(Neu: Goldman-Analystin, Cashflow, Kursentwicklung aktualisiert.)
KÖLN (dpa-AFX) - Gute Geschäfte mit der Autoindustrie sowie mit Stoffen rund um Materialschutz, Desinfektionsmittel und Wasseraufbereitung stimmen den Chemiekonzern Lanxess
Sowohl der neue Gewinnausblick als auch die Resultate des zweiten Quartals lägen deutlich über den Markterwartungen, schrieb Analyst Markus Mayer von der Baader Bank in einer ersten Einschätzung. Expertin Georgina Iwamoto von der Investmentbank Goldman Sachs monierte allerdings, dass die Prognoseerhöhung in Vergleich zu anderen Chemiekonzernen recht bescheiden ausfalle. Zudem sei der finanzielle Mittelfluss (Cashflow) eher schwach gewesen. So berichtete Lanxess in dem am Mittwoch vorgelegten Resultaten für das zweite Quartal von einem Mittelabfluss aus operativer Tätigkeit im fortgeführten Geschäft von 10 Millionen Euro.
Die Lanxess-Papiere fielen am späten Vormittag um 1,4 Prozent auf 61,72 Euro. Die Erholung um bis zu rund zwölf Prozent seit dem Mehrmonatstief Anfang Juli droht damit nun erst einmal zu enden. Mit einem Minus von mehr als eineinhalb Prozent im laufenden Jahr liegt Lanxess weiterhin auf dem vorletzten Platz im europäischen Chemiewerteindex. Der Stoxx Europe 600 Chemicals legte 2021 bislang um fast 18 Prozent zu.
Zachert kalkuliert für das laufende Jahr nun mit einem operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) von 1,0 bis 1,05 Milliarden Euro. Das sind um unteren und oberen Ende der Spanne jeweils 50 Millionen mehr als bislang in Aussicht gestellt. Enthalten ist darin nun auch ein Beitrag von rund 35 Millionen Euro durch den Zukauf von Emerald Kalama Chemical.
Lanxess hatte die mit umgerechnet rund 900 Millionen Euro zweitgrößte Übernahme der Unternehmensgeschichte Anfang August abgeschlossen. Emerald Kalama soll das Geschäft rund um Desinfektions- und Konservierungsmittel stärken und bietet Produkte für Aroma- und Duftstoffe, Konservierungsmittel für Lebensmittel sowie für Reinigungs- und Kosmetikprodukte an.
Emerald erzielte im Corona-Jahr 2020 einen bereinigten operativen Gewinn von rund 80 Millionen Euro - fast zehn Prozent dessen, was Lanxess im vergangenen Jahr erwirtschaftete. Durch Einsparungen im Zuge des Kaufs kalkuliert der MDax-Konzern binnen drei Jahren mit einem zusätzlichen jährlichen Gewinnbeitrag von rund 25 Millionen Euro.
Mit der Übernahme treibt Konzernchef Zachert den Umbau hin zu dem als stabiler und gewinnträchtiger erachteten Geschäft mit Spezialchemikalien voran. In der jüngeren Vergangenheit hatte es hierfür auch kleinere Akquisitionen gegeben, wie die des französischen Herstellers von Spezialfungiziden für die Verpackungsindustrie, Intace, und die des französischen Herstellers von Desinfektions- und Hygienelösungen Theseo.
Beide trugen im abgelaufenen zweiten Quartal bereits zum Gewinn der Sparte Consumer Protection bei, die neben den Geschäften mit Desinfektionsmitteln auch von einer anhaltend guten Nachfrage nach Agrochemikalien der Tochter Saltigo profitierte.
Eine deutliche Erholung im Vergleich zum coronabedingt schwachen Vorjahreszeitraum verzeichneten die Geschäfte der Sparte Engineering Materials rund um Spezialkunststoffe und des Geschäftsbereichs Specialty Addivites, der unter anderem Zusätze für Schmierstoffe und die Gummi-Industrie anbietet. Beiden Segmenten kommt die gestiegene Nachfrage der Autobranche zugute.
Insgesamt steigerte Lanxess den Umsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Viertel auf 1,83 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) stieg mit einem Plus von knapp einem Viertel auf 277 Millionen Euro ebenfalls deutlich, aber nicht ganz so stark wie die Erlöse.
Während der MDax-Konzern in den letzten Monaten deutlich gestiegene Rohstoffpreise durch höhere Verkaufspreise größtenteils auf die Kunden umlegen konnte, belasteten hohe Fracht- und Energiekosten sowie negative Wechselkurseffekte die Entwicklung ein Stück weit. Die operative Gewinnmarge sank daher um einen halben Prozentpunkt auf 15,1 Prozent.
Unter dem Strich blieben 100 Millionen Euro Gewinn hängen nach 798 Millionen vor einem Jahr. Damals hatte allerdings der Verkauf der Beteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta den Kölnern viel Geld in die Kasse gespült./mis/nas/men
Quelle: dpa-Afx