CAMBRIDGE (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Astrazeneca
Zwischen Januar und März kletterten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf rund 7,3 Milliarden US-Dollar, wie das Unternehmen am Freitag in Cambridge mitteilte. Die Corona-Impfung herausgerechnet, betrug der Zuwachs noch elf Prozent. Astrazeneca hatte sich von Beginn an auf die Fahnen geschrieben, mit dem Impfstoff, der federführend von Forschern der Universität Oxford entwickelt wurde, während der Pandemie keine Gewinne erwirtschaften zu wollen. Mit der Impfung setzte Astrazeneca im abgelaufenen Quartal knapp 300 Millionen Dollar um.
Der Kerngewinn je Aktie stieg im abgelaufenen Quartal insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um 55 Prozent auf 1,63 Dollar und fiel damit besser aus als am Markt erwartet. Ohne den Pandemie-Impfstoff hätte der Wert aber um drei Cent höher gelegen, so das Unternehmen.
Konzernchef Pascal Soriot sprach von "soliden Fortschritten" in den vergangenen drei Monaten. "Neue Medikamente haben zu mehr als der Hälfte unseres Umsatzes beigetragen, und alle Regionen sind ermutigend gewachsen."
Unter dem Strich blieb mit knapp 1,6 Milliarden Dollar mehr als doppelt so viel hängen wie vor einem Jahr. Allerdings lag das in erster Linie am Verkauf der Viela-Beteiligung, einem auf Autoimmunkrankheiten spezialisierten Biotech-Unternehmen, sowie an der Veräußerung der europäischen Rechte (ohne Spanien und Großbritannien) am Medikament Crestor an das Pharmaunternehmen Grünenthal.
Für das Gesamtjahr 2021 erwartet Astrazeneca ein Umsatzwachstum im niedrigen Zehnerprozentbereich. Pro Aktie rechnet der Konzern mit einem bereinigten Ergebnis zwischen 4,75 und 5,00 Dollar je Aktie. In diesem Ausblick ist der Corona-Impfstoff, der wohl zumindest die öffentliche Wahrnehmung des Unternehmens in den kommenden Monaten weiterhin prägen dürfte, gar nicht inbegriffen. Mit einem Preis von rund 3,40 Euro pro Dosis liegt der Impfstoff preislich deutlich unter den mRNA-Impfstoffen von Biontech
Trotz seines logistischen und preislichen Vorteils und der nachweislich hohen Wirksamkeit verlief die Historie des Astrazeneca-Impfstoffs relativ holprig: Selten auftretende Blutgerinnsel im Zusammenhang mit der Impfung führten dazu, dass mehrere Staaten das Mittel nur noch für höhere Altersgruppen offiziell empfehlen oder den Impfstoff sogar gar nicht mehr einsetzen. Das wiederum sorgte selbst in Altersgruppen für Misstrauen, für die das Vakzin uneingeschränkt empfohlen wird. Zeitweise blieben zigtausende Impfdosen in Deutschland liegen, weil Bürger ihre Termine nicht wahrnahmen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Astrazeneca für Menschen ab 60 - nach ärztlicher Aufklärung können sich jedoch auch Jüngere damit impfen lassen.
Doch auch Astrazeneca selbst sorgte immer wieder für Ärger: So kürzte der Konzern mehrfach seine Liefermengen in die EU-Staaten, während Großbritannien weiterhin relativ geräuschlos beliefert wurde. Die EU sieht darin einen Vertragsbruch und zog gegen Astrazeneca vor Gericht. Das Unternehmen hält die Klage für unbegründet. Der Vertrag enthält die umstrittene Klausel, die Firma müsse "best reasonable efforts" zur Erfüllung der Zusagen unternehmen - zu deutsch in etwa "alle vernünftigen Anstrengungen". Astrazeneca argumentiert, das habe man eingehalten; die EU-Kommission sieht das anders. Ende Mai wird vor Gericht verhandelt./tav/swe/DP/jha/
Quelle: dpa-Afx