(neu: Kolportierte Bewertung im zweiten Absatz)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp
Einem Bericht zufolge setzt Liberty dabei einen negativen Kaufpreis an. Ohne Schulden bewertet das Angebot von Liberty das Stahlgeschäft von Thyssenkrupp mit mindestens minus 1,5 Milliarden Euro, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Thyssen müsste Liberty also noch Geld geben, um die Sparte loszuwerden. Einem der Insider zufolge könnte Thyssen sich unter dieser Bedingung dafür entscheiden, den Geschäftsbereich zunächst zu behalten, mit dem Ziel, ihn später abzustoßen. Beide Firmen wollten sich dazu nicht äußern.
Thyssenkrupp will weiterhin im März eine Entscheidung treffen, wie es mit dem Stahlgeschäft weiter gehen soll. Neben einem Teil- oder Komplettverkauf sind auch Partnerschaften möglich. Gleichzeitig arbeite Thyssenkrupp an einer Alternativlösung, so Merz: "einer zukunftsfähigen Aufstellung des Stahls aus eigener Kraft".
Für diese Lösung gebe es zwei Varianten: Zum einen die Fortführung als Teil der Gruppe und zum anderen eine Abspaltung, erläuterte Merz. "Dabei ist uns klar, dass beides anspruchsvoll ist. Aber beides kann für das Geschäft eine attraktive Lösung sein." Dafür müssten allerdings "viele Voraussetzungen" erfüllt sein, diese würden gerade geprüft. Die Stahlsparte litt zuletzt stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und häufte im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von fast einer Milliarde Euro an.
Auch beim weiteren Konzernumbau kommt Thyssenkrupp voran, so etwa bei den zur Disposition stehenden Geschäftsbereichen. Am weitesten sei der Konzern im Anlagenbau, hieß es im Redetext von Merz. Im Bergbaugeschäft sei Thyssenkrupp mit der dänischen FLSmidth in konkrete Verkaufsgespräche eingetreten. "Ob diese Gespräche erfolgreich verlaufen und wann sie abgeschlossen sein werden, ist im Moment noch nicht absehbar." Dagegen wurde der Verkaufsprozess für das Zementgeschäft "bis auf Weiteres" ausgesetzt. Die Angebote für die Sparte hätten nicht überzeugen können, so Merz. Thyssenkrupp wolle den Bereich nun innerhalb des Konzerns weiter entwickeln. Ein Verkauf oder eine Partnerschaft strebt der Konzern dabei weiter an - jedoch Merz zufolge nicht mehr in diesem Geschäftsjahr.
Auch für den Chemieanlagenbau wurde der Verkaufsprozess zum Jahresende gestoppt. Grund dafür sei die zunehmende Dynamik im Bereich Wasserstoff beziehungsweise Wasser-Elektrolyse. "Hier untersuchen wir derzeit Wachstumsoptionen und mögliche Geschäftsmodelle."
Für das erste Quartal sendete Merz zudem positive Signale. Thyssenkrupp sei "mit Rückenwind" in das neue Geschäftsjahr gestartet. "In vielen Bereichen spüren wir erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung - trotz des neuerlichen Lockdowns." Im ersten Quartal partizipiere Thyssenkrupp "an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung". Die laufende Restrukturierung trage dabei erste Früchte. Beim geplanten Stellenabbau kommt der Konzern voran. Bis Jahresende seien über 4000 der geplanten 11 000 Stellen abgebaut worden. Durch die Restrukturierung sowie Einsparungen will Thyssenkrupp im laufenden Geschäftsjahr (per Ende September) eine Ergebnisverbesserung im niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbereich erreichen.
Thyssenkrupp will seine Zahlen für die Monate Oktober bis Dezember kommende Woche vorlegen. Die Aktie konnte von den Aussagen profitieren und legte gegen Mittag um fast drei Prozent zu./nas/zb/jha/fba/stk
Quelle: dpa-Afx