(neu: Aussagen aus Pressekonferenz, Details und Schlusskurs)
LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern BASF
Die Gewerkschaft IGBCE hatte zuvor von knapp 2500 Stellen gesprochen und die Pläne harsch kritisiert. "Das Jahr endet für die Beschäftigten, wie es begonnen hat, mit schlechten Nachrichten", sagte IGBCE-Bezirksleiter Gunther Kollmuß. Positiv wertete er, dass es keine Kündigungen geben soll. Gewerkschaft und Betriebsrat dringen nun auf eine "Standortvereinbarung 2030" für den Verbund und alle von der aktuellen Entwicklung betroffenen Einheiten.
Laut Brudermüller hat das Management die Pläne längst mit dem Betriebsrat vorbesprochen. Daher komme die Sache nicht überraschend. Die Bereiche sollten mehr Freiheiten erhalten, damit sie sich besser auf ihre Kunden einstellen können. Zudem sei die Verselbstständigung der Einheiten ein mehrjähriger Prozess.
Die Geschäfte rund um Agrarchemie, Batteriematerialien und Beschichtungen hängen weniger mit dem Rest des Konzerns zusammen, dessen Produktion sich um Basischemikalien (Chemicals), Kunststoffe (Materials), Additive (Industrial Solutions) und Inhaltsstoffe für Konsumgüter (Nutrition & Care) dreht.
Den betroffenen Bereichen will der Vorstand jetzt mehr Freiheiten einräumen, damit sie sich besser auf Kunden und Wettbewerber einstellen können. Brudermüller nannte etwa andere Anreizsysteme für die Mitarbeiter und andere Softwaresysteme. Laut Elvermann ist die rechtliche Ausgliederung dafür notwendig. Brudermüller wollte von einer Ausgliederung im eigentlichen Sinne gar nicht sprechen. An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die BASF-Aktie ging am Abend mit einem Kursplus von 1,5 Prozent aus dem Handel und war damit drittstärkster Wert im Dax
Derweil will der Vorstand nach dem Geschäftseinbruch im laufenden Jahr ab 2024 keine Umsatzprognosen mehr nennen. Ab der Bilanzvorlage am 23. Februar werde es lediglich Ziele für den Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen (bereinigtes Ebitda) sowie den Barmittelzufluss geben, teilte der Dax-Konzern anlässlich einer Investorenveranstaltung mit. Damit ändert BASF auch die zentrale operative Gewinngröße: Bisher hatte der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen (bereinigtes Ebit) im Vordergrund gestanden.
Auch in den einzelnen Sparten sollen sich die Ziele um die neue Hauptkennzahl für den operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) sowie den Barmittelzufluss drehen. So nimmt sich der Vorstand für das Verbundgeschäft eine bereinigte operative Marge (bereinigte Ebitda-Marge) von 17 Prozent vor, die über den Chemiezyklus hinweg erreicht werden soll. Beim Batteriematerial ohne Metalle soll die Marge bis zum Jahr 2030 bei mindestens 30 Prozent liegen und bei Beschichtungen mittelfristig bei mindestens 15 Prozent. Im Geschäft mit der Landwirtschaft peilt der Vorstand mittelfristig mindestens 23 Prozent an.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Folgen haben BASF stark belastet. Im Jahr 2022 brockten der Rückzug der Konzerntochter Wintershall Dea aus Russland und die Abschreibungen auf die Beteiligung an der Gaspipeline-Gesellschaft Nord Stream AG dem Chemieriesen einen Milliardenverlust ein. BASF hatte in der Vergangenheit stark auf die Versorgung mit Gas aus Russland gesetzt.
Im laufenden Jahr schlug die schwache Konjunktur aufs Geschäft durch: Im Juli kappte das Management seine Umsatzprognose von zuvor 84 bis 87 Milliarden auf nur noch 73 bis 76 Milliarden Euro. Inzwischen rechnet Brudermüller nur noch mit dem unteren Ende dieser Spanne. Im Vorjahr hatte BASF noch einen Umsatz von gut 87 Milliarden Euro erzielt.
Schon im Februar hatte der Vorstand ein Sparprogramm aufgelegt und angekündigt, 2600 Stellen zu streichen, rund zwei Drittel davon in Deutschland. Im Oktober setzte er zudem sein Einsparziel herauf. Insgesamt sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um rund 1,1 Milliarden Euro sinken statt wie zuvor geplant um rund eine Milliarde.
Unterdessen wird das Management ehrgeiziger mit Blick auf die geplante Senkung der CO2-Emissionen. Schon länger hat sich BASF vorgenommen, den CO2-Ausstoß im eigenen Betrieb und aus zugekaufter Energie (Scope 1 und Scope 2) bis 2030 im Vergleich zu 2018 um 25 Prozent zu senken, bis 2050 wollen die Ludwigshafener auf Netto-Null kommen. Jetzt nimmt der Vorstand auch den CO2-Ausstoß der zugekauften Rohstoffe (Scope 3.1) in den Fokus. Dieser soll im Vergleich zu 2022 bis zum Jahr 2030 über das gesamte Portfolio hinweg um 15 Prozent sinken und 2050 ebenfalls bei Netto-Null liegen./stw/jsl/jha/
Quelle: dpa-Afx