(Neu: Äußerungen aus der Bilanz-PK, Pareto-Analyst, Details zur geplanten Schuldenreduzierung)
KASSEL (dpa-AFX) - Ein schwaches Geschäft mit Auftausalz wegen des milden Winteranfangs hat den Dünger- und Salzkonzern K+S zum Jahresende hin belastet. Zudem litt der Konzern 2020 unter niedrigen Preisen für Kalidünger. Fast zwei Milliarden Euro musste K+S auch wegen trüberer als zuvor gedachter Düngerpreis-Perspektiven abschreiben. Eine Dividende für 2020 wird es nicht geben. Für 2021 gibt es angesichts zuletzt gestiegener Kalipreise aber durchaus Gründe für Zuversicht. Die Aktie erholte sich ein Stück weit vom jüngsten Kursknick.
Im vergangenen Jahr fiel der Umsatz um 9 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro, wie der Kasseler Konzern am Donnerstag mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) knickte - wie seit Dienstag bekannt - um fast ein Drittel auf knapp 445 Millionen Euro ein. Analysten erhofften sich von den kompletten Zahlen nun den Grund für das überraschend schwache Abschneiden im Schlussquartal, hatten aber bereits das Streusalzgeschäft auf dem Zettel. Zudem schlugen 2020 Kosten im Zusammengang mit der Corona-Pandemie in Höhe von 40 Millionen Euro zu Buche.
Auch der bereits am Dienstag veröffentlichte Gewinnausblick für 2021 hatte auf den ersten Blick enttäuscht. Trotz der Kurserholung um rund 1,4 Prozent auf 9,18 Euro an diesem Donnerstag liegt die Aktie in der laufenden Woche immer noch fast 5 Prozent im Minus.
Das Testat des Jahresabschlusses durch die Wirtschaftsprüfer hinterließ damit zunächst kaum positive Spuren. Allerdings: K+S betrachtet dank des Testats den von der Bafin erhobenen Verdacht zu niedriger und verspäteter Abschreibungen auf sein Düngergeschäft aus dem vergangenen Herbst als entkräftet.
Im Herbst hatte K+S rund zwei Milliarden Euro in der operativen Einheit "Europe+" abgeschrieben. Als Gründe nannte der Konzern niedrigere Annahmen zur langfristigen Kalipreisentwicklung und höhere Annahmen zum Kapitalkostensatz. Im Februar gab der Konzern dann einen Verdacht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bekannt, demzufolge die Milliardenabschreibung eventuell zu niedrig gewesen und zu spät erfolgt sein könnte. Die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) nimmt daher derzeit noch den Konzernabschluss 2019 sowie den Halbjahresabschluss 2020 unter die Lupe.
In dem vom Abschlussprüfer Deloitte testierten Jahresabschluss fiel die Sonderabschreibung mit 1,86 Milliarden Euro nun rund 140 Millionen Euro niedriger aus als im Herbst angekündigt. Für 2020 bedeutet das einen bereinigten Konzernverlust von rund 1,8 Milliarden Euro. Eine Dividende wird es daher nicht geben, nachdem für das vorangegangene Geschäftsjahr zumindest 4 Cent je Aktie geflossen waren.
Für das neue Jahr rechnet Konzernchef Burkhard Lohr mit einem in der Tendenz höheren operativen Ergebnis aus eigener Kraft. Für das Ebitda des fortgeführten Geschäfts kalkuliert der Manager, wie schon bekannt war, mit 440 bis 540 Millionen Euro. Darin enthalten ist allerdings ein einmaliger Ertrag von 200 Millionen Euro aus der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Reks, in dem die Kasseler ihr Entsorgungsgeschäft mit dem der Remondis-Tochter Remex bündeln. Die Summe wird mit Abschluss der Transaktion im Sommer erwartet.
Zum Vergleich: Für das fortgeführte Geschäft ergibt sich für 2020 ein operativer Gewinn von rund 267 Millionen Euro. Den Reks-Effekt ausgeklammert könnte das operative Ergebnis im neuen Jahr also durchaus fallen oder auch deutlich zulegen. "Wir sind bei unserer Prognose noch sehr früh im Jahr", sagte Manager Lohr dazu während der Bilanzpressekonferenz. "Wir sind in einem guten Umfeld, die Kalipreise steigen." Angetrieben werde die Entwicklung von einem besseren Agrarfeld, zudem kämen aktuell keine weiteren Kapazitäten der Konkurrenz auf den Markt. Zeitgleich sei aktuell aber auch ein Anstieg der Frachtkosten zu spüren.
Analyst Knud Hinkel vom Investmenthaus Pareto Securities schreibt in einer aktuellen Studie von guten Aussichten für 2021. Der Unternehmensausblick basiere wohl auf eher vorsichtigen Kalipreis-Annahmen.
Beim fortgeführten Geschäft ist das amerikanische Salzgeschäft ausgeklammert, das der Konzern wegen Geldnot an die Industrieholding Stone Canyon verkauft. Der Deal soll spätestens im Sommer 2021 abgeschlossen werden und dank einer Wechselkursabsicherung für einen Zahlungseingang von 2,5 Milliarden Euro sorgen.
Mit dem Geld kann der Konzern seine Bilanz stärken. So lag das Verhältnis von Nettofinanzverbindlichkeiten zum operativen Ergebnis 2020 bei einem sehr hohen Faktor von 7,2. Das heißt es bräuchte sieben Jahre einen operativen Gewinn in der Höhe von 2020, um die Nettoschulden zu tilgen. Der Wert könnte 2021 vor allem dank des Geldes aus dem Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts durchaus unter 3 fallen, sagte Finanzchef Thorsten Boeckers am Donnerstag.
Nach dem Verkauf wird dann auch der für das Tagesgeschäft zuständige Vorstand (Chief Operating Officer) Mark Roberts, der auch Chef der amerikanischen Morton Salt ist, die K+S verlassen und für Stone Canyon arbeiten. Ab dem ersten April wird daher Holger Riemensperger als Chief Operating Officer in den K+S-Vorstand aufrücken./mis/ssc/stk
Quelle: dpa-Afx