(neu: Reaktion von Deutsche Wohnen in Absätzen 6 und 7)
BOCHUM/BERLIN (dpa-AFX) - Es war ein Paukenschlag, als die beiden größten deutschen Wohnungskonzerne Vonovia
Als am Freitagnachmittag bei Vonovia zusammengerechnet wurde, standen unter dem Strich nur rund 47,6 Prozent der Aktien der Deutsche Wohnen, über die Vonovia verfügen konnte. Buchs Leute machten sich wenig Hoffnungen, dass die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent bis zum Ende einer Nachbuchungsfrist noch erreicht werden könnte. Die Gesamtkosten des Deals hätten sich auf rund 18 Milliarden Euro belaufen. Bereits im Juni hatte das Bundeskartellamt dem Kauf zugestimmt.
"Leider haben die jetzigen Aktionäre der Deutsche Wohnen ihre Anteile nicht ausreichend eingeliefert", sagte Buch laut Mitteilung. Für ihn ist das keine neue Erfahrung: 2016 hatten ihm die Deutsche-Wohnen-Aktionäre schon einmal bei einem Übernahmeversuch die kalte Schulter gezeigt. Obwohl diesmal Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen mitzogen, reichte es wieder nicht.
Die geplante Fusion hatte die Debatte über Miethöhen und knappen Wohnraum weiter angefacht. Die Deutsche Wohnen stand nicht nur beim inzwischen gescheiterten Mietendeckel-Gesetz des Berliner Senats immer wieder im Fokus, sondern ist auch Hauptgegner der Initiative "Deutsche Wohnen und Co. enteignen". Diese setzt sich dafür ein, Immobilien jener Unternehmen in Berlin zu verstaatlichen, die mehr als 3000 Wohnungen haben. Vonovia besaß Ende 2020 knapp 415 000 Wohnungen, davon gut 354 000 in Deutschland. Bei der Deutschen Wohnen stehen rund 114 000 ihrer mehr als 155 000 Wohnungen in der Hauptstadt.
Um der Berliner Politik den von Mieterschützern misstrauisch beäugten Deal schmackhaft zu machen, machte Buch Zugeständnisse. Vonovia werde sich verpflichten, in den kommenden drei Jahren die jährlichen Mietsteigerungen auf höchstens ein Prozent im Jahr zu begrenzen, versprach er. Beide Konzerne einigten sich mit dem Senat zudem auf den Verkauf von rund 20 000 Wohneinheiten noch in diesem Jahr an das Land.
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller hatte darauf positiv reagiert, denn Wohnungen in kommunaler Hand bedeuten nach seiner Ansicht mehr Einfluss auf sozialverträgliche Mieten und mehr Sicherheit für viele Menschen. Ob es nun dazu kommt, ist offen. "Das Angebot an Berlin, Wohnungsbestände erwerben zu können, werden wir weiter mit den Verantwortlichen besprechen", kündigte Buch an. Ähnlich äußerte sich die Deutsche Wohnen. Die Gespräche über den Wohnungsverkauf würden fortgesetzt. Zudem bekräftigte der Konzern das Vorhaben, Mietsteigerungen bis 2026 zu begrenzen und den Neubau von Wohnungen in der Metropole voranzutreiben.
Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn, der im fusionierten Konzern Buchs Stellvertreter werden sollte, zeigte sich trotz der Niederlage optimistisch. Sein Unternehmen sei "strategisch hervorragend aufgestellt".
Dass nicht mehr Investoren von den Plänen überzeugt werden konnten, führt Buch auf die Aktionärsstruktur bei der Deutsche Wohnen zurück. Wesentliche Teile der Aktien würden von Hedgefonds und zudem von Indexfonds gehalten, die erst handeln dürften, wenn die Mindestannahmequote erreicht sei. Die war aber noch nicht der Fall.
Ganz geschlagen geben will sich Buch aber noch nicht. "Wir haben für unseren Vorschlag, die Deutsche Wohnen mit Vonovia zusammenzulegen, breite Unterstützung erfahren", betonte er. Ein Zusammenschluss beider Unternehmen sei sowohl wirtschaftlich wie gesellschaftspolitisch sinnvoll. Vonovia werde mögliche Optionen prüfen. Dazu gehörten "ein erneutes öffentliches Angebot oder den Erwerb weiterer Aktien".
An der Börse waren die Reaktionen unterschiedlich: Während Vonovia mit minus 2,7 Prozent am Dax
Quelle: dpa-Afx