BERLIN (dpa-AFX) - Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1
Das Papier verlor am Vormittag zehn Prozent. Die Aktie hatte sich in diesem Jahr bisher gut entwickelt und vor allem aber seit ihrem Tief bei unter 6 Euro Ende März rasant an Wert gewonnen. Die schwächer als erwartet ausgefallene Entwicklung beim Absatz dürfte die Fortschritte bei den Kosten aus Anlegersicht aber überlagern, schrieb JPMorgan-Analyst Marcus Diebel in einer Einschätzung.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie Sondereffekten dürfte sich der Verlust im Gesamtjahr nun zwischen 50 und 70 Millionen Euro bewegen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Bisher waren die Berliner von 60 bis 90 Millionen Euro Verlust ausgegangen.
Beim Verkauf von Gebrauchten ist Auto1 derweil nach einem deutlichen Absatzrückgang im zweiten Quartal vorsichtiger. So dürften 625 000 Autos plus oder minus fünf Prozent abgesetzt werden, hieß es. Bisher rechnete Bertermann mit 625 000 bis 690 000 Wagen.
Im zweiten Quartal ging der bereinigte operative Verlust von 46,8 Millionen Euro ein Jahr zuvor auf 14,8 Millionen zurück. Der Konzern habe einen großen Schritt in Richtung operativer Gewinnschwelle gemacht, sagte Bertermann. Nach der Senkung von Kosten wolle das Unternehmen wieder ins Wachstum investieren.
In den Monaten April bis Juni verkaufte Auto1 141 682 Autos und damit knapp 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz fiel um knapp 23 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro und damit etwas stärker als von Analysten geschätzt. Dazu trug auch bei, dass die Gebrauchtwagenpreise gegenüber den sehr hohen Niveaus von vor einem Jahr deutlich gesunken sind. Der durchschnittliche Verkaufspreis sank von fast 10 500 Euro ein Jahr zuvor auf knapp 9500 Euro.
Den Bruttogewinn je Fahrzeug - also die Differenz zwischen Verkaufs- und Ankaufspreis - konnte Auto1 von 761 auf den Rekordwert 898 Euro steigern. Vor allem im Verkauf an Privatkunden macht Auto1 viel gut: Hier kletterte der Bruttogewinn pro Auto um über 60 Prozent auf 1680 Euro. Auto1 kann die Gebrauchten in Eigenregie kostengünstiger aufbereiten als von externen Firmen und steigert den Anteil der selbst aufgefrischten Autos kontinuierlich. Im Geschäft mit den Händlern legte der Bruttogewinn um knapp 11 Prozent auf 810 Euro zu.
In beiden Segmenten ging aber das Verkaufsvolumen zurück. Auto1 hatte in den vergangenen Jahren viel Geld in den Aufbau des Privatkundengeschäfts (Autohero, wirkaufendeinauto.de) gesteckt, vom aktuellen Absatz macht die Sparte aber derzeit nur rund ein Zehntel aus. Bis zum vierten Quartal sollen die Marketingkosten je Auto in der Privatkundensparte von derzeit rund 700 Euro weiter auf 500 Euro sinken. Bei den Händlern will Bertermann jetzt wieder auf Wachstum umschwenken. Dazu sollen neue Produkte auf der Plattform des Anbieters beitragen./men/mis/jha/
Quelle: dpa-Afx