem Verlust gerechnet.
Das positive Abschneiden im dritten Quartal lag unter anderem an gestiegenen Erträgen: Hier erwies sich das Investmentbanking als wichtige Stütze, während die Erträge in der Privatkundenbank stagnierten und die Sparte sogar in die roten Zahlen rutschte.
Auch der eingeleitete Sparkurs trug zum positiven Zwischenergebnis bei, ebenso wie die Tatsache, dass die Deutsche Bank mit 273 Millionen Euro deutlich weniger Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegte als in den ersten beiden Quartalen. Seit Jahresbeginn hat der Dax-Konzern gut 1,5 Milliarden Euro in die Risikovorsorge für gefährdete Darlehen gesteckt - mehr als dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben bei Banken in aller Welt Sorgen ausgelöst, dass von der Krise gebeutelte Kreditnehmer ihre Darlehen nicht zurückzahlen können.
"Wir haben im dritten Quartal unsere Erträge im Vorjahresvergleich um 13 Prozent gesteigert und gleichzeitig die Ausgaben um 10 Prozent gesenkt", schrieb Sewing in einer Nachricht an die Belegschaft. "So sind wir auf einem guten Weg zu unserem Renditeziel für 2022." Im laufenden Jahr sollen die Kosten der Bank auf 19,5 Milliarden Euro sinken. Das wären 3,3 Milliarden weniger als Jahr 2018. Sewing sieht die Bank "voll auf Kurs" zu diesem Ziel.
Die börsennotierte Fondstochter DWS
Quelle: dpa-Afx