TOULOUSE (dpa-AFX) - Die Corona-Krise und der geplante Abbau Tausender Arbeitsplätze haben dem Flugzeugbauer Airbus
An der Börse wurden die Nachrichten mit Enttäuschung aufgenommen. Die Airbus-Aktie verlor kurz nach Handelsstart in Paris fast fünf Prozent an Wert. Zuletzt lag sie noch mit rund drei Prozent im Minus und gehörte damit zu den schwächsten Werten im französischen Leitindex Cac 40
Am Ende schnitt Airbus im Corona-Jahr 2020 zwar besser ab als von Analysten befürchtet. Doch für 2021 hatten Experten mit einer mutigeren Prognose gerechnet. Analyst Sandy Morris vom Analysehaus Jefferies bezeichnete es als etwas verwirrend, dass Airbus nicht mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung rechne. Auch sein Kollege Chris Hallam von der US-Bank Goldman Sachs wertete die Ziele des Managements als extrem konservativ.
So peilt Airbus-Chef Faury für 2021 die Auslieferung von mindestens ähnlich vielen Flugzeugen wie im Vorjahr an. Da hatte der Hersteller 566 Maschinen an seine Kunden übergeben, nachdem es im Rekordjahr 2019 noch 863 gewesen waren. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) soll im laufenden Jahr auf mindestens 2 Milliarden Euro steigen.
Unterdessen will das Management das Geld des Konzerns weiterhin zusammenhalten und im neuen Jahr zumindest einen kleinen freien Barmittelzufluss vor Fusionen und Übernahmen sowie Kundenfinanzierungen erreichen. Im vierten Quartal war ihm dies mit 4,9 Milliarden Euro bereits gelungen. Insgesamt stand hier für 2020 allerdings ein dickes Minus zu Buche. Auch deshalb sollen die Aktionäre wie schon für 2019 auch für 2020 auf eine Dividende verzichten.
"Das vergangene Jahr war eine Herausforderung für Airbus. Es ist weit von den ursprünglichen Erwartungen für 2020 entfernt", sagte Faury. Die Bilanz für 2020 zeige nun, dass die eingeleiteten Maßnahmen gewirkt hätten. "Wir haben unsere Widerstandsfähigkeit bewiesen." Es sei aber klar, dass die Krise 2021 noch lange nicht vorbei sei.
Die Corona-Pandemie hat dem Konzern mit Schaltzentrale in Toulouse schwer zugesetzt und einen heftigen Geschäftseinbruch ausgelöst. Der Umsatz sackte um 29 Prozent auf 49,9 Milliarden Euro nach unten. Vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten blieb Airbus allerdings in den schwarzen Zahlen: Das bereinigte Ebit sackte um 75 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro nach unten.
Bei dieser Kennzahl hat Airbus unter anderem Sonderbelastungen für den angekündigten Abbau Zigtausender Jobs herausgerechnet, der allein mit 1,2 Milliarden Euro zu Buche schlug. Der Hersteller hat seine Flugzeugproduktion wegen der Krise um rund 40 Prozent gedrosselt - besonders stark bei den Großraumjets der Reihen A330neo und A350. Auch deshalb braucht Airbus absehbar weniger Mitarbeiter.
Unterdessen will der Hersteller die Fertigung seiner Mittelstreckenjets der Modellfamilie A320 in diesem Jahr wieder leicht hochfahren. Die Airbus-Spitze erwartet, dass der Markt für Verkehrsflugzeuge erst in den Jahren 2023 bis 2025 wieder auf das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Krise zurückkehrt.
Dennoch gab es auch gute Nachrichten für den Boeing-Rivalen
Airbus war bereits 2019 tief in die roten Zahlen gerutscht. Grund war damals eine Milliardenstrafe wegen Korruptionsvorwürfen. Dadurch fuhr der Konzern 2019 einen Verlust von knapp 1,4 Milliarden Euro ein.
Im abgelaufenen Jahr stand Airbus deutlich besser da als Erzrivale Boeing. Dem US-Konzern haben die Corona-Krise, das Debakel um den Absturzjet 737 Max und neue Verzögerungen beim Großraumjet 777X im vergangenen Jahr ein Minus von mehr als 11,9 Milliarden US-Dollar (9,9 Mrd Euro) eingebrockt./stw/nau/eas/mis
Quelle: dpa-Afx