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FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Kampf um künftige Passagiere setzt die Lufthansa
Ohne das Abkommen wären nahtlose Gesamtreisen mit durchgechecktem Gepäck und nur einem Ticket für die Umsteiger unter den Condor-Gästen nicht mehr möglich, klagt die Condor. Sie könne eine Strecke wie beispielsweise Hamburg-Frankfurt-Jamaika nicht mehr zu gleichen Bedingungen anbieten, weil sie die notwendigen Zubringerflüge selbst nicht im Programm hat und sie auch nicht wie bislang zu pauschalen Bedingungen bei der Lufthansa dazu buchen könnte. Das könnte auch das für Condor sehr wichtige Veranstaltergeschäft mit Pauschalreisen beeinflussen.
Eine Condor-Sprecherin betonte, dass die aktuelle Vereinbarung zunächst bis Ende Mai uneingeschränkt weiter gelte. Für die Gäste seien damit die Zubringerflüge für die nächsten sechs Monate gesichert. Man prüfe derzeit Optionen für die Zeit danach. Der Ferienflieger hatte in der Vor-Corona-Zeit dem Vernehmen nach jährlich zwischen 60 und 65 Millionen Euro für die Teilstrecken an die Lufthansa überwiesen.
Die Condor sei auch ohne Abkommen künftig frei, einzelne Lufthansa-Tickets zu kaufen und in ihre Produkte zu integrieren, erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Damit sei dann auch das Durchchecken des Gepäcks kein Problem. "Condor-Gäste sind uns selbstverständlich immer willkommen."
Die Condor hatte erst in dieser Woche das Schutzschirmverfahren verlassen, das sie seit Herbst 2019 nach der Pleite der britischen Mutter Thomas Cook durchlaufen hatte. Ein neuer Investor war nicht gefunden worden, nachdem zu Beginn der Corona-Krise die bereits fest verabredete Übernahme durch die polnische Lot-Mutter PGL geplatzt war. Bereits damals hatte Lufthansa mit einer Kündigung der Zubringerdienste gedroht. Nach einer erneuten Umschuldung ist die Condor nun mit Hilfe eines langfristigen, 550 Millionen Euro schweren Kredits der staatlichen KfW-Bank unterwegs und damit nicht von einem größeren Konzern wirtschaftlich geschützt.
Ein Lufthansa-Sprecher begründete das Vorgehen damit, dass man gerade im Zeichen der Corona-Krise die eigenen Flugzeuge auslasten und damit Arbeitsplätze sichern müsse. Es gilt in der Branche als sicher, dass nach der Pandemie die touristische Nachfrage schneller wieder anziehen wird als die von Geschäftsreisenden. Schon vor Corona hatte der M-Dax
Vor Corona hatten die beiden Gesellschaften in friedlicher Koexistenz agiert, war man doch lange miteinander verbunden gewesen. Schon bei Gründung der Ferienfluggesellschaft Condor im Jahr 1955 gehörte Lufthansa zu den Eignern und übernahm vier Jahre später die komplette Airline, die dank reiselustiger Wirtschaftswunder-Deutscher zwischenzeitlich zur weltgrößten Ferienfluggesellschaft avancierte. 1997 brachte Lufthansa die Tochter in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem späteren Thomas-Cook-Konzern ein, bei dem Condor schließlich komplett landete und bis zur Pleite 2019 flog.
Für den Condor-Chef und früheren Lufthanseaten Ralf Teckentrup sind jedenfalls die guten alten Zeiten endgültig vorbei. Unternehmenskreisen zufolge lässt er prüfen, welche wettbewerbsrechtlichen Schritte gegen die Lufthansa möglich sind. In den Augen der Condorianer missbraucht der Kranich-Konzern seine marktbeherrschende Stellung auf der Kurz-und Mittelstrecke, um ein weiteres Monopol auf der touristischen Fernstrecke aus Deutschland zu errichten. Hier war bis vor wenigen Jahren auch noch die zwischenzeitlich verblichene "Air Berlin" unterwegs.
Unterstützung erhält Condor vom zweitgrößten deutschen Veranstalter DER Touristik. "Den Nachteil aus dem Ende der LH-Zubringerflüge für die Condor-Langstrecke haben die Verbraucher", sagte DER-Chef Sören Hartmann auf Anfrage. Er betonte die Sonderstellung der Lufthansa im deutschen Flugverkehr, aus der sich eine besondere Verantwortung gegenüber den Reisenden ergebe. "Der Staat rettet mit seiner Hilfe aktuell Lufthansa. Diese Hilfe sollte nicht dazu verwendet werden, deutsche Wettbewerber aus dem Markt zu drängen und das Reisen komplizierter zu machen."/ceb/mar/DP/jha
Quelle: dpa-Afx