(neu: Weitere Aussagen des Finanzchefs zu Gewinnentwicklung, aktualisierte Aktienreaktion)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
Die Deutsche-Bank-Aktie konnte sich der Angst vor einem zweiten Lockdown wegen der Pandemie allerdings nicht ganz entziehen. Das Papier verlor am Morgen zunächst rund fünf Prozent. Dann erholte sich der Kurs, und am späten Vormittag war die Deutsche-Bank-Aktie mit einem Plus von 2,27 Prozent auf 8,09 Euro einer von nur drei Gewinnern im Dax
Auch sonst hat sich die lange gebeutelte Deutsche-Bank-Aktie in der Corona-Krise bisher vergleichsweise gut geschlagen. Seit dem Jahreswechsel hat ihr Kurs um rund 17 Prozent zugelegt und sich damit so stark entwickelt wie keine andere Aktie im europäischen Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks
Im dritten Quartal schnitt das Institut, das sich im Jahr seines 150-jährigen Bestehens mitten in einem tiefgreifenden Umbau befindet, besser ab als vom Management geplant und von Analysten erwartet: Vor Steuern stand ein Plus von 482 Millionen Euro in den Büchern, nach Steuern waren es 309 Millionen Euro. Davon müssen aber unter anderem noch Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Nachranganleihen abgezogen werden, sodass auf die Aktionäre des Frankfurter Konzerns ein Gewinn von 182 Millionen Euro entfiel. Ein Jahr zuvor hatte der im Juli 2019 eingeleitete Konzernumbau für tiefrote Zahlen gesorgt.
Branchenexperten zeigten sich von den Geschäftszahlen positiv überrascht. Das Geldhaus habe ein starkes Zahlenwerk vorgelegt, schrieb Analystin Anke Reingen vom Analysehaus RBC. Sie wertete eine weiterhin gute Kontrolle der Kosten und die Fortschritte der Bank bei der Kapitalquote positiv. Das gegenwärtige Umfeld mache die Risiken jedoch nicht gerade kleiner.
Mit dem radikalen Konzernumbau will die Deutsche Bank nach einer Serie von Verlustjahren wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Das lange verlustreiche Geschäft der hauseigenen Investmentbank wurde zurechtgestutzt, aus dem weltweiten Aktienhandel zog sich die Bank zurück. Sewing will die Kosten insgesamt deutlich nach unten drücken und peilt für 2022 eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent an.
Dazu soll bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18 000 auf weltweit 74 000 verringert werden. Ende September 2020 lag die Zahl der Vollzeitstellen bei 86 984. Im Heimatmarkt Deutschland will das Institut jede fünfte Filiale schließen und das Netz auf 400 Standorte schrumpfen.
Die Bank halte an ihrem Ziel eines Stellenabbaus von 18 000 Jobs fest, "aber das wichtigere Ziel ist das Kostensenkungsziel", sagte Finanzchef von Moltke. Auf der Streichliste steht Medienberichten zufolge die IT-Tochter Postbank Systems, die IT-Dienstleistungen für die Deutsche-Bank-Tochter Postbank erbringt. Interesse an einer Übernahme des Unternehmens mit 1400 Mitarbeitern hat demnach der indische Softwareanbieter Tata Consultancy Services. Die Deutsche Bank führt derzeit die Computersysteme von Mutterkonzern und Tochter zusammen.
"Im fünften Quartal unserer Transformation haben wir neben unserer Kostendisziplin auch gezeigt, dass wir Marktanteile gewinnen können", sagte Konzernchef Sewing. Die Bank erwarte, "dass sich ein erheblicher Teil unserer Ertragssteigerungen als nachhaltig erweisen wird".
Vor allem im Investmentbanking ging es im dritten Quartal aufwärts, in der Sparte kletterten die Einnahmen um 43 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf rund 2,4 Milliarden Euro dank eines starken Handels mit Anleihen und Währungen sowie eines gut laufenden Beratungs- und Emissionsgeschäft. 2021 dürfte es für die Branche nach Einschätzung der Deutschen Bank jedoch im Kapitalmarktgeschäft wieder schwieriger werden. Die Erträge in der Privatkundenbank stagnierten im dritten Quartal, die Sparte rutschte sogar in die roten Zahlen.
Auch der Sparkurs trug zum positiven Zwischenergebnis bei, ebenso wie die Tatsache, dass die Deutsche Bank mit 273 Millionen Euro deutlich weniger Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegte als in den ersten beiden Quartalen. Auf Jahressicht ist die Risikovorsorge mit gut 1,5 Milliarden Euro allerdings mehr als dreimal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Die Branche rüstet sich dafür, dass von der Corona-Krise gebeutelte Kreditnehmer ihre Darlehen möglicherweise nicht zurückzahlen können. "Wir haben konservativ bilanziert bei der Risikovorsorge", sagte Finanzchef von Moltke. "Daher sehen wir uns sehr klar auf dem Weg zu einem Vorsteuergewinn."
Sewing bekräftigte in einem Brief an die Belegschaft: "Wir haben im dritten Quartal unsere Erträge im Vorjahresvergleich um 13 Prozent gesteigert und gleichzeitig die Ausgaben um 10 Prozent gesenkt. So sind wir auf einem guten Weg zu unserem Renditeziel für 2022." Im laufenden Jahr sollen die Kosten auf 19,5 Milliarden Euro sinken. Das wären 3,3 Milliarden weniger als 2018. Der Konzernchef sieht die Bank "voll auf Kurs" zu diesem Ziel./ben/stw/men/
Quelle: dpa-Afx